Zehn Menschen, darunter ein Polizeibeamter, sind bei einem interethnischen Konflikt im Süden Kasachstans getötet worden. KasachInnen sollen dabei Angehörige der ethnischen Minderheit der DunganInnen angegriffen haben.
Während eines interethnischer Konflikts im Süden Kasachstans sind zehn Personen getötet und mehr als 40 verletzt worden. Acht der Getöteten verloren unmittelbar vor Ort ihr Leben, zwei weitere Opfer erlagen in der Nacht zum 9. Februar ihren Verletzungen. Der Vorfall ereignete sich in dem Dorf Masanchi, nicht weit vom Grenzübergang Qordai zwischen Kasachstan und Kirgistan. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal KazTag berichtete, sprach Hýseı Daýrov, der Vorsitzende der Assoziation der DunganInnen Kasachstans, von einem Pogrom gegenüber seiner ethnischen Gemeinschaft.
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Nach offiziellen Angaben griffen am Abend des 7. Februar über 300 Menschen aus den umliegenden Dörfern die BewohnerInnen des Dorfes Masanchi an, bei denen es sich mehrheitlich um DunganInnen – eine muslimische Volksgruppe chinesischer Herkunft – handelt. Mehr als 30 Häuser, 15 Läden und 23 Autos wurden beschädigt, wie das kasachstanische Onlinemedium Tengrinews berichtet. Nach Angaben des kirgisischen Grenzdienstes überqueren viele kasachstanische DunganInnen die Grenze nach Kirgisistan, um dort Sicherheit zu suchen. Die dunganische Gemeinschaft Kirgistans ist größer als jene Kasachstans.
47 Personen festgenommen
Bisher wurden 47 Personen verhaftet und zwei Jagdgewehre von den kasachstanischen Behörden beschlagnahmt. Es ist jedoch nicht klar, warum genau der Konflikt ausbrach. Kasachstans Präsident Qassym-Jomart Toqaev sagte auf einer Pressekonferenz, die angesichts des Konflikts anberaumt wurde, dass er durch verschiedene Videos, die zu Hass und Gewalt aufstacheln, verursacht wurde, und dass die Verantwortlichen hart bestraft werden würden.
Nach Angaben des Innenministeriums sei der Konflikt auf Provokateure zurückzuführen, „die einen privaten Konflikt auf eine interethnische Ebene gehoben haben“, wobei zunächst nicht erläutert wurde, welcher Art diese Provokationen gewesen seien und welche Gründe für die Angriffe auf die dunganische Gemeinschaft bestanden haben sollen.
Am Morgen des 9. Februar erklärte dann der stellvertretende Innenminister Alekseı Kalaıchidi, dass es am 5. Februar zu einem Konflikt im Straßenverkehr gekommen sei, bei dem es darum ging, wer wem die Vorfahrt genommen habe. Gemäß seinen Worten sei das Ausmaß des Konflikts gewachsen, nachdem in den sozialen Netzwerken Aufrufe zu destruktiven Handlungen auftauchten.
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Die DunganInnen sind ein muslimisches Volk ethnisch chinesischer Herkunft, das hauptsächlich in Zentralasien und Xinjiang sowie in benachbarten chinesischen Provinzen lebt. Die dunganische Gemeinschaft Kasachstans zählt etwa 50 000 Personen.
Die Redaktion
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