Bei ihrem Treffen am 16. November 2025 in Taschkent begrüßten die Staats- und Regierungschefs Zentralasiens Aserbaidschan als Vollmitglied der siebten Konsultativsitzung der Staatschefs Zentralasiens. Das Treffen, bei dem über Wasserversorgungssicherheit, wirtschaftliche Entwicklung und Kulturdiplomatie diskutiert wurde, stand unter dem Stern der wachsenden regionalen Zusammenarbeit.
Es waren nicht fünf, sondern sechs Teilnehmer beim siebten Konsultativtreffen der Staatschefs Zentralasiens in Taschkent. Unter Beteiligung von Ilham Alijew als Vertreter Aserbaidschans kamen am 16. November 2025 die Präsidenten Kasachstans, Kirgistans, Usbekistans, Tadschikistans und Turkmenistans zusammen.
Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2018 in Astana hat sich das Ziel der Konsultativtreffen der Staatschefs Zentralasiens deutlich weiterentwickelt. Während zu Beginn die politische Aussöhnung im Vordergrund stand, gehören nun die wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit innerhalb der Region zu den wichtigsten Themen. In diesem Jahr standen Fragen der Wasserversorgungssicherheit, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Kulturdiplomatie im Mittelpunkt der Debatten.
Zentralasien, eine Region im Aufschwung?
In seiner Eröffnungsrede begrüßte der Präsident Usbekistans, Shavkat Mirziyoyev, Aserbaidschan als vollwertiges Mitglied des Treffens der Staatschefs Zentralasiens. Obwohl das Land im Kaukasus bereits seit zwei Jahren regelmäßig an den Treffen teilnimmt, begründete Mirziyoyev die endgültige Aufnahme mit der „gemeinsamen Geschichte, den familiären Bindungen und der geistigen und kulturellen Verbundenheit” der zentralasiatischen und aserbaidschanischen Völker.
Aserbaidschans Präsident Alijew pflichtete ihm bei. Er erklärte, dass „Zentralasien und Aserbaidschan heute eine einzigartige geopolitische und geoökonomische Region bilden, deren Bedeutung in der Welt stetig wächst.“ Er betonte auch die strategische Bedeutung des Sangesur-Korridors, einer Straße, die durch den Süden Armeniens verläuft und Aserbaidschan mit der Türkei verbindet. Dieser Korridor, der von Baku als zukünftige Hauptverkehrsachse zwischen dem Kaspischen Meer und Anatolien präsentiert wird, steht jedoch im Zentrum starker Spannungen mit Armenien und stößt bei den Gegnern des Panturkismus auf heftige Kritik.
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Nach China im September 2025 und den Vereinigten Staaten Anfang November sorgt die Annäherung der zentralasiatischen Länder an Aserbaidschan für Uneinigkeit. Die Integration Aserbaidschans ist zwar eine Chance für die regionale Zusammenarbeit in „Groß-Zentralasien”, könnte aber auch die Identität der Region verzerren. Während der Präsident Usbekistans vorgeschlagen hat, dieses jährliche Konsultationstreffen in eine „Zentralasiatische Gemeinschaft” umzuwandeln, übt der türkische Einfluss zusätzlichen Druck von außen auf eine Region aus, die ohnehin schon zwischen Russland, China und den Vereinigten Staaten hin- und hergerissen ist.
„Die Zeit der geschlossenen Grenzen und der Isolation liegt hinter uns“
Im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit möchten die zentralasiatischen Länder zu einem Transitknotenpunkt Eurasiens werden. Zur Öffnung neuer Grenzen und zum Ausbau der Eisenbahnlinien kommt der Vorschlag eines „digitalen Transitkorridors” durch die Schaffung eines einheitlichen elektronischen Systems zur Verfolgung von Waren hinzu. Laut dem Präsidenten Kasachstans, Qasym-Jomart Toqaev könnte diese Maßnahme zu einer Verdopplung des intraregionalen Handelsvolumens auf 20 Milliarden Dollar pro Jahr führen.
