Startseite      Welche Themen bestimmten Usbekistans Presse vor 100 Jahren?

Welche Themen bestimmten Usbekistans Presse vor 100 Jahren?

Am 4. März veranstaltete die Agentur für Information und Massenkommunikation in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek Usbekistans eine Pressekonferenz zum Thema "Zeitschriften des späten XIX. und frühen XX. Jahrhunderts - eine wichtige historische Quelle".  Folgender Artikel erschien im russischen Original bei Kun.uz, wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Am 4. März veranstaltete die Agentur für Information und Massenkommunikation in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek Usbekistans eine Pressekonferenz zum Thema "Zeitschriften des späten XIX. und frühen XX. Jahrhunderts

Am 4. März veranstaltete die Agentur für Information und Massenkommunikation in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek Usbekistans eine Pressekonferenz zum Thema „Zeitschriften des späten XIX. und frühen XX. Jahrhunderts – eine wichtige historische Quelle“.  Folgender Artikel erschien im russischen Original bei Kun.uz, wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Die Veranstaltung sprach über einzigartige Quellen, die in der Sammlung der Nationalbibliothek Usbekistans aufbewahrt werden, wie etwa Zeitschriften, die Ende des XIX. bis Anfang des XX. Jahrhunderts veröffentlicht wurden. Es ging um ihre Verwendung, ihre Erforschung und um Probleme, die mit der Veröffentlichung dieser Ausgaben verbunden sind, sowie um Fragen, die in ihnen aufgeworfen wurden.

„Leider gab es damals Zeitungen, die nicht nur in einem Monat, sondern auch nach ein paar Ausgaben schlossen, d.h. die Herausgabe der Zeitung war ein großes Problem. Der Hauptgrund für die Einstellung ihrer Aktivitäten war die politische Zensur. Sie wurden unter dem Vorwand der Propaganda gegen die Regierung eingestellt. Das betraf Zeitungen wie „Tarakkiy (Fortschritt)“, „Xurshid“, oder „Shuxrat“. Vor 1917 wurden nur zwei Zeitungen in einem Jahr vollständig veröffentlicht“, sagt die Geschichtswissenschaftlerin Dr. Sanobar Shodmonova.

Novastan ist das einzige deutschsprachige Nachrichtenmagazin über Zentralasien. Wir arbeiten auf Vereinsgrundlage und Dank eurer Teilnahme. Wir sind unabhängig und wollen es bleiben, dafür brauchen wir euch! Durch jede noch so kleine Spende helft ihr uns, weiter ein realitätsnahes Bild von Zentralasien zu vermitteln.

„In gewisser Weise ist es unsere Tragödie“

Der Geschichtsphilosoph Dr. Baxrom Irzaev, bemerkt, dass es keine besonderen sprachlichen Schwierigkeiten gibt, die Quellen aus der jüngeren Geschichte Usbekistans zu lesen.

„Ich stelle oft fest, dass es keine große Begeisterung beim Lesen der Quellen aus dieser Zeit gibt. Der Grund dafür ist die Unfähigkeit, die alte usbekische Schrift zu lesen. In gewisser Weise ist es unsere Tragödie. Aber gleichzeitig kann eine Person, die sich entschieden hat, sie zu lesen, dies auch tun.“ Turksprachige und einige arabischsprachige Länder hingegen verstünden nicht, was vor 100 Jahren in ihren Zeitungen oder Zeitschriften geschrieben wurde, denn ihre Sprache habe sich seitdem so sehr verändert.

Ursprünglich seien viele arabisch-persische Wörter verwendet worden. Doch dann hätten die Befürworter des Fortschritts verstanden, dass es für die Akzeptanz des Schreibens durch die Bevölkerung notwendig gewesen sei, auf einfache und klare Weise zu schreiben. Und sie hätten dies kurzfristig auch erreicht, sagt der Wissenschaftler.

Lest auch bei Novastan: Wie vor 100 Jahren die Bolschewiki das Emirat von Buchara und das Khanat von Xiva zerstörten

Izraev sprach auch über die in der damaligen Presse beschriebenen Themen. Das Hauptthema, welches die Presse dominierte, war Bildung. Insbesondere mehr als die Hälfte der Artikel in der Zeitung „Sadoi Farghona (Stimme von Fergana)“ seien diesem Thema gewidmet. Das war ein wichtiger Gegenstand für Intellektuelle. Wenn zum Beispiel Ibrat (Is’hoqxon Ibrat – Schriftsteller und Vertreter des zentralasiatischen Dschadidismus – Anm. d. Red.) nach Taschkent kam, dann tat er das nicht, um Hochzeiten beizuwohnen und Spaß zu haben, sondern um zu studieren.

Lust auf Zentralasien in eurer Mailbox? Abonniert unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter mit einem Klick.

Am 8. April 1922 veröffentlichte Saidaxmad Nazirov in der Zeitschrift „Armugon“ Artikel von Intellektuellen der damaligen Zeit. Besonders erwähnenswert ist der Bericht von Abdurauf Fitrat über die Bildung, den er als Bildungskommissar der BSSR (Bucharische sowjetische Volksrepublik – Hrsg.) verfasste. Darin macht er fortschrittliche Vorschläge zur Organisation des Bildungswesens in Buchara. „Dies sollte heute nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von Beamten im Bildungssektor gelesen werden“, sagte Baxrom Izraev.

Aus Fitrats Artikel „Herd des Wissens“ zitierte der Wissenschaftler: „Solange sich im menschlichen Gehirn nichts verändert, werden sich andere Veränderungen nicht durchsetzen“. Izraev erklärt: „Das heißt, Fitrat sagte, nur wenn sich das Bewusstsein eines Menschen verändert, werden die Reformen Ergebnisse bringen.“

 

Kun.uz

Aus dem Russischen von Hannah Riedler

Noch mehr Zentralasien findet Ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei TwitterFacebookTelegramLinkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in Eurer Mailbox könnt ihr Euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

 

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.