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Wie haushalten die zentralasiatischen Länder mit ihren Wasserressourcen?

Experten sagen voraus, dass die Länder Zentralasiens in den nächsten Jahren aufgrund ungünstiger klimatischer Bedingungen mit einer ernsthaften Wasserknappheit konfrontiert sein werden. Wie gehen sie mit dieser Problematik um?

Der Nurek-Stausee in Tadschikistan spielt eine große Rolle bei der Strom- und Wasserversorgung des Landes, Photo: Nikolamikovic82/ Wikimedia Commons

Experten sagen voraus, dass die Länder Zentralasiens in den nächsten Jahren aufgrund ungünstiger klimatischer Bedingungen mit einer ernsthaften Wasserknappheit konfrontiert sein werden. Wie gehen sie mit dieser Problematik um?

Der Rückgang der Wasserressourcen bedroht nicht nur die Landwirtschaft und die Versorgungssicherheit, sondern auch die Wasserkraft, sodass sich der Umfang der Stromerzeugung verringert. Nach Angaben der Interstate Coordination Water Commission of Central Asia (ICWC) belief sich die Durchflussmenge des Amudarja in der dritten Märzdekade auf 1,56 Milliarden Kubikmeter und damit auf 154 Millionen Kubikmeter weniger als prognostiziert. Im Wachsch (Fluss in Tadschikistan, Anm. d. Ü.) betrug sie Anfang April nur 295 Kubikmeter pro Sekunde. Das sind 151 Kubikmeter pro Sekunde weniger als im gleichen Zeitraum des Jahres 2023. 

Auch in der zweiten großen Wasserader der Region, dem Syrdarja, herrscht Wassermangel. Dies hat die Staatsführungen in den Ländern der Region alarmiert und mittlerweile haben fast alle zentralasiatischen Länder damit begonnen, konkrete Maßnahmen zur Schonung der Wasserressourcen zu ergreifen.

Tadschikistan: Der Wassermangel führt zur Energiekrise

Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon forderte am 11. April auf einem Treffen mit Behördenleitern und Aktivisten in der Provinz Sughd (im Norden des Landes, Anm. d. Ü.) dazu auf, zu jeder Jahreszeit Wasser und Strom zu sparen, auch in den Sommermonaten.

Das Staatsoberhaupt erinnerte daran, dass „aufgrund nicht vorhersagbarer Faktoren, insbesondere des beispiellosen Klimawandels und seiner ungünstigen Folgen wie Dürre und Wassermangel, sowie wegen der steigenden Lebensmittelpreise es immer schwieriger sein wird, die Bevölkerung ausreichend zu versorgen“.

Seit Mitte des Winters befindet sich Tadschikistan fortlaufend in einer tiefen Energiekrise, die durch die sinkende Wassermenge im Nurek-Stausee verursacht wird. Unter diesen Bedingungen hat ein wirksames Wassermanagement sowohl für Tadschikistan als auch für die flussabwärts gelegenen Länder entscheidende Bedeutung.

In den letzten Jahren hat das Land eine ehrgeizige Reform des Wassersektors in Angriff genommen, welche unter anderem das Programm zur Neustrukturierung der Wasserwirtschaft sowie den Wasserkodex einschließt. Tadschikistan konzentriert sich auf den Erhalt der Gletscher und eine effiziente Wasserbewirtschaftung. In der Landwirtschaft wird der Übergang zu wassersparenden Technologien wie der Tröpfchenbewässerung gefördert.

Kasachstan: Schwerpunkt auf der Abwasserwiederverwendung

Kasachstan hat ein Konzept für die Entwicklung eines Systems zum Wasserressourcenmanagement verabschiedet. Derzeit werden 13 Prozent der bewässerten Flächen mit wassersparenden Technologien bewirtschaftet.

Das Land hat sich das Ziel gesetzt, auf dürreresistente Nutzpflanzen umzustellen sowie die Einführung wasserschonender Technologien auszuweiten. Es werden Maßnahmen ergriffen, um Schmelz- und Regenwasser in Staubecken zu sammeln.

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Für die Wasserversorgung industrieller Unternehmen wird die Verwendung gereinigter Abwässer angeordnet. Innerhalb von sechs Jahren sollen 50 Prozent des industriellen Wasserverbrauchs in die Wiederverwendung überführt werden.

Nach Berechnungen von Experten könnte das der Republik bis zu neun Milliarden Kubikmeter Wasser im Jahr bescheren, die zusätzlich zur Verfügung stünden. Das ist etwas mehr als die Hälfte des Wassers, welches Kasachstan für die Bewässerung der Felder pro Saison verbraucht.

Usbekistan: Notstandsregelung zum Wassersparen

Usbekistans Präsident Shavkat Mirziyoyev merkte auf einem Treffen an, dass im Land 90 Prozent der vorhandenen Wasserressourcen für die Landwirtschaft verwendet werden. So werden beispielsweise für ein Baumwollfeld von einem Hektar pro Jahr 10.000-11.000 Kubikmeter Wasser verbraucht, in Ländern mit ähnlichem Klima und Boden dagegen zwei bis dreimal so wenig.

Er wies darauf hin, dass das Jahr 2024 eine Zeit des Übergangs zu einer Notstandsregelung zur Wassereinsparung sein wird. Nach Berechnungen usbekischer Experten gehen in Bewässerungskanälen ohne zusätzliche Schalung im Durchschnitt jährlich 14 Milliarden Kubikmeter oder 36 Prozent des Wassers ohne irgendeinen ökonomischen Nutzen verloren.

