Das heutige Turkmenistan ist stark von seinem sowjetischen Erbe geprägt. In Veröffentlichungen aus dieser Zeit kann man die Entstehung des Nationalstaates verfolgen, wie unsere historische Bilderstrecke zum sowjetischen Turkmenistan zeigt.
Wie alle zentralasiatischen Staaten ist auch Turkmenistan, der isolierteste von ihnen, stark von der sowjetischen Herrschaft im 20. Jahrhundert geprägt. Die turkmenische Nation, ihre Kleider, Tänze und Gewerbe wurden im Rahmen der sowjetischen Nationalpolitik mitgestaltet und gefördert, und auch die meisten landwirtschaftlichen und industriellen Infrastrukturen sind das Werk der UdSSR. Die Spuren der Turkmenischen Sozialistischen Sowjetrepublik kann man noch heute auf den Straßen des Landes beobachten, aber vor allem durch Veröffentlichungen aus dieser Zeit nachvollziehen.
Die folgenden Bilder sind verschiedenen historischen Büchern zu Turkmenistan entnommen: „Turkmenistan“, von P. Skosyrev (1957), „Turkmenen“ von Hélène Larroche und Marc Garanger (1980) sowie „Turkmenistan, Land des weißen Goldes“ von Boris Owesow (1960). Dazu kommen Auszüge der Monatszeitschrift „Sowjetische Studien“ und aus touristischen Broschüren zu „Turkmenien“, die von den sowjetischen Behörden in französischer Sprache veröffentlicht wurden (1954, 1972, 1986, 1990).
Sowjetische Kolchose, Bewässerung und Industrie
In der gesamten Sowjetunion war eine der ersten Prioritäten die Industrialisierung der Wirtschaft – auch in den zentralasiatischen Republiken. In Turkmenistan sieht man noch heute die Spuren dieser Reformen, vor allem der Konstruktion von einem komplexen Bewässerungssystems um die in Kolchosen organisierte Landwirtschaft.
Ein turkmenischer Hirte in dem Gebiet von Aschgabat. Vor der sowjetischen Zeit war das turkmenische Volk in erster Linie ein Nomadenvolk, das von der Schaf-, Pferde- und Kamelzucht lebte. -1957
Die Karakum-Wüste wird von Planierraupen durchbaggert, um Bewässerungskanäle zu bauen. -1960
In einer Kolchose (einem kollektiven landwirtschaftlichen Betrieb) bei der Stadt Tschardschew (der alte Name von Türkmenabat, an der usbekischen Grenze) wird Baumwolle geerntet. Es gibt seit der Antike Baumwolle in diesem Gebiet, doch es waren die Russen, die schon zu Zarenzeiten die Ernte in großem Maßstab verbreitet haben. -1957
Die Baumwolle türmt sich in einer Kolchose bei Dasch-Oghuz. -1986
Ein Baggerschiff auf dem Karakum-Kanal. Der Kanal wurde von den sowjetischen Behörden gebaut, um das Wasser des Flusses Amu-Daria durch die Karakum-Wüste zu den sehr Wasserintensiven Baumwollfeldern zu führen. „Karakum“ bedeutet im Turkmenischen „schwarzer Sand“. -1957
Dieser Staudamm diente der Verteilung des Wassers vom Fluss Murgab zwischen den Kolchosen der Region. -1957
Ein Bewässerungskanal bei Aschgabat. Die Bewässerung und Wasserverteilung war eine Schlüsselaspekt der russischen und anschließend sowjetischen Aktivitäten in Zentralasien. Das Wasser aus den Bergen wurde zu den Wüsten geführt. Nicht ohne Nebeneffekte, wie der ausgetrocknete Aralsee bezeugt. -1957
Die Melone galt als ein Symbol der ertragreichen turkmenischen Kolchosen. -1957
Eine Turkmenin am Steuer eines Traktors in einer Kolchose bei Tschardschew. -1980
Zwei junge Mädchen in traditionellen turkmenischen Kleidern arbeiten an den Fruchtbäumen einer Kolchose. -1957
Im Krankenhaus der „Chruschtschow“-Kolchose in der Region Mary. Die medizinische Versorgung ist einer der wichtigsten Fortschritte, die die Modernisierung in der Sowjetunion mit sich gebracht hat. -1960
In der Turkmenischen Staatsuniversität in Aschgabat. Die Bildung der Massen war eines der frühen Ziele der UdSSR. Seit der Unabhängigkeit hat sich die Hochschulbildung in Turkmenistan deutlich verschlechtert. -1960
Entgegen sehr restriktiver lokaler Bräuche war die Bildung der Frauen ein weiterer Durchbruch der Sowjetunion in Turkmenistan. Dieses Bild wurde 1927 in einer Schule der Stadt Mary aufgenommen und 1972 veröffentlicht.
