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Die Brüder Philippe – Eine Odyssée von Frankreich über Zentralasien bis nach Korea

Drei französisch-koreanische Brüder wollten es einmal wirklich wissen und sind mit dem Auto von ihrer Heimat, dem Elsass, in Richtung Südkorea aufgebrochen. Auf Youtube kann man sie bei diesem Familienabenteuer begleiten. Novastan hat sie in Bischkek getroffen, als sie dort gerade auf der Durchreise waren.

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Übersetzt von: Arthur Siavash Klischat

Original (7. April 2023)

Die Brüder Philippe in den Schweizer Alpen

Drei französisch-koreanische Brüder wollten es einmal wirklich wissen und sind mit dem Auto von ihrer Heimat, dem Elsass, in Richtung Südkorea aufgebrochen. Auf Youtube kann man sie bei diesem Familienabenteuer begleiten. Novastan hat sie in Bischkek getroffen, als sie dort gerade auf der Durchreise waren.

Im April 2021 ging es los für die Brüder Philippe. „Wir hatten uns nach langer Zeit mal wieder alle drei bei unseren Eltern im Elsass getroffen“, erklärt François Philippe, der älteste des Trios. Damals hatte Michel gerade sein Studium beendet, Stéphane seine Stelle gekündigt und François war von einer Reise in die Türkei zurückgekehrt.

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Der Plan: Mit ihrem 4×4 Nissan Pathfinder einen Teil dieser Welt durchqueren, um nach Korea, dem Land ihrer Vorfahren, zu gelangen. François hatte dies schon länger im Sinn. Ein Jahr zuvor war er per Anhalter durch die Türkei gereist. Sein Bruder Stéphane hatte ihn bis nach Griechenland begleitet.

Mit dem Nissan Pathfinder durch Kirgistan

In Bischkek erholen sie sich, schneiden Videos für Youtube und finden Zeit für ein Treffen mit Novastan. Vier Monate sind sie nun schon in Zentralasien. Nach mehreren Monaten in der Türkei, Georgien und dem Iran sind sie über Russland durch Kasachstan gereist und haben Usbekistan und Tadschikistan erkundet. Am längsten hielt es die drei Brüder jedoch in Kirgistan, wo sie vom Nomadenleben und der kirgisischen Kultur fasziniert waren.

Ein Traum für die ganze Familie

Wir wollten schon immer mal auf Weltreise gehen“, erklärt Stéphane Philippe, „und jetzt ist es endlich soweit!“. Die „Söhne des Orients und des Okzidents“, wie sie sich auf ihrem Youtube-Kanal nennen, verspürten das Bedürfnis, sich mit ihrer Identität auseinanderzusetzen. In ihren Videos sprechen sie ausführlich über die Schwierigkeiten, die ein Leben als Doppelstaatler mit sich bringt, aber auch über die Fülle an Erfahrungen, die sie daraus schöpfen.

Der familiäre Kontext gibt ihrem Unternehmen eine besonders aufregende Note. „Später werden wir Kinder und Familie haben, da wird so eine Aktion unter Brüdern kaum möglich sein. Deshalb war uns klar, jetzt oder nie“, sagt Michel Philippe. Hinter dem Format der Vlogs auf Youtube steckt auch der Wunsch, die Erinnerungen unvergesslich zu machen.

Nomadenkultur und Traditionen

Tatsächlich sind es die althergebrachten Lebensweisen und Traditionen, denen die Geschwister eine Bühne geben wollen. „Die Lage ist ernst. Wir sehen täglich, wie die Welt moderner wird, darum wollen wir unbedingt die Traditionen und das Nomadenleben einfangen“, erklärt François. Während ihres mehrmonatigen Aufenthalts in Georgien lebten sie unter anderem auf einer touristisch völlig unerschlossenen Route mit halbnomadischen Hirten zusammen. Die Einheimischen belohnten sie dafür mit Anerkennung. Auch im Iran wollten sie die Besonderheiten der Kultur der Nomaden ergründen und verbrachten daher mehrere Wochen im engen Austausch mit ihnen.