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In diesem Zusammenhang wurde im Wassersektor das „schlagkräftige Jahr der Betonierung der Kanäle“ ausgerufen. Weitere Aufgaben umfassen die Einführung wassersparender Technologien sowie die Senkung der Ausgaben für die Wasserversorgung.

Die usbekische Regierung plant die Modernisierung der Pumpstationen und die Übergabe ihrer Verwaltung in private Hände. Außerdem schlägt Usbekistan die Erarbeitung eines Programms zur Nutzung wiederaufbereiteten Regenwassers für den Fall vor, dass Wasserknappheit im Land herrscht. Es wird geschätzt, dass eine Person durch die Nutzung von Regenwasser durchschnittlich allein 71 Liter Trinkwasser am Tag einsparen kann.

Kirgistan: Kambarata geht in den Bewässerungsmodus über

Auch Kirgistan arbeitet angesichts der zunehmenden Verknappung der Wasserressourcen an der Einführung wasserschonender Technologien in der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen. Die Regierung des Landes hat die Betonierung, die Reparatur sowie die Säuberung der Wasseranlagen in die Hand genommen. Viel Arbeit wird auch in den Austausch der Pumpmaschinen gesteckt.

Mit dem Ziel, die Probleme der Engpässe bei der Bewässerung zu lösen, werden 2024 mehrere Staubecken gebaut. Der Bau des Wasserkraftwerks Kambarata HPP-1 ermöglicht die Überführung des Toktogul-Reservoirs vom Energie- in den Bewässerungsmodus und damit in den Speicherbetrieb.

Turkmenistan: Vorreiter bei der Einführung neuer Technologien

In der sozioökonomischen Strategie Turkmenistans wird der rationellen Nutzung der Wasserressourcen als Faktor für die Entwicklung des agroindustriellen Komplexes, des Umweltschutzes sowie der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung besondere Bedeutung beigemessen.

Das Land setzt auf die neuesten Technologien und originelle technische Lösungen und verfolgt einen Kurs zu einer Erhöhung der Effizienz der Wassernutzung sowie zum sparsamen Umgang mit der wertvollsten Ressource unseres Lebens. In Turkmenistan lag der Anteil des sicher gereinigten Abwassers im Jahr 2023 laut Statistik bei mehr als 50 Prozent. Technologien zur optimalen Nutzung der Süßwasserressourcen werden gefördert.

Afghanistan: Der Kuschtepa-Kanal – die Hoffnung der Grundbesitzer

Vertreter Afghanistans erklärten zu den Bedenken der Nachbarländer hinsichtlich der Amudarja-Gewässer und des Kuschtepa-Kanals, dass die Forderungen vertretbar wären, würden vertragliche Verpflichtungen verletzt. Jedoch sei Afghanistan in diesem Falle keinerlei Verpflichtungen eingegangen, es gebe keinen Vertrag.

Daher tut Afghanistan, was es für notwendig hält: es setzt den Bau des Kuschtepa-Kanals mit einer Länge von 285 Kilometer fort. Der afghanische Ingenieur und Wasserexperte Nadschibula Sadid ist der Meinung, dass „Afghanistan ein absolutes Recht zur Nutzung des Wassers des Amudarja hat, da den Taliban 27 bis 30 Prozent des Wassers dieses Flusses gehören.“

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Unterdessen fordern Presseberichten zufolge die Landbesitzer Afghanistans von den Behörden eine schnellere Schaffung eines Systems zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Kulturen sowie die Lösung der Probleme des Wassermangels.

Afghanistan, eines der Länder des Amudarja-Beckens, bleibt so weiterhin außerhalb des Wasserzusammenschlusses und denkt bisher nicht an eine Einsparung der Wasservorräte oder die Einführung fortschrittlicher Technologien zu ihrer Erhaltung. Dies ist eine zusätzliche Belastung für den sich verschärfenden Mangel an Wasser zur Bewässerung in dieser Region.

Eurasische Entwicklungsbank (EDB): Fünf Milliarden Kubikmeter Wasser einsparen

Eurasische Entwicklungsbank (EDB): Fünf Milliarden Kubikmeter Wasser einsparen

Nach Angaben von EDB-Experten steigen die Temperaturen in der Region schneller als auf dem Rest der Erde. Die Gletscher sind innerhalb von 50 Jahren um 30 Prozent geschmolzen: „Der größte Teil des Wassers geht in die Bewässerung. Bewässerte Flächen machen 66 Prozent des landwirtschaftlichen BIP Zentralasiens aus.“

Verschärft wird die Situation durch die marode Infrastruktur, deren Durchschnittsalter bei 50 Jahren liegt, sowie durch Verluste in Höhe von 40 Prozent bei der Filtration von Salz aus dem Wasser. Hinzu kommt ein Rückgang der Zuflussmenge des Amudarja aus Afghanistan, wo neue hydrotechnische Projekte gebaut werden. Zur Vermeidung von Defiziten müssten laut EDB jährlich fünf Milliarden Kubikmeter Wasser eingespart werden. So würden sich die Verluste bis 2030 um 30 Prozent verringern.

Für die Lösung der drängenden Probleme schlägt die EDB den Ländern der Region Maßnahmen vor, wie die Einrichtung eines Internationalen Wasser- und Energierates, den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsbanken, die Einführung digitaler Technologien zur Wassermessung und moderner Landplanungs-Technologien per Laser, die Stärkung der Zusammenarbeit mit Afghanistan und die Schaffung eines Produktionsclusters moderner Bewässerungsanlagen anstatt sie zu importieren.

Sajfuddin Karajew für Asia-Plus

Aus dem Russischen von Dörte Drangmeister

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