Der Weltraum, eine Galaxie mit Milliarden Sternen, Asteroiden und Planeten. Der Weg zu diesen Himmelskörpern beginnt nicht im Himmel, sondern auf der Erde – nämlich in der kasachischen Steppe. In ihren Weiten versteckt sich der größte Weltraumbahnhof der Welt – Baikonur. Der Weltraumflug von Juri Gagarin machte den Ort als Raketenstartpunkt der Sowjetunion bekannt. Doch in der heißen Phase des Kalten Krieges wurde keine Rakete von Baikonur aus ins All geschickt.
Der 2. Juni 1955 gilt als Geburtstag des heutigen Weltraumbahnhofs in Kasachstan. Von dort aus wurde 12 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Satelliten „Sputnik 1“ ins All geschossen. Dass der weltweit erste unbemannte Flugkörper aus der Sowjetunion kam, erhöhte das Bedrohungspotential des kalten Krieges.
Vom sowjetischen Weltraumbahnhof aus, der sich einige hundert Kilometer nördlich des Aralsees befindet, begann auch der erste Mensch seinen Weltraumflug – Juri Gagarin. Er gelangte mit dem Raumschiff „Wostok 1“ im April 1961 in die Erdumlaufbahn.
„Baikonur“ war eine Attrappe
Die Hochphase des kalten Krieges war gezeichnet vom Wettlauf ins All. Der Standort des sowjetischen Weltraumbahnhofs sollte geheim bleiben, um den USA keinen Wissensvorteil zu verschaffen. Der überwältigende Erfolg, den ersten Menschen ins All geschossen zu haben, lenkte nun die weltweite Aufmerksamkeit auf die Einrichtungen der sowjetischen Raumfahrt, die offiziell an keinem Ort existierten.
Heute kursieren Legenden über ein Holz-Kosmodrom, das die Sowjets als Attrappe im Dorf „Baikonur“ im Gebiet Karaganda gebaut haben sollen.
Tatsächlich wollte das Komitee für Sicherheit der Sowjetunion den wahren Ort des Weltraumbahnhofs vor dem Westen geheim halten, gleichzeitig aber seine Erfolge in der Presse feiern. Die offizielle Startrampe und das Testgelände sollten sich also 800 Kilometer nördlich von der eigentlichen Anlage befinden. Diese befand sich beim Dorf Tjuratam. Mit der Zeit wuchs es zur geheimen Stadt, die zu Sowjetzeiten den offiziellen Namen Leninsk trug.
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Trotzdem haben die Amerikaner den echten Weltraumbahnhof in Leninsk entdeckt, indem sie nach Weltraumschrott gesucht haben, schreibt der Historiker Wiktor Snikowski. Das hölzerne Kosmodrom sei trotzdem noch bis in die 1970er Jahre bewacht worden, behauptet er.
Baikonur ist heute größter Raketenstartplatz
Erst heute, nach 60 Jahren, bezeichnet die Ortsangabe Baikonur den echten Weltraumbahnhof. Dort existiert auch noch die Bahnstation Turjatam.
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Baikonur ist das offizielle Versuchskosmodrom von Russland. Die Russische Föderation zahlt seit 1994 der Republik Kasachstan Miete für die Nutzung der Stadt und des Weltraumbahnhofs. Damals wurde eine Summe von 114 Millionen Dollar festgelegt. Zuletzt hat Kasachstan 2004 die Pacht für Russland bis zum Jahr 2050 verlängert.
Baikonur ist der größte Raketenstartplatz der Welt mit einem Testgelände, das mit einer Fläche von 6711 Quadratkilometern 2,6 Mal größer ist als Moskau.
Raketenstarts sind nicht ohne Risiko
Nur in Baikonur kann die russische Trägerrakete „Proton“ gestartet werden. Ein Raketenstart ist nicht immer ohne Risiko. Dies zeigte der Absturz einer Rakete im Mai 2015. Nach dpa-Berichten sollte sie einen unbemannten Transporter mit Nachschub für die Internationale Raumstation in die Umlaufbahn schicken.
Dies war kein Einzelfall. 2007 stürzte eine Proton-Rakete 40 Kilometer von der Stadt Scheskasgan entfernt ab. Einem Bericht aus dem Kommersant zufolge hielt sich sogar Präsident Nursultan Nasarbajew zu diesem Zeitpunkt in Scheskasgan auf. Dieser Skandal machte die Bevölkerung darauf aufmerksam, dass der Weltraumbahnhof nicht nur einen Einfluss auf die Umwelt hat, sondern auch die Bevölkerung betraf.
Laut eines Berichtes in der Welt gibt es bereits Sammelklagen von Einwohnern aus der Altai-Region, weil dort mehrfach hochgiftige Teile von Raketen oder Raumschiffen abstürzten.
Von Elvina Bulatova
Redaktion und Übersetzung: Dominik Vorhölter