Startseite      Moscheenbau in Kirgistan: „Das ist keine Frömmigkeit, sondern Korruption!“

Moscheenbau in Kirgistan: „Das ist keine Frömmigkeit, sondern Korruption!“

Ein kleines Dorf, mehrere Moscheen – für Kamila Scharschekejewa ist das kein Zeichen für große Frömmigkeit, sondern für Korruption. Wie es dazu kam, und warum radikale Sekten immer mehr Menschen in Kirgistan ansprechen, erklärte sie der Nachrichtenagentur 24.kg, wo folgender Artikel im russischen Original erschien.

Kirgistan Moschee Islam
Insgesamt gibt es in Kirgistan 2669 Moscheen und 102 Koranschulen.

Ein kleines Dorf, mehrere Moscheen – für Kamila Scharschekejewa ist das kein Zeichen für große Frömmigkeit, sondern für Korruption. Wie es dazu kam, und warum radikale Sekten immer mehr Menschen in Kirgistan ansprechen, erklärte sie der Nachrichtenagentur 24.kg, wo folgender Artikel im russischen Original erschien.

Kamila Scharschekejewa ist Prorektorin und Mitglied des Verwaltungsrats der Internationalen Universität Zentralasiens sowie ehemalige Bildungsministerin Kirgistans. Die Islamisierung von Bildungsinstitutionen für Kinder stimmt sie besorgt: „Warum gehen die Kinder in die Moscheen und Medressen (islamische Schulen, Anm. d. Red.)? Weil man ihnen da Essen und Taschengeld gibt. Diese Kinder denken, dass sie nach dem Abschluss der Medresse auf Hochzeiten und Beerdigungen Geld verdienen werden“.

Hilfe in der Not

Laut Scharkejewa stellen der radikale Islam und der religiöse Extremismus, welche momentan in die kirgisischen Schulen dringen, signifikante Probleme dar, die auf Regierungsebene gelöst werden müssen. Aufgrund von Korruption „in den höchsten Etagen der Macht“ lebe heutzutage die Mehrheit der Kirgisen in Armut, aus der sie selbst einen Ausweg finden müssen, von Seiten der Regierung sei keine Hilfe zu erwarten.

Hört auch bei Novastan: Zentralasien 2030 – Korruption in Zentralasien, was muss sich ändern?

Deshalb würden sich die Menschen dem radikalen Islam zuwenden, der ihnen nicht nur Geld, sondern darüber hinaus noch die Aussicht auf ein glückliches Leben nach dem Tod gibt. Scharschekejewa betont, dass nur eine Befreiung der Bevölkerung aus Unwissenheit und Armut den Zulauf zu radikalen Sekten stoppen kann.

Das Geschäft mit der Religion

Die Kirgisen waren nie religiös. Wir waren ein Nomadenvolk, unsere Vorfahren verehrten viele verschiedene Götter, der Tengrismus (Sammelbegriff für die ursprünglichen Religionen Zentralasiens, Anm. d. Red.) ist uns näher als der Islam. Wenn man mehrere Moscheen in einem kleinen Dorf sieht, dann zeugt das nicht von riesengroßem Glauben an Muhammed. Es ist ein Zeichen für Korruption, denn für jede Moschee erhalten unsere Regierungsbeamten solide Summen“, berichtet Scharschekejewa. „Der Grund für die tausenden Moscheen in unserem Land liegt einzig und allein in großflächiger Korruption“.

Die Lücke schließen

Die Prorektorin der Universität erwähnt, dass immer wieder Regierungsbeamte von einem Moment auf den anderen vermögend werden. „Wie ist das möglich? Auf ehrliche Art und Weise? Wieviel kann man als unbedeutender Regierungsbeamter verdienen? Es ist alles ganz einfach: Unsere Not ist die Korruption“.

Lest auch bei Novastan: Islam und Politik – bleibt Zentralasien Säkular?

Ihre Lösung: eine strenge Trennung von Staat und Religion und der Verbesserung der Bildungsqualität in den mittleren allgemeinbildenden Schulen. Damit soll die Lücke geschlossen werden, die sonst von religiösen und extremistischen Organisationen eingenommen werden kann.

24.kg
Aus dem Russischen von Katharina Kluge

Noch mehr Zentralasien findet Ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei TwitterFacebookTelegramLinkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in Eurer Mailbox könnt ihr Euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.