Auch auf kirgistanischer Seite wird derzeit eine neue Transportlinie gebaut. „Der Bau der strategischen Eisenbahnlinie China-Kirgistan-Usbekistan wird nicht nur eine Verbindung herstellen, sondern auch die Logistik neu gestalten. Sie wird unseren Ländern den kürzesten Weg zu den größten Märkten Asiens und Europas eröffnen”, erklärte der Präsident Kirgistans, Sadyr Dschaparow.
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Obwohl die Konflikte an der pakistanisch-afghanischen Grenze den Fortschritt der transafghanischen Eisenbahn verzögern, hob Usbekistan ebenfalls die Fortschritte dieses Logistikprojekts hervor, das ihm den Zugang zu pakistanischen Häfen ermöglichen würde. Im Juni 2025 hatten Usbekistan, Afghanistan und Pakistan vereinbart, den Bau der Strecke zwischen der afghanischen Hauptstadt Kabul und den pakistanischen Städten Torkham und Peshawar zu beschleunigen.
Turkmenistan lässt sich ebenfalls nicht lumpen: Im Februar 2025 schloss das Land mit Aserbaidschan, Georgien und Rumänien ein zwischenstaatliches Abkommen über die Schaffung und den Betrieb der internationalen Transportroute Kaspisches Meer – Schwarzes Meer, wie die Times of Central Asia berichtet. „Die Zeit der geschlossenen Grenzen und der Isolation liegt hinter uns“, schlussfolgerte Toqaev.
Sicherheit, Wassermanagement und Tourismus: Harmonisierung der zentralasiatischen Politik
Da Kirgistan und Tadschikistan derzeit aufgrund erheblicher Wasserknappheit mit einer Energiekrise konfrontiert sind, stand das Wasserressourcenmanagement ebenfalls im Mittelpunkt der Debatten. Der Bau von Wasserkraftwerken und die Einrichtung eines regionalen Kompetenzzentrums für Wassermanagement in Taschkent zeugen von der Besorgnis Zentralasiens hinsichtlich der Wasserwirtschaft.
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Auch hier könnte die regionale Zusammenarbeit die Lösung sein: Präsident Toqaev forderte eine Harmonisierung der Wasserbewirtschaftungsstrategien, während sein Amtskollege aus Usbekistan eine gemeinsame Nutzung des Amudarja-Beckens in Afghanistan vorschlug. Zudem sollen die Jahre 2025 bis 2036 Mirziyoyev zufolge zum „Jahrzehnt praktischer Maßnahmen für eine rationelle Wassernutzung in Zentralasien” erklärt werden.
Was die Sicherheit der zentralasiatischen Staaten angeht, waren „Bekämpfung“ und „Prävention“ die Schlüsselbegriffe. Um gegen Terrorismus, Extremismus und Kriminalität vorzugehen, wurden laut 24.kz das „Konzept für regionale Sicherheit und nachhaltige Entwicklung in Zentralasien“ sowie der „Katalog der Risiken mit Maßnahmen zu ihrer Prävention für 2026 bis 2028“ verabschiedet.
Der Besuch des neuen Zentrums für islamische Zivilisation in Taschkent bot Gelegenheit, die Strategie der regionalen Kulturdiplomatie zu erörtern. Mit einem Projekt zur Entwicklung gemeinsamer touristischer Routen entlang der Seidenstraße möchte Zentralasien auch sein kulturelles Erbe, insbesondere im Bereich des Kinos, bekannt machen. Dschaparow lud die Teilnehmer schließlich zu den nächsten World Nomad Games ein, die im September 2026 in Kirgistan stattfinden werden.
Salomé Aldeguer-Roure für Novastan
Aus dem Französischen von Michèle Häfliger
Was ist die Bilanz des Treffens der Staatschefs Zentralasiens in Taschkent?