Jagd mit Adlern in Naryn, Kirgistan

In Ländern, in die der Massentourismus immer weiter vordringt, erweist sich das oft als schwierig. Aber „mit einem Quäntchen Glück“ geraten sie doch an die richtigen Personen, die den drei Brüdern Zugang zu ihrer einzigartigen Geschichte geben.

An Zentralasien führt kein Weg vorbei

Wo, wenn nicht in Zentralasien, kann man die nomadische Lebensweise kennenlernen? Seit sie aus dem Elsass aufgebrochen waren, hatten sie diese Region ins Auge gefasst. Eine Etappe, die sie um jeden Preis in Angriff nehmen wollten, wie sie in Videos vor der Kamera erklärten, auch wenn der Weg über Kleinasien nach Ostasien weit weniger Hindernisse mit sich gebracht hätte. Doch die kasachische und kirgisische Steppe war den drei Brüdern der Umweg wert. „Zentralasien und seine Nomadenkultur wollten wir unbedingt kennenlernen“, klingt es fast im Chor. Auf ihrer Projekt-Agenda stehen noch Dokumentarfilme über die Adlerjagd in Kirgistan, die Wanderweidewirtschaft und das sagenumwobene Spiel Kök-Börü.

Kök-Börü

Auch geschichtlich war diese Etappe ein Muss. Die koreanische Herkunft ihrer Mutter bewegte sie dazu, mit der koreanischen Diaspora in Kasachstan in Kontakt zu treten. Die Anwesenheit der koreanischen Minderheit in Kasachstan geht noch auf die Deportationen Stalins zurück. Auf ihrem Youtube-Kanal haben die Brüder einen Teaser für die geplante Reportage veröffentlicht. Darin soll es um die koreanischen Traditionen gehen, die bis heute in der kasachischen Steppe gepflegt werden.

Reisen ist nicht immer rosig

Die Youtuber berichten auch von ihren alltäglichen Schwierigkeiten beim Reisen. „Wir sind längst keine Profis“, sagt einer von ihnen. Die organisatorischen Aspekte der Reise schränken die Möglichkeiten einer längeren Doku erheblich ein. „Aber wir versuchen, peu à peu professioneller zu werden, um in regelmäßigen Abständen qualitativen Content zu liefern.“

Stéphane Philippe in der Kälte in den kirgisischen Bergen

Auf Youtube zeigen sie nicht nur die Schokoladenseiten der Reise – auch die gescheiterten Pläne werden dem Publikum nicht vorenthalten. So teilen sie zum Beispiel die frostigen Stunden in den kirgisischen Bergen, als der Schnee ihnen einen Strich durch die Rechnung macht, wodurch die erhoffte Begegnung mit einem Schneeleoparden nicht zustande kommt. Zu allem Ärger finden sie sich nun ohne Sprachkenntnisse in einem Hundertseelendorf wieder, wo sie versuchen, ihr liegengebliebenes Auto wieder startklar zu machen. Zu solch Kopfschmerzen bereitenden Szenarien reihen sich Probleme an Grenzübergängen, die mal mit einer langen Schlange, mal mit einer spontanen Schließung aufwarten.

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„Drei Tage standen wir an der Grenze zwischen Russland und Kasachstan!“ Die Brüder Philippe wollten die Grenze zeitgleich mit Tausenden von Russen überqueren, die vor der am 21. September verkündeten Teilmobilmachung flohen. In einem ihrer Videos beleuchten sie sowohl den Warteschlangenalltag am Grenzübergang wie auch die Geschichte und die Anspannung dieser zahlreichen Russen, die versuchen, dem Krieg zu entkommen.

Emma Collet, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Arthur Siavash Klischat

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