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McDonald’s verlässt Kasachstan

Als indirekte Folge des Krieges in der Ukraine muss die amerikanische Kette McDonald's Kasachstan verlassen. Da sie angehalten sind, russische Lieferanten zu meiden, ist es für Franchise-Betriebe zu schwierig, die Lager aufzufüllen.

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Übersetzt von: Robin Roth

Original (7. Januar 2023)

McDonalds
Illustrationsbild (Artem Svetlov/ Flickr)

Als indirekte Folge des Krieges in der Ukraine muss die amerikanische Kette McDonald’s Kasachstan verlassen. Da sie angehalten sind, russische Lieferanten zu meiden, ist es für Franchise-Betriebe zu schwierig, die Lager aufzufüllen.

Es ist das Ende des McDonald’s-Abenteuers in Kasachstan. Das amerikanische Unternehmen, das seit sechs Jahren im Land präsent ist, stellt seine Aktivitäten dort wegen des Bruchs mit russischen Lieferanten endgültig ein. Dies berichtete Bloomberg am 4. Januar.

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Die 24 Restaurants in Kasachstan hatten bereits seit dem 18. November ihre Türen nicht mehr für Kund:innen geöffnet. Wie Reuters berichtete, gab der globale Fast-Food-Riese wenige Tage später die vorübergehende Schließung seiner Einrichtungen bekannt. Den Restaurants fehlte vor allem Fleisch, das sie aus Russland importierten.

Woanders zu teuer

Bereits im Mai musste McDonald’s Russland verlassen, um internationale Sanktionen gegen das Land einzuhalten. Zwar sind kasachstanische Unternehmen nicht verpflichtet, diese Sanktionen einzuhalten, dennoch wurde laut Angaben des kasachstanischen Nachrichtenportals Vlast den Franchise-Restaurants von McDonald’s – allesamt im Besitz von Food Solution KZ – vom Mutterkonzern verboten, in Russland einzukaufen.

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Allerdings ist das Nachbarland der Hauptlieferant Kasachstans, und es gestaltet sich unmöglich, Ersatz zu finden. Auf die Verwendung von kasachstanischem Fleisch wurde ebenso verzichtet wie auf den Import europäischer Produkte. Dies würde laut Bloomberg aufgrund „lokaler Preise und höherer Kosten für den Transport der Produkte durch das Land“ einen Verlust an Rentabilität bedeuten.

Wer übernimmt?

Es ist möglich, dass McDonald’s durch das russische Franchise „Vkusno – i Totschka“ („Lecker – und Punkt“) ersetzt wird, das sich in Russland nach dem Rückzug von McDonald´s durchgesetzt hat. Dies ist bereits in Belarus der Fall, wo die Restaurantkette laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax seit dem 22. November 2022 McDonald’s-Restaurants ersetzt.

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Die Zukunft des Managers des kasachstanischen McDonald’s-Franchise, Qaırat Boranbaev, ist währenddessen ernsthaft gefährdet. Der Geschäftsmann wird seit März 2022 von der kasachstanischen Justiz wegen Unterschlagung inhaftiert, berichtet Vlast. Boranbaev, der dem ehemaligen Präsidenten Nursultan Nazarbaev nahe steht (seine Tochter ist mit Nazarbaevs Enkel verheiratet), wird auch verdächtigt, während der Januar-Ereignisse 2022 an einem internen Machtkampf beteiligt gewesen zu sein.

Kasachstans Wirtschaft hart von Sanktionen gegen Russland getroffen

McDonald’s ist nicht das einzige Unternehmen, das mit den Russland-Sanktionen zu kämpfen hat. Im zweiten Quartal 2022 litten 50 Prozent der kasachstanischen Unternehmen unter antirussischen Wirtschaftssanktionen, erklärt Forbes.kz.

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Dies ist auf die sehr starke Verflechtung der kasachstanischen und der russischen Wirtschaft zurückzuführen. „Die zentralasiatischen Länder gehören aufgrund ihrer geografischen Nähe, ihrer engen Handels- und Finanzbeziehungen zu Russland zu den potenziell am stärksten gefährdeten Ländern […]“, analysiert Jihad Azour, Direktor der Abteilung Naher Osten und Zentralasien des Internationalen Währungsfonds laut einem Bericht von Tengrinews.

Dass Zentralasien von den Sanktionen schwer getroffen wird, liegt laut The Diplomat auch daran, dass Unternehmen mit steigenden Produktionskosten oder Problemen beim Import aus Russland oder der Ukraine konfrontiert sind. Dies wirkt sich dann auf ihre Wettbewerbsfähigkeit aus, erhöht die Unsicherheit und führt zu Schließungen.

Emma Collet, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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