In Turkmenistan wurde der Weltfahrradtag mit ähnlichem Aufwand gefeiert wie im Jahr zuvor. Der Weltfahrradtag wurde 2018 durch eine Resolution der UN-Generalversammlung eingeführt und geht auf eine Initiative Turkmenistans zurück.
Fahrräder über Fahrräder. Am 3. Juni hat Turkmenistan mit viel Prunk den 2. Weltfahrradtag gefeiert. Turkmenistans staatliche Nachrichtenagentur TDH prahlte mit dem Erfolg, der von den Prinzipien des Sportgeists, physischer und mentaler Gesundheit, Ökologie und sogar des Friedens und der weltweiten Solidarität getragen sei. Der Event wurde unter das Motto „Turkmenistan – Vaterland des Wohlstands“ gestellt.
Wie schon im Vorjahr bot der 3. Juni auch dieses Jahr die Gelegenheit zu einer großen Spazierfahrt durch die Hauptstadt Aschgabat, insbesondere entlang des „Weges der Gesundheit“ (Saglyk ýoly) am Fuß des Kopet-Dag-Gebirges. Die höchsten Würdeträger des Staates schlossen sich – alle auf Fahrrädern – einer großen Gruppe von BürgerInnen an. Auch DiplomatInnen und VertreterInnen internationaler Organisationen nahmen an den Feierlichkeiten teil.
In seiner Eröffnungsansprache erinnerte der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymuchamedow daran, dass der Weltfahrradtag auf eine von Turkmenistan initiierte Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zurückgeht, welche am 12. April 2018 einstimmig verabschiedet worden war.
Ein Vorreiter auf zwei Rädern
Wie schon beim ersten Weltfahrradtag 2018 wurde auch dieses Jahr ein neuer Weltrekord aufgestellt und von Guinness World Records anerkannt: 2019 RadfahrerInnen fuhren hintereinander in einer Reihe und bildeten so die weltgrößte Fahrradparade. Ein ähnlicher Rekord wurde im Vorjahr aufgestellt, als sich 3246 Personen in einem Stadion zum weltgrößten Fahrradtraining versammelten. Offenbar begründet Turkmenistan dadurch eine eine neue Tradition.
Auch der Internationale Radsport-Verband UCI war in die Ereignisse des 3. Juni eingebunden. Verbandspräsident David Lappartient traf sich längere Zeit mit Gurbanguly Berdymuchamedow und beglückwünschte ihn zu seinen Bemühungen zur Förderung des Radfahrens. Im Rahmen des Gesprächs wurde dem turkmenischen Präsidenten ein „Anerkennungszertifikat“ von der UCI überreicht sowie die Organisation der Radsport-Weltmeisterschaften im Jahr 2021 übertragen.
Darüber hinaus erweist sich der Weltfahrradtag als ein veritables diplomatisches Instrument , da die Ereignisse in Aschgabat weltweit über die turkmenischen Botschaften verbreitet wurden. Die offizielle Nachrichtenagentur Orient.tm berichtete über parallel stattfindende Feierlichkeiten in Georgien, Armenien, Belarus und Deutschland.
Eine umfassende Kommunikationsstrategie
Turkmenistan, das direkt hinter Nordkorea als eines der verschlossensten Länder der Welt gilt, stützt sich auf den Sport, um sich im Ausland zu profilieren und sein Ansehen zu verbessern. Die Investitionen der Regierung in diesem Feld gipfelten 2017 in die Organisation der Asien-Spiele für Hallensportarten. Es war die größte internationale Sportveranstaltung, die in Turkmenistan seit der Unabhängigkeit 1991 stattfand. Für die Asiade wurde auch ein „Olympia-City“ gebaut, von der die meisten Sportereignisse im Land profitieren.
Lest auch auf Novastan: Turkmenistan: Die Asiaden als PR-Kampagne
Der Radsport hat sich zu einem der Ankerpunkte dieser sportdiplomatischen Strategie entwickelt. Im Jahr 2013 ordnete der turkmenische Präsident anlässlich des Nationalen Fahrradtages am 1. September an, dass alle BürgerInnen ein Fahrrad erwerben müssten. Bei dieser Gelegenheit pries die Regierung die Werte des individuellen Wohlbefindens und des Respekts gegenüber der Umwelt, welche mit der Ausübung dieses Sports verbunden seien. Die Zahl der autofreien Tage hat sich seitdem deutlich erhöht, insbesondere in der Hauptstadt Aschgabat.
Dennoch sehen kritische BeobachterInnen darin einen Ausdruck des Personenkults um den turkmenischen Präsidenten. Das oppositionelle Nachrichtenportal Chronicles of Turkmenistan deckte auf, dass viele der offiziellen Bilder von Gurbanguly Berdymuchamedow auf seinem Fahrrad erst nach seinem Spektakulären Sturz während eines Pferderennens am 28. April 2013 erschienen. Demnach ergänzt die „Fahrradpolitik“ nunmehr die „Pferdepolitik“.
Magomed Beltuev, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.