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Ist es einfach, Sozialarbeiterin zu sein?

ZENTRALASIEN SOZIAL. Der Bereich der sozialen Arbeit gewinnt in Tadschikistan an Interesse, da das Risiko des Alterns im Land größer wird und die Geburt von Menschen mit Entwicklungsbesonderheiten zunimmt. Umso wichtiger ist es , Fachleute in ihrer Nähe zu haben.

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Übersetzt von: Aida Amangulova

ZENTRALASIEN SOZIAL. Der Bereich der sozialen Arbeit gewinnt in Tadschikistan an Interesse, da das Risiko des Alterns im Land größer wird und die Geburt von Menschen mit Entwicklungsbesonderheiten zunimmt. Umso wichtiger ist es , Fachleute in ihrer Nähe zu haben.

„Zentralasien Sozial“ ist eine Reihe von Artikeln, die im Rahmen des Projekts „Consolidation of CBR structures in Tajikistan, Kyrgyzstan, Uzbekistan and Kazakhstan and further professionalization of social work training using the CBR approach“ entstanden sind. Im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierten und von Caritas Deutschland in Tadschikistan durchgeführten Projektes hat Novastan eine journalistische Fortbildung rund um das Thema soziale Arbeit organisiert.

Seit 2012 gibt es im Bezirk Schahritus im Süden Tadschikistans das „Zentrum für häusliche Sozialhilfe“. Dieses Zentrum wurde vom Ministerium für Gesundheit und Soziales dank der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union und von Caritas Deutschland eröffnet. Momentan arbeiten 13 Mitarbeiter:innen im Sozialhilfezentrum, davon neun  Sozialarbeiter:innen. Eine von ihnen ist die 22-jährige Lailo Nuralijewa, die an der Universität von Bochtar im dritten Jahr Grundschullehramt studiert. Seit 2021 arbeitet sie in diesem Beruf und unterstützt Menschen, die ihre Hilfe benötigen. Zurzeit betreut sie acht Personen.

Vielseitige Aufgaben

Dienstleistungsnutzende – wie sie von den Sozialarbeiter:innen genannt werden – sind Personen, die Kund:innen eines sozialen Dienstes sind. Oftmals handelt es sich um Menschen mit Behinderungen oder um alleinstehende Personen. Das Wort ist unter den Sozialarbeiter:innen sehr beliebt, weil sie es als unethisch empfinden, von Kund:innen zu sprechen.

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Ursprünglich hatte Lailo viele Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit den Dienstleistungsnutzenden. Viele von ihnen wollten nur erfahrene Mitarbeiter:innen und sie hatte noch nie zuvor mit schwer kranken Menschen und Menschen mit Entwicklungsbesonderheiten gearbeitet. Sie musste dieses Handwerk von Null auf erlernen. Lailo wollte zuerst nicht, aber ihre Mutter überzeugte sie.

Meine Mutter arbeitet auch im sozialen Bereich und als sie mir erzählte, dass es für sie schwierig war, mit einigen ihren Dienstleistungsnutzenden umzugehen, dass sie unterschiedliche Charaktere und Temperament hatten und man jeden auf seine eigene Art und Weise behandeln müsse. Ich habe ihr nicht geglaubt. Jetzt sitze ich im selben Boot“, schildert Lailo lachend während des Telefongesprächs.

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Zu den Aufgaben aller Sozialarbeiter:innen gehören Aufgaben wie die Hilfe für schwer Kranke. Zusätzlich zu den medizinischen Fähigkeiten, sind die psychologische Fähigkeiten und andere wichtige Fertigkeiten notwendig. Darüber hinaus kümmert sich Lailo ums Putzen, Waschen, Kochen. Wenn nötig geht sie auch Medikamente und Lebensmittel einkaufen oder sogar zur Bank, wenn ihre Dienstleistungsnutzenden eine Rente oder sozial Sozialgeld bekommen.

Ein Job mit Zukunft

Im August schickte uns der Direktor nachHissor, im Sanatorium „Schohambari“, zur Fortbildung über soziale Arbeit. Dort waren Sozialarbeiter:innen aus verschiedenen Regionen und Städten. Uns wurde über das Case Management erzählt. Die Aufgabe eines Sozialarbeiters ist es nicht, eine ‚Dienerin‘ für Bedürftige zu sein, sondern sie unterstützen dabei, selbständiger zu werden“, erzählt Lailo.

Früher haben andere Kolleg:innen ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie wollten die Bedürftigen zur Selbstständigkeit motivieren. Aber anstatt den Anleitungen des Sozialarbeiters und dem Vorschlag zur Selbstständigkeit zu folgen, wandten sich die Dienstleistungsnutzenden sofort an das lokale Hokimiyat (Rathaus) mit Beschwerden, dass ihre Rechte verletzt werden würden.

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Viele Dienstleistungsnutzende, haben die ganze Last der Hausarbeit auf die Sozialarbeiter:innen abgelegt, obwohl sie dazu selbst in der Lage wären. Sie glauben, dass dies ihre direkte Pflicht sei. Aber trotz der Schwierigkeiten in ihrem Beruf liebt Lailo ihre Arbeit und respektiert alle ihre Dienstleistungsnutzende. „Ihre Kinder verließen sie, sie sind einsam und oft traurig. Wenn ich zu ihnen komme, freuen sie sich. Wir sprechen über verschiedene Themen beim Teetrinken. Manche schenken Leckereien und schicken sie zu mir nach Hause”, schildert Lailo mit fröhlicher Stimme.

Es ist sicherlich nicht einfach, in diesem Bereich zu arbeiten. Nicht jeder kann den Schmerz eines anderen teilen, auf einer Person zu hören, Ratschläge geben, unterstützen, mitfühlen und gleichzeitig ein Gesamtpaket sozialer Dienste bereitstellen. Daher haben sich eine große Anzahl von Sozialarbeiter:innen für diesen Beruf nach dem Ruf ihres Herzens entschieden.  Sozialarbeiter:in zu sein ist ein großes Privileg, da viele Fachleute ihre Arbeit lieben, schätzen und vor allem ihre Tätigkeit mit ihrer Seele durchführen, wie die Praxis in der Arbeit zeigt.

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In diesem Zusammenhang stehen Einrichtungen der sozialen Dienste vor der Aufgabe, durch die Analyse der Bedürfnisse älterer Menschen und Menschen mit Behinderungen ein höheres Niveau zu erreichen. Sie müssen das Angebot an Dienstleistungen erweitern, einschließlich der Einführung und Erweiterung von bezahlten Dienstleistungen, und die Effizienz des Filialnetzes verbessern. Der Nutzen des Sozialen Dienstes besteht darin, dass ältere Menschen, Personen mit Behinderungen und andere gefährdete Bevölkerungsgruppen durch auf eine qualitativ hochwertige Betreuung angewiesen sind.

Dieser Beruf wird immer gefragt sein. Lailo antwortet auf die Frage, ob sie in diesem Bereich weiterarbeiten möchte, dass sie nach dem Fortbildungsbesuch sehr viel und Neues für sich entdeckt hat. Und sie wird versuchen, sich nach dem Studienabschluss, für ein zweites Studium zu bewerben. Aber dieses Mal im Bereich der Sozialarbeit.

Rustambek Golumov

Aus dem Russischen von Aida Amangulova

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