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Kirgisischer Investigativjournalist ertrunken

Der auf Korruption spezialisierte Journalist Ulanbek Egisbajew ist am 22. Juli 2018 im Alter von 28 Jahren ertrunken. Er arbeitetete für Azattyk, ein Oppositionsmedium, und war unter anderem  für seine Ermittlungen zu Korruptionsfällen bekannt.

Ulanbek Egisbajew
Porträt von Ulanbek Egisbajew aus seinem Facebook-Account

Der auf Korruption spezialisierte Journalist Ulanbek Egisbajew ist am 22. Juli 2018 im Alter von 28 Jahren ertrunken. Er arbeitetete für Azattyk, ein Oppositionsmedium, und war unter anderem  für seine Ermittlungen zu Korruptionsfällen bekannt.

Am Nachmittag des 22. Juli 2018 ist der kirgisische Journalist Ulanbek Egisbajew während eines Wochenendaufenthalts im Issikkölsee, im Westen Kirgistans, ertrunken. Er wurde ohnmächtig aus dem Wasser geholt und ins nahegelegene Krankenhaus von Tscholpon-Ata gebracht, wo er später starb.

Die Novastan-Redaktion möchte seinen Angehörigen und Kollegen ihr aufrichtiges Beileid ausdrücken.

„Ein enormer Verlust für den kirgisischen Journalismus“

„Der Tod Ulanbek Egisbajews ist ein enormer Verlust für den kirgisischen Journalismus“ betitelt die unabhängige Informationsseite Kloop.kg ihre Berichterstattung. Egisbajew war in Kirgistan durchaus berühmt, er hat mehrere internationale Preise für seine Arbeit erhalten und war von Regierung und Machteliten gefürchtet, weil er nie zögerte, sie öffentlich zu kritisieren.

Neulich erst hatten seine Veröffentlichungen zu Enthüllungen in Korruptionsfällen im Zollamt, beim Bodenverkauf in Kirgistan, in den Friedhöfen der Hauptstadt oder auch beim Wiederaufbau des historischen Museums in Bischkek geführt. Er war zudem einer der wenigen Journalisten im Land, die in kirgisischer statt in russischer Sprache arbeiten.

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In der Nacht vom 25. zum 26. Februar 2017 war Egisbajew als einer der ersten Journalisten am Bischkeker Flughafen Manas anwesend, als die Polizei im Begriff war, fern von jeglicher Öffentlichkeit den Oppositionspolitiker Ömürbek Tekebajew festzunehmen. Der Journalist selbst wurde damals ebenso von der Polizei festgenommen und verhaftet.

„Wer wird denn seine Arbeit fortsetzen?“

Tolekan Ismailowa, Vizepräsidentin der Fédération internationale des ligues des droits de l’Homme (FIDH) alarmiert auf Facebook : „Wer wird denn seine Arbeit fortsetzen?“.

„Trotz seines jungen Alters hat Ulanbek die Entwicklung des Investigationsjournalismus enorm vorangetrieben. Er schrieb hochwertige Artikel, filmte erschütternde Reportagen“, schreibt seinerseits Azattyk.

Egisbajew drehte auch kurze Dokumentarfilme, für die er internationale Preise bekam. Der jüngste erzählt von einem Schullehrer, der sich jeden Tag seit 25 Jahren 10 km zu Pferd zu seiner Klasse begibt.

Medien und NGOs bestehen auf ein Ermittlungsverfahren

Offiziell ist Egisbajew bei einem Badeunfall ums Leben gekommen. Medien- und Menschenrechtsvertreter bestehen aber auf der Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens, um einen Mordverdacht auszuschließen zu können. „Ich glaube nicht daran, Ulanbek kann unmöglich bei 1,5 Meter Wassertiefe ertrunken sein“, beteuert Tolekan Ismailowa auf Facebook. Ihre Ansicht teilen viele Journalisten und Aktivisten.

Azattyk bestätigt, dass der Journalist zuletzt Drohungen erhalten habe. Am 16. Juli hatte er selbst auf seinem Facebook-Account Fotos zweier an ihn adressierter Briefumschläge gepostet, die blanke Seiten beinhalteten – dies kann oft als „letzte Warnung“ interpretiert werden.

Screenshot Drohbriefe Ulanbek Egisbajew
In diesem Facebook-Post machte Egisbajew den Erhalt der Drohbriefe bekannt.

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Am Montag, dem 23. Juli sprach Kirgistans Präsident Sooronbai Dscheenbekow der Familie Egisbajews sein Beileid aus und sagte, sein Name werde für immer in der Geschichte des kirgisischen Journalismus fortbestehen.

Marion Biremon

Aus dem Französischen von Arnaud Enderlin

 

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