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WHO bezweifelt, dass Turkmenistan frei von Covid-19 ist

Erstmals hat ein hochrangiges Mitglied der Weltgesundheitsorganisation ernsthafte Zweifel daran geäußert, dass Turkmenistan frei von Covid-19 ist. Seit Beginn der Epidemie behauptet das zentralasiatische Land, dass das Virus nicht auf sein Territorium vorgedrungen sei.

Erstmals hat ein hochrangiges Mitglied der Weltgesundheitsorganisation ernsthafte Zweifel daran geäußert, dass Turkmenistan frei von Covid-19 ist. Seit Beginn der Epidemie behauptet das zentralasiatische Land, dass das Virus nicht auf sein Territorium vorgedrungen sei.

Es ist das erste Mal, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Turkmenistans Behauptung, dass das Land frei von Covid-19 sei, in Frage stellt. Am 8. November hat Catherine Smallwood in einem Interview mit der BBC offiziell die Aussagen Turkmenistans bezweifelt. Die leitende Notfallbeauftragte der WHO hält es „aus wissenschaftlicher Sicht für unwahrscheinlich, dass das Virus nicht in Turkmenistan zirkuliert“. Sie wies außerdem darauf hin, dass die Regierung Turkmenistans „eine lange Geschichte der Datenunterdrückung und der Bestrafung derer, die die Wahrheit preisgeben“ , habe.

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Diese Aussagen relativieren die erste offizielle Stellungnahme der WHO, die im Juli 2020 Turkmenistan besucht hatte. Am Ende dieses Besuchs hatte die internationale Organisation ganz im Sinne des turkmenischen Präsidenten Gurbanguly Berdimuhamedow keine Fälle von Covid-19 im Land feststellen können. Dennoch möchte Smallwood keine falschen Anschuldigungen gegen die turkmenische Führung geltend machen.

Auf eine mögliche Datenfälschung seitens der turkmenischen Regierung angesprochen, erinnerte sie daran, dass die Rolle der WHO nicht darin bestehe, „in Frage zu stellen, dass ein Land im Geiste der Internationalen Gesundheitsvorschriften handelt“. Laut dem kasachstanischen Nachrichtenportal Tengrinews fallen die Aussagen der WHO zu einer Zeit, da auf informellen Weg immer mehr Covid-19-Fälle aus Turkmenistan gemeldet werden.

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Laut dem Turkmenistan-Experten Luca Anceschi sei diese Kommunikation der Vertuschung von Epidemien in Turkmenistan üblich. Dies stellte er in einem Interview mit den Fachmedium Medical News Today fest. Aschgabat habe „mit AIDS, einer anderen Krankheit, die Turkmenistan nie öffentlich anerkannt hat“ dasselbe getan. „Die Anerkennung der Covid-19-Pandemie würde die Stärke von Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow in Zweifel ziehen“, meint der Forscher Jason Klocek ebenfalls gegenüber Medical News Today.

Turkmenistans Gesundheitspolitik steht in Frage

Wenn die WHO heute die Äußerungen Turkmenistans hinterfragt, liegt das zum Teil an der Position und den Maßnahmen des Landes seit Beginn der Pandemie. Turkmenistan hat im Juli zwar eine Impfpflicht eingeführt, der WHO jedoch keine unabhängigen Tests zur weiteren Analyse zur Verfügung gestellt.

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Die turkmenische Regierung bestreitet weiterhin das Vorhandensein des Coronavirus auf eigenem Staatsgebiet, obwohl viele Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Wie Radio Free Europe berichtet, seien darunter die Schließung von Geschäften und privaten Restaurants, das Verbot von Straßenverkauf sowie von Hochzeiten und Beerdigungen. Diese Maßnahmen hätten am 1. November enden sollen, wurden aber um zwei weitere Wochen verlängert.

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Turkmenistans Regierung hat außerdem eine Maskenpflicht sowie die Einhaltung der sozialen Distanz angeordnet. Maßnahmen, die im Gegensatz zu dem stehen, was Turkmenistan zu Beginn der Epidemie praktizierte. Wie das US-amerikanische Medium The Diplomat im August 2020 berichtete, verhängten die Behörden damals Geldstrafen gegen maskierte Bürger:innen, denen der Versuch „eine Panik zu erzeugen“ unterstellt wurde. Mittlerweile sieht die Lage scheinbar heikel aus. Und im August bestätigte die WHO, dass sie zusätzliche Ausrüstung und Hilfsgüter nach Turkmenistan geschickt habe, um „sicherzustellen, dass die Behörden auf die Ausbreitung akuter Atemwegsinfektionen, einschließlich Covid-19, vorbereitet sind“.

Rayan Allaf, Redakteur für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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Kommentare (2)

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imelda, 2021-11-28

Ich bin der Meinung wenn es einem Land besser geht wenn Sie denken das bei Ihnen die Pandemie vorbei ist dann sollen Sie auch so leben. Den irgendwie muss die Wirtschaft weiter gehen egal wo auf der Welt. Deswegen ist es gut wenn die Menschen keine Angst davor haben. Auch wenn es den Virus gibt oder eventuell nicht gibt.

Lg Imelda

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Klebefolie, 2022-01-17

Ich wünschte es würde schnell wie möglichst ein Ende nehmen.

LG Alisa

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