Der Iran wurde 2018 zum größten Importeur usbekischer Baumwollfasern. Doch auch in anderen Bereichen nähert sich die Islamische Republik an die zentralasiatischen Staaten an.
Der Iran liebt usbekische Baumwolle. Laut einer im Januar veröffentlichten Statistik war Teheran 2018 der größte Importeur von usbekischen Baumwollfasern. Die Islamische Republik importierte 2018 Baumwolle im Wert von 101,3 Millionen Euro, deutlich vor China (62,2 Millionen Euro) und Bangladesch (16,2 Millionen Euro). Die Faser des weißen Goldes wird in der Regel in Textilien umgewandelt.
Für die Umwelt ist der massive Anbau von Baumwolle jedoch verheerend, da er sehr große Mengen an Wasser erfordert. Dies ist insbesondere wichtig, da der Baumwollanbau in Usbekistan, dem sechstgrößten Baumwollproduzenten der Welt und dem größten unter den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, nach wie vor eine dominante Rolle spielt.
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Die hohen Baumwollimporte fügen sich in eine Dynamik der verstärkten Beziehungen zwischen dem Iran und den Ländern Zentralasiens ein, in deren Rahmen Kooperationsprojekte immer weiter ausgebaut werden.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Zentralasien
In den letzten Jahren wurden die Beziehungen zwischen dem Iran und den zentralasiatischen Ländern merklich ausgebaut. So führte der Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Turkmenistan im März 2018 zur Unterzeichnung mehrerer Memoranden, die darauf abzielen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern insbesondere im Energiesektor zu vertiefen.
Einen Monat später, anlässlich der zwölften Konferenz der Zwischenstaatlichen Kommission für Handel und wirtschaftliche Entwicklung zwischen dem Iran und Usbekistan, wurde die Idee geboren, einen gemeinsamen Handelsrat zwischen der iranischen und der usbekischen Handelskammer einzurichten. Ziel dieses Rates ist es, die Beziehungen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen in beiden Ländern zu stärken. Wie UzDaily berichtete, wurde am 29. Januar auch eine Absichtserklärung zwischen dem Iran und Usbekistan unterzeichnet. Besonderes Augenmerk wurde auf den Import von iranischem Öl nach Usbekistan und die Lieferung von in Usbekistan produziertem Schwefel an den Iran gelegt.
Kampf um Einfluss zwischen dem Iran und Saudi-Arabien
Diese wirtschaftlichen Beziehungen bieten dem Iran auch die Möglichkeit, sich als einflussreiche Regionalmacht in Zentralasien zu behaupten. In den letzten Jahren war die Region Schauplatz eines Kampfes um Einfluss zwischen dem Iran und seinem ständigen Rivalen Saudi-Arabien. Riad ist zunehmend in Tadschikistan präsent, einem zentralasiatischen Land, das sich traditionell dem Iran verbunden fühlt, dessen Beziehungen zum Iran sich aber in den letzten Jahren verschlechtert haben.
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Generell ist ein gutes Verständnis mit den zentralasiatischen Ländern für den Iran unerlässlich, da er auf deren Unterstützung bei der Aufnahme in die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zählt. Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan gehören zu den Gründungsmitgliedern dieses von China dominierten Wirtschafts- und Militärbündnisses. Angesichts der von Donald Trump im Mai 2018 angekündigten amerikanischen Sanktionen ist die Mitgliedschaft in der asiatischen Organisation für Teheran entscheidend geworden.
Der Eisenbahnsektor im Zentrum des Handels
Das ehrgeizigste Projekt zwischen dem Iran und Zentralasien bleibt jedoch das Aschgabat-Abkommen. Dieses Abkommen sieht eine enge Zusammenarbeit im Verkehrsbereich zwischen Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, Oman und seit Februar 2018 Indien vor. Ziel ist es, einen internationalen Korridor zu schaffen, um den Gütertransport zwischen Zentralasien und dem Persischen Golf zu erleichtern.
Neben dem Betrieb und dem Ausbau bestehender Bahnlinien wie der 2014 eingeweihten Strecke Iran-Turkmenistan-Kasachstan bietet dieser Verbund auch eine größere internationale Sichtbarkeit für diese Region. Das Aschgabat-Abkommen ermöglicht so die Anbindung des Nord-Süd International Transport Corridor (INSTC), einem mehr als 7.000 Kilometer langen Netz, das Mumbai über Teheran mit Moskau verbindet und dessen Ziel es ist, langfristig die traditionellen Handelsrouten zwischen Asien und Europa zu ersetzen.
Gabriel Ertlé
Aus dem Französischen von Svenja Petersen
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