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Neue Zugstrecke verbindet Turkmenistan und Afghanistan

Ende November wurde der erste Abschnitt der Eisenbahnstrecke Afghanistan-Turkmenistan-Tadschikistan von den Präsidenten Afghanistans und Turkmenistans eingeweiht. Sie ist eine weitere Annäherung zwischen Aschgabat und Kabul, Nachbarn und strategische Partner.

TAT Eisenbahn Turkmenistan
Einweihung der Eisenbahnstrecke TAT

Ende November wurde der erste Abschnitt der Eisenbahnstrecke Afghanistan-Turkmenistan-Tadschikistan von den Präsidenten Afghanistans und Turkmenistans eingeweiht. Sie ist eine weitere Annäherung zwischen Aschgabat und Kabul, Nachbarn und strategische Partner.

Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow kam am 27. November nach Lebap, an der afghanischen Grenze, um an der Eröffnungszeremonie des ersten Streckenabschnitts der Eisenbahnstrecke TAT (Turkmenistan-Afghanistan-Tadschikistan) teilzunehmen, welcher zunächst Turkmenistan und Afghanistan verbindet. Der Präsident der Republik Afghanistan, Aschraf Ghani, war ebenfalls anwesend.

Entwicklung der Transportinfrastruktur

Der Bau der Eisenbahnstrecke war im Juni 2013 von den Präsidenten Turkmenistans, Afghanistans aber ebenso Tadschikistans verkündet worden. Letzteres dürfte zukünftig an die Strecke angeschlossen werden, mit dem Ziel, die Integration der drei Länder zu vertiefen. Turkmenistans Plan ist, die Strecke von bisher 88 km zuerst in Richtung Tadschikistan zu verlängern, um schließlich bis nach Kirgistan und China zu reichen.

Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der drei Partnerländer wird die Finanzierung des Projekts zum größten Teil von ausländischen Gebern übernommen. Einer der größten Akteure ist die Asiatische Entwicklungsbank, die 350 Mio. Dollar auf der afghanischen Seite übernommen hat, wobei die Gesamtkosten der Eisenbahnstrecke auf 1,5 bis 2 Milliarden Dollar geschätzt werden. Wie auch im Rahmen des Projekts TAPI, der Pipeline, die durch Afghanistan und Pakistan nach Indien verläuft, setzt Turkmenistan auf die Hilfe externer Geber, um seine Abhängigkeit von China zu vermindern. Dieses ist bisher Turkmenistans wichtigster Kunde und nutzt diese Stellung, um das turkmenische Gas billig einzukaufen, mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen für Aschgabat.

Auch auf Novastan: Turkmenistan verkauft sein Gas zu niedrigen Preisen an China

Bei der Einweihung des 88km langen Abschnitts stellte Berdymuhammedow klar, dass „die Errichtung von entwickelter Transport- und Transitinfrastruktur unsere erste Priorität“ sei. Die Eisenbahnstrecke TAT wurde zwei Jahre nach der Strecke eingeweiht, welche Kasachstan mit Iran und Turkmenistan verbindet. Aschgabat bekräftigt damit seine Politik der Lösung aus der Isolation, indem es verschiedene Zugangswege zu seinen Nachbarländern schafft und seine Abhängigkeit von den zwei Großmächten, China und Russland und von seinem Nachbarn Usbekistan reduziert. Letzteres ist für Turkmenistan der einzige Weg für Transporte nach Norden und Osten, dasselbe gilt für Tadschikistan, das vollkommen von Usbekistan abhängt. Die TAT, einmal fertiggestellt, ermöglicht beiden Ländern, Usbekistan zu umgehen.

Afghanistan, wichtiger aber instabiler Partner Turkmenistans

Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke fällt außerdem zusammen mit der Eröffnung eines Gasterminals mit einer Kapazität von 450.000 Tonnen pro Jahr in der gleichen Stadt. Es wird die Exporte Turkmenistans zu seinen Nachbarn weiter ansteigen lassen.

Bereits am 6. November 2015 unterzeichneten Afghanistan und Turkmenistan einen Vertrag über Energielieferungen für den Zeitraum 2015 – 2018. Turkmenistan ist ein wichtiger Partner für die Energiesicherheit Afghanistans mit Exportpotenzial sowohl von Rohstoffen als auch von nutzbarer Elektrizität. Es hat zudem den doppelten Vorteil, dass es zum einen seine Energieexporte stark erhöhen kann, und zum anderen das ganze Jahr über Energie produzieren kann.

Während Turkmenistan durch die TAT seine Gaslieferungen ausweiten kann, bleiben viele Fragen offen, vor allem die der Sicherheitslage in Afghanistan, welche die Durchführbarkeit des Projekts bereits mehrmals in Frage stellte. So hatte Tadschikistan erklärt, seinen Teil Strecke erst bauen zu wollen, wenn im Nachbarland Frieden herrsche. Ebenso hatte die Asiatische Entwicklungsbank im Dezember 2015 erklärt, ihre Finanzierung aufgrund zu hoher Risiken einstellen zu müssen. Allerdings schien zuvor die Öffnung Afghanistans, angetrieben durch wachsende Verbindungen zu den Staaten Zentralasiens, eine Voraussetzung für die Entwicklung und Stabilisierung des Landes.

Turkmenistan hatte ebenfalls Schwierigkeiten, alle Kunden mit Gas zu beliefern, während die Nachfrage Chinas stieg und mehrere Projekte wie die TAPI oder die transkaspische Pipeline nach Europa entstanden. Das Land wird mehrere Jahre benötigen, um Kapazitäten aufzubauen, die es braucht, um seine Lieferzusagen einhalten zu können. Doch diese Perspektive scheint das afghanisch-turkmenische Verhältnis bisher nicht zu trüben.

Die Redaktion

 

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