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Kasachstans Hauptstadt wird in Astana rückbenannt

Kasachstans Verfassungsrat hat einer Umbenennung der Hauptstadt Nur-Sultan in ihren früheren Namen Astana zugestimmt. Der Vorschlag war tags zuvor vom Präsidenten genehmigt worden und ist im Entwurf zur Änderung des Verfassungsgesetzes enthalten.

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Übersetzt von: Robin Roth

Nur-Sultan Bayterek-Turm Kasachstan
Der Nurzhol Boulevard ist eine große Fußgängerachse in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan. Der Bayterek-Turm ("Große Pappel"), seit 1997 das Wahrzeichen der Stadt, ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt. Der vom Architekten Akmurza Rustembekov entworfene Aussichtsturm soll von Nursultan Nasarbajew selbst erdacht worden sein.

Kasachstans Verfassungsrat hat einer Umbenennung der Hauptstadt Nur-Sultan in ihren früheren Namen Astana zugestimmt. Der Vorschlag war tags zuvor vom Präsidenten genehmigt worden und ist im Entwurf zur Änderung des Verfassungsgesetzes enthalten.

Kasachstans Hauptstadt wird ihren alten Namen Astana wiederbekommen. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Vlast am 13. September berichtete, erklärte Präsident Qasym-Jomart Toqaev, er sei der Idee einer Umbenennung der Hauptstadt gegenüber aufgeschlossen.

Diese trägt seit 2019 den Namen Nur-Sultan, benannt nach dem ehemaligen Präsidenten Nursultan Nazarbaev. Am Tag darauf hat der Verfassungsrat entschieden, dass „die Änderungen dem Grundgesetz entsprechen und der Logik der am 5. Juni während des republikanischen Referendums verabschiedeten Verfassungsänderungen folgen.“

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Diese Änderung wurde von der parlamentarischen Gruppe „Jańa Qazaqstan“ initiiert, die erst im Februar 2022 gegründet worden war und die Regierungspartei unterstützt. Die Parlamentarier:innen hatten am 2. September vorgeschlagen, die Hauptstadt in Astana zurück zu benennen, da es „unangemessen“ gewesen sei, dass „eine Stadt zu Lebzeiten nach einer Person benannt wurde“.

Die Abgeordneten nutzten dann Toqaevs Projekt einer Verfassungsänderung, um die Rückbenennung zu Astana einzubringen. Während einer Rede am 1. September 2022 hatte der Präsident vorgeschlagen, die Wahlen vorzuziehen und die Amtszeit des Präsidenten von fünf auf sieben Jahre zu verlängern, wobei eine Wiederwahl ausgeschlossen wird.

Wider den Personenkult

Der Name Nur-Sultan wurde 2019 von Toqaev selbst vorgeschlagen, nachdem sein Amtsvorgänger Nazarbaev überraschend zurückgetreten war. Obwohl die Namensänderung umstritten war, wurde sie angenommen. Auch Straßen und Schulen wurden – wie schon zuvor eine der Universitäten der Hauptstadt sowie deren internationaler Flughafen – nach dem ersten Präsidenten benannt.

Die Rückkehr zu Astana ist Teil der vom amtierenden Präsidenten eingeleiteten Veränderungen, um infolge der Demonstrationen im Januar 2022 den Einfluss Nazarbaevs im öffentlichen und politischen Raum zu beschneiden. Eine Petition für die Rückkehr zum alten Namen der Hauptstadt konnte 300.000 Unterschriften sammeln.

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Wie das kasachstanische Onlinemedium Kapital berichtet, hatten derselben Logik folgend Abgeordnete am 7. September vorgeschlagen, den „Tag des Ersten Präsidenten“ als Feiertag abzuschaffen. Bisher wird in Kasachstan am 1. Dezember dem Tag von Nazarbaevs erstem Wahlsieg 1991 gedacht.

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Doch auch wenn Anstrengungen unternommen werden, um den Personenkult um Nursultan Nazarbaev in Institutionen wie im öffentlichen Raum zu schwächen, ist der Schatten des ehemaligen Präsidenten präsent. Ruslan Jeldibaı, der Pressesprecher des Präsidenten, erklärte via Facebook, dass „Nursultan Nazarbaev eine entscheidende Rolle bei der Stärkung des modernen Zustands Kasachstans und der Bildung der Hauptstadt“ gespielt habe.

Daher sei ein vollständiges Löschen aus der Erinnerung der Kasachstaner:innen unmöglich. Andere öffentliche Orte, die nach dem ersten Präsidenten benannt wurden, werden ihren Namen behalten. Das kasachstanische Nachrichtenportal Tengrinews berichtet darüber hinaus, dass laut dem Finanzminister die Umbenennung der Hauptstadt nur schrittweise erfolgen werde. Zusätzliche Mittel würden nicht bereitgestellt werden.

Emma Collet, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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