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Bei der Kosakengemeinde in Karakol

Im Osten des Yssyk-Köl treffen sich die Kosaken von Karakol, um ihre Traditionen aufrechtzuerhalten und sie an die Jüngeren weiterzugeben.

Polina Andrejewna Tschuwitschkina beim Erlernen des Schießens mit einer Feuerwaffe. Foto: Mélanie Bourinet / Novastan.

Im Osten des Yssyk-Köl treffen sich die Kosaken von Karakol, um ihre Traditionen aufrechtzuerhalten und sie an die Jüngeren weiterzugeben.

Alexander Georgiewitsch Schtschelgatschew und Swetlana Anatoljewna Schtschelgatschewa sind Teil der Kosakengemeinschaft von Karakol im Osten des Yssyk-Köl in Kirgistan. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, die Kosaken des Landes zu vereinen und ihre Kultur weiterzugeben.

Die Kosaken sehen sich als kriegerisches, halbnomadisches Volk, das früher selbstständig in den Steppen Russlands und der Ukraine lebte. Diese Krieger waren nicht Teil der nationalen Armee, verteidigten sich selbst und konnten zur Verteidigung der Nation herangezogen werden. Auch heute noch haben sie ihre eigene Kultur und Traditionen.

Die Gemeinschaft in Kirgistan

Sie haben sich über verschiedene Regionen der Welt verstreut, insbesondere über die Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches. „Meine Großmutter ist nach Kirgistan gezogen und ich wurde in Karakol geboren. Alexander hingegen wurde im Ural geboren“, erzählt Swetlana.

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„Es gibt überall Kosaken, sogar in Europa. Welche in Russland, die auf russischer Seite kämpfen, und welche in der Ukraine, die auf ukrainischer Seite kämpfen“, ergänzt Alexander.

Die Gemeinschaft in Kirgistan

Polina Andrejewna Tschuwitschkina ist Kosakin und lebt ebenfalls in Karakol: „Ich habe [Alexander und Swetlana] kennengelernt, als sie zu einem Auftritt in meiner Schule kamen. Danach habe ich angefangen, mich mit ihnen zu treffen.“

Alexander ist Ataman, sprich Anführer und Hauptvertreter der Kosaken in der Region: „Alexander fährt zu Treffen mit weiteren Atamanen in anderen Teilen des Landes. Und manchmal kommen Kosaken aus verschiedenen Regionen zusammen, zum Beispiel bei Proben, bei denen uns Swetlana das Singen beibringt, oder in Kadettenklassen“, erzählt Polina. Bei diesen Proben lernen die Jüngsten zu tanzen, zu singen, mit Säbeln umzugehen oder mit Schusswaffen zu schießen.

Geteilte Kultur

Alexander und Svetlana haben vor einigen Jahren ein Gästehaus eröffnet. An der Wand hängen traditionelle Kosakenwaffen wie eine Schaschka, ein Kindschal und eine Kantschu: „Wir sind stolz darauf, Kosaken zu sein. Das ist unsere Geschichte, unser Erbe.“ Die Unterkunft ist in Karakol bekannt und bei Touristen sehr beliebt.

Karakol, Hauptort des Gebiets Yssyk-Köl, wird von Reisenden unterschiedlicher Herkunft besucht, sodass das Paar seine Kultur mit Menschen aus der ganzen Welt teilen kann, die diese Gemeinschaft nicht oder nur wenig kennen. „Natürlich erzählen wir den Besuchern von unserer Herkunft. Es ist wichtig für uns, unsere Geschichte mit anderen zu teilen“, meint Svetlana.

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„Wir besitzen verschiedene traditionelle, dem Anlass entsprechende Kleidung. Normalerweise nähen wir Spitze an die unteren Ärmel und tragen Perlenketten. Die Mädchen, vor allem die jüngeren, tragen Hochsteckfrisuren“, erklärt Svetlana. Ihr Mann führt weiter aus: „Sowohl Männer als auch Frauen lernen zu kämpfen. Frauen konnten in den Krieg ziehen, aber mussten auch in der Lage sein, das Haus zu beschützen, wenn die Männer abwesend waren.“

Demonstration

Eigens für das Interview von Novastan haben Svetlana, Polina und Alexander ihre traditionelle Kleidung angezogen. Sowohl Svetlana als auch Polina tragen farbenfrohe Kleider. „Die Kleider sind schön und bequem, man kann sich darin gut bewegen“, erklärt Polina. Alexander trägt eine schlichtere Militärkleidung und eine Kubanka, eine traditionelle Kopfbedeckung. Auf der Spitze seines Hutes befinden sich zwei senkrecht zueinanderstehende Linien: „Das ist das Kreuz Gottes, denn er beschützt uns, wir sind unter ihm.“

Im Hof schaltet Svetlana den Lautsprecher ein, es ertönt Kosakenmusik. Und im Rhythmus der Musik tanzen Alexander und Polina mit den Säbeln, die sie um sich herum durch die Luft schwingen.

Mélanie Bourinet für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

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