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Herausforderungen für die Hochschulbildung in Usbekistan

Auf dem ersten Zentralasiatischen Hochschulforum an der Universität Yangi O’zbekiston [dt. Neues Usbekistan, Anm. d. Red.] in Taschkent wurden die Herausforderungen im Hochschulsystem erörtert. Da die Zahl der Studierenden in Usbekistan die Millionengrenze überschreitet, stellen sich Fragen zur Qualität der Ausbildung und zum Eintritt in den Arbeitsmarkt.

Das Medizininstitut von Samarkand. Foto: Marianne Bultel

Auf dem ersten Zentralasiatischen Hochschulforum an der Universität Yangi O’zbekiston [dt. Neues Usbekistan, Anm. d. Red.] in Taschkent wurden die Herausforderungen im Hochschulsystem erörtert. Da die Zahl der Studierenden in Usbekistan die Millionengrenze überschreitet, stellen sich Fragen zur Qualität der Ausbildung und zum Eintritt in den Arbeitsmarkt.

Am 16. Oktober trafen sich auf dem Ersten Zentralasiatischen Hochschulforum in Taschkent international renommierte Akademiker:innen, Forscher:innen und namenhafte Mitglieder des Bildungswesens. Auch internationale Organisationen wie die Weltbank, die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), die Islamische Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) nahmen an dem Forum teil.

Die Veranstaltung bot die Gelegenheit, sich über die Herausforderungen im Bildungswesen in Zentralasien, zur Qualität der Bildung und zum Eintritt in den Arbeitsmarkt auszutauschen sowie die Probleme zu analysieren, mit denen die Universitäten konfrontiert sind. Im Jahr 2023 gab es in den Hochschulen Usbekistans mehr als eine Million Studierende. Parallel dazu steigt die Zahl der Bildungseinrichtungen und die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Ausbildung für die 210 Universitäten des Landes wird zu einer echten Herausforderung, wie Gazeta schreibt.

Das Forum sprach insbesondere das Problem der englischsprachigen Lehrangebote an, bei denen das Personal häufig aufgrund seiner Sprachkenntnisse eingestellt wird, ohne zuvor eine berufsqualifizierende Ausbildung erhalten zu haben.

Gazeta weist darauf hin, dass bei dem Treffen am 16. Oktober die Frage des Eintritts in den Arbeitsmarkt frischgebackener Absolvierter, aber auch die Zukunft bestimmter Berufe erörtert wurde. Novastan diskutierte diese Themen auch mit Studentinnen des Nationalen Fremdspracheninstituts in Samarkand. Studentinnen der Fakultät für die englische Sprache erzählten von ihren Eindrücken über die Qualität des Bildungssystems und ihren Zukunftsaussichten.

Die Frage nach der Qualität der Bildung

Im Jahr 2022 berichtete das usbekische Medium UPL zu den Hauptproblemen der Hochschulbildung. Darunter: der geringe Anteil von Lehrkräften, die einen wissenschaftlichen Abschluss besitzen.

Dieses wiederkehrende Problem an privaten Hochschulen veranlasste das Bildungsministerium dazu, im Juli die Aussetzung der Lizenzvergabe an private Hochschulen anzukündigen. Dieser Schritt wurde auch damit begründet, dass es „keine gute Sache“ sei, eine Universität zu eröffnen, die nicht eine bestimmte Qualität der Bildung biete. Außerdem würden „Studenten, die eine minderwertige Ausbildung erhalten, auf dem Arbeitsmarkt Probleme bekommen“, berichtet Central Asia News.

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Auf dem Hochschulforum erklärte Michael Connolly, Direktor der Englischprogramme des British Council, dass die Unterrichtssprache „eine der Ursachen für die Bildungskrise“ sein werde. So würden viele Universitäten mit englischsprachigen Studiengängen die Lehrkräfte ausschließlich nach ihren Sprachkenntnissen einstellen. Connolly meint weiter, er zweifle an den Qualitäten eines Lehrers, der keine pädagogische Ausbildung erhalten habe.

