Die Eröffnung der Universität Zentralasiens (UCA) am Mittwoch, den 19. Oktober, in Naryn (Kirgistan) setzte ein starkes Zeichen. Das Datum markiert die Eröffnung des ersten von drei vorgesehenen Campusse auf einem Gelände von 14 000 Quadratmetern für die Aufnahme von 150 derzeit eingeschriebenen Studierenden. Die Unterrichtsräume, Bibliothek, Labor, Studentenwohnheime, Büros für die Verwaltung: die UCA weist alle Merkmale einer ambitionierten Universität auf.
Anlässlich dieser Veranstaltung erschienen der geistliche Führer der Ismailiten, Karim Aga Khan IV., sowie der kirgisische Premierminister Sooronbay Jeenbekow und der Gouverneur der Provinz Naryn, Amanbai Kayipov. Zuvor hatte der geistliche Führer der Ismailiten Aga Khan die angesehene Medaille des Ordens der Danaker vom Präsidenten der Kirgisischen Republik erhalten.
Die Zusammenarbeit dreier Länder…
Zunächst zielt der Lehrplan der Universität Zentralasiens darauf ab, Studenten mit unterschiedlichen Hintergründen – Kirgisen, Kasachen, Tadschiken, Afghanen und Pakistani – auszubilden, wobei die englische Sprache dominieren wird. Die Philosophie der Universität ist vor allem darauf ausgerichtet, das Studienniveau für die jungen Zentralasiaten anzuheben und ihnen Abschlüsse von hoher Qualität zu ermöglichen. Auf politischer Ebene gilt es, die drei Bildungsministerien der entsprechenden Trägerländer des Projekts, Kirgistan, Kasachstan und Tadschikistan, zusammenzuführen. Keine einfache Aufgabe, wenn man die Spannungen an den Grenzen sowie die Rivalitäten, die zwischen diesen Ländern bestehen, betrachtet: Gründe, aus denen Usbekistan nicht an diesem akademischen Abenteuer teilnimmt.
…als Fundament für ein nachbarschaftliches Projekt
Der Schlüssel zum Erfolg liegt vor allem in der Fähigkeit des Aga Khan Development Networks (AKDN), eine philanthropische Stiftung, die als vierter Spieler in dem Projekt Zugang zu den verschiedenen Protagonisten im Prozess hat. „Diese Universität ist essenziell für uns„, teilt Altaaf Hasham, Verantwortlicher des Programms in der Vertretung des AKDN in Bischkek, mit. „Sie symbolisiert, was wir für Zentralasien hinsichtlich Erfahrung, Bildung und sozialen Fortschritts leisten können: eine Universität, die sich dem Ziel widmet, junge Zentralasiaten zu Weltakteuren von morgen zu machen. Bildung stellt eine Priorität des AKDN dar, da wir überzeugt sind, dass eine bessere Zukunft hier nicht ohne mehr Intelligenz, eine bessere Ausbildung, die Entwicklung neuer Kompetenzen und vor allem bessere Kenntnis der Nachbarn möglich ist. An der UCA werden die Studierenden sich mit der Kultur des Nachbarn konfrontiert sehen, und somit auch mit der eigenen.
Ein strategischer und historischer Standort
Die Universität Zentralasiens weist über ihre pädagogischen Ambitionen hinaus eine überraschende Originalität aus: ihr Niederlassungsort in Kirgistan. Nicht in Bischkek, der Hauptstadt, sondern in Naryn, einer kleinen Bergstadt der gleichnamigen Oblast (Region), an einer Schnittstelle von Migrationsbewegungen und einer sich im Wandel befindlichen ländlichen Welt. Dies ist auch eine historische Entscheidung, da sich Naryn auf der legendären Seidenstraße befand. Dies folgt der Logik des Aga Khan Development Networks, gegen den Strom zu schwimmen und statt großer urbaner Zentren auf die Qualitäten der Provinz zu setzen.. „Naryn ist eine starke Wahl“ , bestätigt Altaaf Hasham, „es ist auf eine gewisse Weise ein Glücksspiel. Das Gebirge ist eine Umgebung, die nicht nur in unserer Kultur dominierend ist, aber ebenso auch ein Ort, der fürchterlich geschwächt durch die Klimaerwärmung ist. Wir wollen, dass unsere zukünftigen Studierenden die Bedeutung der Erhaltung unserer Umwelt verstehen, dass sie die Herausforderungen, die an Wasser und Natur gebunden sind, verstehen. Naryn verkörperte einst einen strategischen Ort.“
Die UCA will die kulturellen Vorzüge Zentralasiens aus der Perspektive wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung und durch die Ausbildung englischsprachiger Studierender fördern. Sobald die beiden anderen Campusse ins Leben gerufen werden, einer im kasachischen Tekeli, und der andere in Khorog in Tadschikistan, wird die UCA 1200 Studierende ausbilden. Bis dahin präsentiert der Bergcampus – auf mehr als 2000 Höhenmetern gelegen – alle Qualitäten einer Hochschule…
Grégoire Domenach, Redakteur von Novastan.org
Übersetzt aus dem Französischen von Agnes Lüdicke