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121 Menschen in turkmenischen Gefängnissen „verschwunden“

Die internationale Kampagne „Prove they are alive“ hat die Liste turkmenischer StaatbürgerInnen, die gewaltsam in den Gefängnissen des Landes verschwunden sind, aktualisiert. Die folgende Meldung erschien in russischsprachigen Original auf Alternative Nachrichten Turkmenistans („Alternativnye Novosti Turkmenistana“).

Statur Nijasow Aschgabat
Eine Statue von Saparmurat Nyyazow in Aschgabat

Die internationale Kampagne „Prove they are alive“ hat die Liste turkmenischer StaatbürgerInnen, die gewaltsam in den Gefängnissen des Landes verschwunden sind, aktualisiert. Die folgende Meldung erschien in russischsprachigen Original auf Alternative Nachrichten Turkmenistans („Alternativnye Novosti Turkmenistana“).

Die vorherige Liste vom Februar dieses Jahres umfasste noch 113 Personen. Die aktualisierte Version von September führt 121 Namen auf. Es ist hervorzuheben, dass es sich dabei lediglich um die bekannten Fälle handelt. Häufig wissen nur FreundInnen und Verwandte vom Verschwinden ihrer Liebsten und fürchten sich, MenschenrechtlerInnen zu kontaktieren. Nach Einschätzung von Experten beläuft sich die reelle Zahl verschwundener Menschen auf mehrere Hundert.

Die MenschenrechtlerInnen teilen die Verschwundenen in vier Kategorien ein: 62 Personen, die nach einem Umsturzversuch 2002 verurteilt wurden; 30 des Islamismus beschuldigte Personen; 26 Menschen, die wegen wirtschaftlicher Verbrechen oder Machtmissbrauch verurteilt wurden, und drei zivilgesellschaftliche AktivistInnen: Gulgendy Annanijasow, Omrusak Omarkulijew und die im Gefängnis verstorbene Ogulsapar Muradowa. Ein weiterer Aktivist, Saparmamed Nepeskulijew wurde im Mai 2018 nach Verbüßen seiner Haftstrafe entlassen.

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Die VertreterInnen der Kampagne heben hervor, dass es ihnen in den Jahren ihrer Arbeit gelungen sei, der turkmenischen Führung einige Zugeständnisse abzuringen. Zu nennen seien hier das Bekanntwerden von Informationen zum Schicksal einiger Verschwundener und die Lockerung des Verbots, die Leichen von im Gefängnis Verstorbenen an Verwandte herauszugeben.

Das gewaltsame Verschwinden ist eine Praxis, die von internationalen Organisationen offiziell als unzulässig anerkannt wird. Es handelt sich dabei um Fälle, in denen VertreterInnen der Staatsorgane unerwartet Personen festnehmen, über die dann mehrere Jahre lang keine Information nach außen dringt. Den Verwandten ist nicht bekannt, ob sie noch leben oder wo, und unter welchen Bedingungen sie festgehalten werden. Sie können sich nicht mit den Verschwundenen in Verbindung setzen. Der 30. August wurde als Internationaler Tag der Opfer von gewaltsamem Verschwinden anerkannt.

In Turkmenistan, wo formell keine Todesstrafe existiert, ist die Praxis verbreitet, Inhaftierten keinen Kontakt zur Außenwelt zu gewähren. Zu Zeiten der Herrschaft Saparmurat Nijasows wurde in der Wüste Karakum das Spezialgefängnis Obadan-Depe errichtet, das für äußerste Geschlossenheit, schlechte Haftbedingungen und die Anwendung von Folter bekannt ist.

Alternative Nachrichten Turkmenistans

Aus dem Russischen von Robin Roth

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