Reformen zur Verbesserung der Bildungsdienstleistungen

Das Generalkonsulat Usbekistans gab bekannt, dass die Zahl der Hochschulabsolvierenden 2023 fast fünfmal so hoch war wie noch 2016. Angesichts der steigenden Zahl von Studierenden erklärte das Konsulat, dass es die notwendigen Anstrengungen unternehmen wolle, um die Qualität des Unterrichts zu gewährleisten.

Zunächst sollen „Maßnahmen ergriffen werden, um die Qualität der Ausbildung von Fachkräften im Hochschulbereich zu verbessern.“ Ein eigens dafür eingerichtetes Zentrum für Projekte im Bildungsbereich wurde damit beauftragt, die Qualität der Bildungsdienstleistungen auf internationale Standards anzuheben.

Was Studierende davon halten

Faranguiz Omonova und Nigora Chodmonova, zwei Studentinnen des Fremdspracheninstituts in Samarkand, erzählten Novastan von ihren Eindrücken über die Entwicklungen der Bildungsbedingungen.

Faranguiz spezialisiert sich am Institut auf englische Literatur. Sie hebt zunächst eine gewisse akademische Freiheit hervor: „In Usbekistan gibt es viele Studiengänge, in denen man sich spezialisieren kann“ und es gibt „zahlreiche private und staatliche Universitäten, die ein breites Spektrum an Studiengängen anbieten.“

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Nigora, die sich ebenfalls auf englische Literatur spezialisiert hat, stellte eine echte Verbesserung der Unterrichtsbedingungen fest und behauptet, dass die Räumlichkeiten immer besser ausgestattet seien. „Das Institut ist mit Computern, Bibliotheken und Räumen für Diskussionsclubs ausgestattet“, sagte sie und meinte, dass es noch „viele weitere Verbesserungen geben wird“.

„Dieses Jahr wurden sogar viele Studierende in ein neues Gebäude verlegt, das viel besser ausgestattet ist als das Gebäude, in dem ich gerade studiere“, erzählt Faranguiz und fügt hinzu: „Man muss Geduld haben.“ Sie gestand auch, dass der angekündigte Lehrplan zu Beginn des Jahres „viel klarer und präziser“ war als in den Vorjahren.

Einstieg in den Arbeitsmarkt

Während des Austauschs am 16. Oktober in Taschkent sprachen die Expert:innen über die Frage des Arbeitsmarkts. Michael Conolly betonte die Notwendigkeit, dass die Studierenden bereit sein sollten, sich beruflich zu diversifizieren: „Die Universität sollte einen Absolventen nicht nur auf den ersten Job, sondern auf jede Arbeit vorbereiten.“

Für Nigora ist klar, dass ein Studium in einem spezialisierten Fach das Risiko birgt, beim Eintritt in den Arbeitsmarkt keine große Auswahl zu haben. Sie sagt jedoch, dass die „harte Arbeit“, die sie leistet, es ihr vielleicht ermöglicht, sich von der Masse abzuheben. Sie sagt auch, dass die unterrichteten Programme „allgemeine Fähigkeiten“ vermitteln, die es ihr auch ermöglichen, sich für einen anderen Beruf zu entscheiden.

Faranguiz hat vor, Englischlehrerin zu werden und gesteht, dass man für das Unterrichten von Sprachen neben einem Universitätsabschluss auch Sprachzertifikate wie IELTS oder Cambridge benötigt. Sie betont, dass dies „irgendwie eine gute Sache“ sei, weil „es einen dazu bringt, mehr zu arbeiten“. Sie sagte auch, dass sie sich „der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bewusst“ sei und dass sie, falls sie sich umorientieren müsse, „wissen würde, wie man sich anpasst“.

Marianne Bultel, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

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