Am 10. Juni ist in der kasachischen Hauptstadt Astana die EXPO-2017 unter dem Motto „Energie der Zukunft“ eröffnet worden. novastan.org hat mit den ersten Besuchern der EXPO über ihre Eindrücke von der Großveranstaltung im „Dubai der Steppe“ gesprochen.
Geschätzte drei Milliarden USD hat die EXPO Kasachstan gekostet. Bis zum Schluss gab es Zweifel, ob das neu aus der Erde gestampfte Ausstellungsgelände noch rechtzeitig fertig wird. Am 10. Juni wurde die EXPO jedoch wie geplant von Kasachstans Präsidenten Nursultan Nasarbajew eröffnet. Bei der EXPO in Astana handelt es sich um eine sogenannte „kleine“, themengebundene EXPO im Gegensatz zu den „großen“ EXPOs wie zum Beispiel in Hannover 2000 oder 2015 in Mailand. Dennoch werden bis zum Ende der EXPO am 10. September über zwei Millionen Besucher erwartet. Für Kasachstan ist die EXPO eine einmalige Gelegenheit sich auf internationaler Bühne zu profilieren und Kasachstan als Marke in der Welt zu etablieren.
Oljas, ein Franzose kasachischer Abstammung arbeitet in Astana bei einer großen internationalen Firma und hatte dadurch die Möglichkeit, an der für die breite Öffentlichkeit geschlossenen Eröffnungsveranstaltung teilzunehmen. Er war beeindruckt: „Wenn ich die Eröffnungszeremonie in drei Worten beschreiben müsste, dann würde ich sagen: wunderschön, innovativ und eine große Premiere für das Land.“ Vom Einlass bis zum finalen Feuerwerk sei alles reibungslos abgelaufen. „Alle modernsten technologischen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft – von Drohnen, über den Ton, die Bilder und eine sehr gut angepasste musikalische Untermalung hin zu den futuristischen Kostümen.“ Das Feuerwerk, so Oljas, sei das schönste gewesen, das er je gesehen hat.
„Es fühlt sich an, wie eine Zeitreise in die Zukunft“
Kuanysh, ein 29-jähriger Jurist aus Astana besuchte die EXPO direkt am ersten Tag, dem 10. Juni, zusammen mit seiner Frau. „Ab der ersten Minute hat mich die EXPO beeindruckt; aufgrund der Größe des Areals, der guten Organisation und des Services.“ Eine ganz besondere Atmosphäre habe geherrscht, so der junge Kasache. „Wenn man von einem Pavillon zum nächsten geht, hat man dabei den Eindruck, als würde man durch die ganze Welt reisen.“
Aima, eine junge Kasachin aus Astana war besonders von der Architektur auf der EXPO beeindruckt: „Es fühlt sich an, wie eine Zeitreise in die Zukunft.“
Die EXPO als Möglichkeit sich international zu profilieren
An der Eröffnungsfeier nahmen 17 Staats- und Regierungschefs teil, darunter neben allen vier weiteren zentralasiatischen Regierungschefs auch der russische Präsident Vladimir Putin und der Chinesische Staatschef Xi Jinping. „Die EXPO hat neben einer erhöhten internationalen Sichtbarkeit natürlich auch dazu beigetragen ausländische Investoren anzuziehen, die innere Innovation und den Binnentourismus anzukurbeln sowie die Infrastruktur auszubauen“, so Oljas. Das merke man auch gerade sehr stark, wenn man selber in Astana lebe: „In der letzten Zeit hat es hier viele kleine Veränderungen gegeben, die die Lebensqualität stark erhöht haben, wie zum Beispiel die Einführung von Bus- und Taxispuren, die Eröffnung neuer Einkaufszentren, einen neuen Bahnhof und die Erweiterung des Flughafens.“
„Energie der Zukunft“ – finanziert durch Ölgelder
Den Zuschlag für die EXPO hatte Astana 2012 bekommen. Einziger anderer Kandidat für die Weltausstellung war die belgische Stadt Lüttich, die wohl kaum so viel Geld zur Verfügung gestellt hätte wie Astana. Damit ist die EXPO-2017 die erste Weltausstellung auf dem Gebiet der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Auch das Motto „Energie der Zukunft“ ist bemerkenswert für ein Land, das hauptsächlich von seinem Erdölexport lebt. Nach Russland ist Kasachstan der größte Erdölförderer der GUS. So wurde auch die EXPO selber zu großen Teile aus Ölgeldern finanziert.
Das Ausstellungsgelände erstreckt sich auf einer Fläche von insgesamt 174 Hektar. Im Zentrum eine riesige Kugel, „Nur Alem“ (Kasachisch für Leuchtende Welt)— das Herzstück der EXPO. Nach Angaben der Veranstalter ist es mit einem Durchmesser von 80 Metern und einer Höhe von 100 Metern das größte kugelförmige Gebäude der Welt. Im Inneren ist auf acht Etagen die Ausstellung Kasachstans zu sehen.
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In den umliegenden Pavillons befinden sich die Ausstellungen von über 100 Ländern. „Während im Deutschen Pavillon der neue hybride BMW vorgestellt wird und erklärt wird, wie aus Algen Energie gewonnen werden kann, konzentrieren sich andere Pavillons, wie zum Beispiel der des Vatikans und der USA auf die Kraft von Ideen und wie jeder Bürger die Zukunft des Planeten durch sie verbessern kann. Länder wie Iran oder Malaysia heben vor allem ihre einmaligen Kulturen hervor und wie diese mit der Energie der Zukunft zusammenhängen. Pavillons, wie der der Schweiz oder Österreichs sind sehr interaktiv gestaltet. Dort kann man beispielsweise die Schweizer Alpen erkunden und auf Fahrrädern selber Energie erzeugen“, erklärt Paulina, eine von 40 russischsprachigen US-Studenten, die als Student-ambassador auf dem Pavillon der USA arbeiten.
Ein vielfältiges Kulturprogramm
Besonders freut Paulina sich auch auf die zahlreichen Konzerte und Veranstaltungen, die während der Zeit der EXPO stattfinden werden: „Es kommen nicht nur moderne Pop- und Rockkünstler, wie zum Beispiel die Russischen Igor Krid und Polina Gagarina und die Amerikanische Gruppe 30 Seconds to Mars, sondern auch Opern- und kasachische Folkfestivals und der Cirque du Soleil.“
Natürlich gibt es auch eine Schattenseite der EXPO. Gerade über die überhöhten Preise für Essen und Getränke auf dem Gelände der EXPO wird sich in sozialen Medien beschwert. Weiter gab es Berichte über die unwürdige Behandlung von Obdachlosen, die aus Astana in andere Regionen des Landes verteilt wurden, anscheinend um dort in Rehabilitationszentren eingewiesen zu werden. Dennoch sei die EXPO für Kasachstan definitiv ein Erfolg, ist Aima überzeugt: „Ich bin mir sicher, dass die EXPO alle Erwartungen erfüllen wird.“ Und bei den meisten Besuchern hat sie einen mehr als positiven Eindruck hinterlassen; mit einer reibungslosen Organisation und einem vorbildhaften Service von Seiten der zahlreichen Freiwilligen. „Ob wir noch einmal kommen werden? Auf jeden Fall!“ so ist auch Kuanyshs Fazit.
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Von Charlotte Dietrich