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Buchara: Bauprojekt für Tourismuskomplex beginnt trotz Bedenken der UNESCO

Anfang 2024 haben die Abrissarbeiten für den Bau eines neuen ethnografischen Parks neben dem historischen Zentrum von Buchara begonnen. Die Kontroverse um die Nichteinhaltung von Gesetzen zum Schutz von Kulturdenkmälern nimmt zu.

Neben Bucharas historischer Altstadt soll ein Tourismuskomplex entstehen, Photo : Adam Jones / Wikimedia Commons

Anfang 2024 haben die Abrissarbeiten für den Bau eines neuen ethnografischen Parks neben dem historischen Zentrum von Buchara begonnen. Die Kontroverse um die Nichteinhaltung von Gesetzen zum Schutz von Kulturdenkmälern nimmt zu.

Auf einer Fläche von 32,6 Hektar werden am Rande der historischen Altstadt von Buchara Baustellen für ein neues ethnografisches Touristenzentrums vorbereitet. Während einer (nur 46 Minuten vor deren Beginn angekündigten) Pressekonferenz am 31. Januar stellte der Hokim (Verwaltungschef, Anm. d. Red.) der Provinz Buchara, Botir Zaripov, das Projekt vor und kündigte den Beginn der Bauarbeiten an, berichtet das usbekische Nachrichtenportal Gazeta.uz.

Die Umsetzung des Großprojekts soll den Abriss von 29 öffentlichen Einrichtungen umfassen, darunter Verwaltungsgebäude, Bildungseinrichtungen und das Stadion Buchara Arena.

Diese von der Regierung getroffene Entscheidung wirft Fragen über die Auswirkungen auf das architektonische Erbe der Stadt auf, berichtet das usbekische Nachrichtenportal Kun.uz. Einige der abzureißenden Bauwerke befinden sich in der Nähe der historischen Altstadt von Buchara, die seit 1993 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht.

Wie Gazeta.uz berichtet, soll der Bau 470 Millionen US-Dollar (434 Millionen Euro) kosten. Umsetzen werde es ein singapurisches Unternehmen mit ausländischen Investor:innen, erläutert Kun.uz.

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Das Projekt war im Vorjahr aufgrund von Bürger:innen-Protesten ausgesetzt worden. Nun wurde es mit Klarstellungen zu seinen Auswirkungen und Zielen wieder aufgenommen, was bei den Bewohner:innen der Stadt aber weiterhin Bedenken hervorrief.

Bedenken und Kritik

Dennoch wurde im Februar mit dem Abriss des Hokimiyat-Gebäudes begonnen. Dies löste eine Reaktion von Alerte Héritage aus. Diese Beobachtungsstelle für kulturelles Erbe hatte bereits zuvor ihre Besorgnis über die Zerstörung dieses bemerkenswerten, in den 1980er Jahren vom Architekten Richard Blaise erbauten Gebäudes zum Ausdruck gebracht.

Es ist bei weitem nicht das einzige Gebäude, das abgerissen wird: Anfang 2023 appellierten die Athlet:innen und Trainer:innen des Sportkomplexes Buchara Arena an Präsident Shavkat Mirziyoyev, das kürzlich restaurierte Stadion zu erhalten. Sie hatten keinen Erfolg.

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Journalist:innen und Aktivist:innen prangern auf Radio Ozodlik, dem usbekischen Dienst von Radio Free Europe, eine massive und unkontrollierte Zerstörung von Anlagen an. Diese sei ohne Zustimmung der UNESCO begonnen worden, obwohl sich die Stätte unter deren Gerichtsbarkeit befinde.

Weltkulturerbe oder Aushängeschild für Tourist:innen?

Laut Kun.uz habe die Regierung erklärt, sie wolle mit der Baustelle nicht ohne offizielle Zustimmung der UNESCO beginnen. Und dennoch: Der usbekische Journalist Nikita Makarenko fragt auf X: „Warum werden in der UNESCO-Pufferzone Bauarbeiten ohne UNESCO-Genehmigung durchgeführt?“

„Eine Katastrophe“, fasst der Sprecher von Alerte Héritage zusammen. Nach Informationen des usbekischen Nachrichtenportals Daryo.uz forderte die UNESCO die usbekischen Behörden auf, die Bauarbeiten bis zum Erhalt der offiziellen Genehmigung einzustellen. Die Organisation betonte die Bedeutung von Transparenz und Einhaltung der UNESCO-Richtlinien bei Projekten, die historische Stätten betreffen.

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Während der Internationalen Taschkenter Tourismusmesse 2023 hatte Suhrob Bobokalonov, Leiter der regionalen Abteilung für Kultur und Tourismus in Buchara, gegenüber Daryo.uz erklärt, dass er das Projekt zur radikalen Veränderung der Stadt starten wolle, um einen völlig für Tourist:innen reservierten Bereich zu schaffen. Alerte Héritage warnt derweil davor, den dramatischen Fehler von Taschkent zu wiederholen, der im Namen der städtischen Sanierung zur Zerstörung eines Teils der Stadt führte.

Camilla Tonon für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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