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Coronavirus: Hunderte BürgerInnen zentralasiatischer Staaten sitzen im Ausland fest

Seit mehr als zehn Tagen sitzen hunderte BürgerInnen der zentralasiatischen Staaten an Moskaus Flughäfen fest. Der Grund dafür ist die Einstellung des Flugverkehrs zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Auch an den Grenzen auf dem Landweg ist die Situation ähnlich.

Flugzeuge zentralasiatischer Fluggesellschaften
Hunderte BürgerInnen zentralasiatischer Staaten warten an Moskaus Flughäfen auf einen Flug in die Heimat (Symbolbild)

Seit mehr als zehn Tagen sitzen hunderte BürgerInnen der zentralasiatischen Staaten an Moskaus Flughäfen fest. Der Grund dafür ist die Einstellung des Flugverkehrs zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Auch an den Grenzen auf dem Landweg ist die Situation ähnlich.

Seit dem 17. März sitzen hunderte Staatsangehörige der Länder Zentralasiens an den vier internationalen Flughäfen von Moskau fest. Wie die unabhängige russische Zeitung Nowaja Gazeta berichtete, geben die Passagiere an, dass ihre Flüge in letzter Sekunde annulliert wurden, ohne dass sie eine Rückerstattung erhalten haben. Sie warteten auf die Bereitstellung von Charterflügen, um in ihre Heimat zurückkehren zu können. Aber da es zu wenige Charterflüge gab und diese außerdem nicht schnell genug organisiert wurden, kam es zu einer Überlastung der Flughäfen.

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Am 20. März um Mitternacht unterbrachen Kirgistan und Tadschikistan ihren regulären Flugverkehr, was zur Annullierung von Flügen aus Russland führte. Etwas später folgten auch Usbekistan und Russland dem Beispiel, meldete das tadschikische Nachrichtenportal Asia-Plus. All diese Maßnahmen sollen der Eindämmung des Coronavirus dienen. In einer Zeit, in der sich die Welt unter Quarantäne stellt, wird auch Zentralasien davon nicht verschont.

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Am Abend des 24. März begann sich die Situation zu entspannen. Laut der usbekischen Nachrichtenagentur Uznews haben die usbekischen Behörden Charterflüge von Moskau eingerichtet. Asia Plus berichtete, dass 200 tadschikische Staatsangehörige, die am Flughafen Wnukowo gestrandet waren, nach Duschanbe zurückkehren konnten. Die russische Fluggesellschaft UTair, die ihre Flüge annulliert hatte, finanzierte die Rückführung. Mehr als 350 tadschikische BürgerInnen, die am Flughafen Schukowskij festsaßen, konnten ebenfalls abheben.

Wie Fergana News berichtete, stellte die usbekische Botschaft in Russland den gestrandeten Passagieren Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung, so dass einige den Flughafen verlassen konnten. Nach Angaben der kirgisischen Nachrichtenagentur AkiPress sitzen jedoch noch mehr als 50 KirgisInnen unter prekären Bedingungen und mit der Aussicht auf eine lange Wartezeit in Moskau fest: Sie sind gezwungen, auf dem Boden zu schlafen, und es fehlt an Nahrung.

Beunruhigende sanitäre Bedingungen

Unter den Gestrandeten befinden sich viele GastarbeiterInnen zentralasiatischer Herkunft. 2019 reisten 2,4 Millionen ArbeitsmigrantInnen nach Russland. Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan sind dabei die am häufigsten vertretenen Herkunftsländer. Im oben genannten Artikel der Nowaja Gazeta wird auch über die Not dieser Menschen berichtet, die alles dafür getan haben, um in ihr Land zurückkehren zu können, und den Rückflug häufig mit ihren letzten Ersparnissen bezahlt haben.

Laut Asia-Plus engagieren sich Freiwillige und lokale Geschäfte für die festsitzenden Menschen, indem sie Lebensmittel verteilen. Außerdem hat der Flughafen Schukowskij auf eigene Kosten Mahlzeiten bereitgestellt. Diese Hilfe, so willkommen sie auch ist, reicht jedoch nicht aus. Die Gestrandeten klagen über mangelnde Unterstützung vonseiten der Botschaften und Behörden.

Insbesondere die sanitären Bedingungen sind besorgniserregend, da die Flughäfen keine hygienischen Vorkehrungen getroffen haben. Die Menschen können nicht die empfohlene Distanz wahren, regelmäßiges Händewaschen ist unmöglich und es fehlt an Masken. Vor dem Hintergrund der Pandemie besteht also ein hohes Infektionsrisiko.

Auch die Grenzen auf dem Landweg sind betroffen

Auch die Landesgrenzen wurden von den zentralasiatischen Behörden geschlossen. Wie an den Flughäfen ist die Situation dort äußerst kompliziert, da Hunderte von Menschen an den Grenzübergängen feststecken.

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Radio Ozodlik, der usbekische Dienst von Radio Free Europe, berichtete von 700 festsitzenden UsbekInnen an Grenzübergängen in Kasachstan und Kirgistan . Am 25. März waren es mehr als 500 an der usbekisch-kasachstanischen Grenze und mehr als 150 an der usbekisch-kirgisischen Grenze. Sie warten auf die Öffnung, während die Staaten verhandeln und die Quarantäne organisieren. Fergana News berichtete, dass auch tadschikische Familien in Usbekistan feststeckten, weil sie weder die Landgrenze überqueren noch einen Flug nach Duschanbe finden konnten. Zuvor hatten sie verzweifelt versucht, ihre Botschaft in Taschkent zu kontaktieren.

Selbst wenn sich die Situation an Flughäfen und Grenzübergängen entspannt, bleibt die Rückkehr in der gegenwärtigen Situation kompliziert. Passagiere werden bei der Ankunft unter Quarantäne gestellt oder direkt ins Krankenhaus geschickt, wenn sich Symptome des Virus zeigen.

Clotilde Rabault, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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