Die Schülerinnen nahmen auch an der Baumwollernte Teil. -1972
Junge Pionierinnen mit ihren roten Halstüchern in einer Kolchose bei Aschgabat. -1980
Ein Ölbehälter vor einem Ölfeld in Nebit-Dag (heute Balkanabat). Turkmenisches Öl und Gas schaffen die Grundlage des Reichtums der unabhängigen Republik. Die entsprechende Industrie wurde zu Sowjetzeiten entwickelt. -1960
In der Nähe der Küste des Kaspischen Meers wird Mirabilit abgebaut. Dieses Mineral aus der Klasse der Sulfate diente der sowjetischen Glasindustrie. -1957
Der kaspische Hafen von Krasnowodsk (heute Turkmenbaschi). -1957
Die Turkmenen im Vielvölkerstaat UdSSR
Die interne Organisation der Sowjetunion als eine Föderation sozialistischer Republiken basierte auf einer Völkertheorie, die erstmals 1913 von Stalin in „Marxismus und nationale Frage“ erläutert wurde. Dabei gelten Nationen als die am weitesten fortgeschrittenen Völkergruppen, die über eine eigene Kultur und Sprache verfügen. So entsprach eine sozialistische Sowjetrepublik jeweils einer Nation, deren Identität gefördert wurde. In diesem Prozess wurde auch die turkmenische Kultur vereinheitlicht und in Form von Gewändern, Tänzen, Symbolen und anderen Ausdrucksformen gefördert.
Eine Kamelkarawane schreitet durch die Karakum-Wüste. Turkmenistan lag auf der Seidenstraße und die Turkmenen waren lange ein Teil des internationalen Handels zwischen Ost und West. -1957
Islamisches Erbe auf der Seidenstraße: die Moschee und das Mausoleum in Annau, an der iranischen Grenze. In Turkmenistan liegen mehrere dieser Oasenstädte wie Merv (Mary), Annau oder Tscharschew (Türkmenabat). -1957
Das Mausoleum und Minarett des Scheichen Scheref (14. JH). -1957
Ruinen in der Region Dasch-Oghuz. -1986
Blaue Mosaiken in der Region Dasch-Oghuz, in der Nähe der usbekischen Grenze. -1986
Die Ruinen der alten Stadt Merv (heute Mary), eine der Hauptoasen auf der antiken Seidenstraße. -1990
Ein turkmenischer Reiter mit einem Achal-Teke. Diese Pferderasse ist eines der Nationalsymbole Turkmenistans und ein wesentlicher Teil des turkmenischen Nationalstolzes. -1980
Das Pferd hat bis heute einen ganz besonderen Platz in der turkmenischen Kultur. Im Gegensatz zu den Sitten der Kasachen und Kirgisien, auch zentralasiatische nomadische Turkvölker, ist der Konsum von Pferdefleisch in Turkmenistan undenkbar. -1986
Das Achal-Teke Pferd wäre vor dem Zweiten Weltkrieg in der UdSSR beinahe verschwunden, aber nach dem Krieg wurden neue Zuchten geöffnet. -1954
Auf den Straßen der Hauptstadt Aschgabat wird vor allem nationale Kleidung getragen. -1980
Ein älterer Mann, oder „Aksagal“ („weißer Bart“), mit einem Kind. Die Aksagal haben einen wichtigen Platz in der traditionellen Gesellschaft.
Traditionell gekleidete Aksagals in der Karakum-Wüste. -1972
Kinder mit turkmenischen Nationalgewändern und -hüten. -1986
In der Schule einer Kolchose bei der Stadt Mary. Vorm Lenin-Porträt lernen die Kinder in traditioneller Kleidung ihre Volkstänze. -1980
Ein junges Mädchen in der turkmenischen Schule von Aschgabat. Manche stellen am Kopf sind kahl geschnitten, damit dort dickeres Haar nachwächst. So kann sie, wenn sie älter ist, die traditionellen Haarflechten tragen. -1980
Auch die Künste Turkmenistans lebten in der Sowjetunion fort, wie der zweite Teil unserer Bilderstrecke zeigt.
Die Redaktion von Novastan.org