Echter Kumys Made in Germany. Wie sich eine asiatische Tradition auf deutschem Boden eingelebt hat.
Der ehemalige deutsche Kriegsgefangene Rudolf Storch hat viele Jahre in Kasachstan verbracht und die dortige heimische Küche sehr gemocht. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründete er eine Pferdefarm, in der man Kumys, Pferdewurst oder Stutenmilch kaufen und auch Pferde reiten kann.
Die meisten Menschen in Deutschland sowie in anderen Nachbarländern haben keine Ahnung, dass man in einem deutschen Dorf, unweit der Stadt Eberbach, echten Kumys nach der klassischen Herstellungsart zubereitet. Geschmacklich unterscheidet er sich kaum von dem Kumys, den man in Kasachstan, Kirgistan und anderen zentralasiatischen Ländern regelmäßig trinkt.
Kumysfest in einem deutschen Dorf
Jährlich kommen hunderte Menschen in das Dorf zum Kumysfest. Das für Europäer exotische Getränk lockt nicht nur die sich nach Heimat sehnenden Zentralasiaten an, sondern auch einheimische Interessierte. Mehrere zehn Liter Stutenmilch waren in wenigen Stunden ausverkauft.
„Ich war sehr überrascht, dass so viele Menschen hierhergekommen sind. Der Kumys war plötzlich zu Ende und auch die Anzahl der Manti (mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen) hielten der Nachfrage nicht stand. Von Schaschlik aus Pferdefleisch ist auch nichts übrig geblieben“, klagt Aisada Akbekowa.
Unter Europäern gibt es genügend Liebhaber von Pferdefleisch. Um sich mit köstlicher Pferdewurst oder Dörrfleisch zu versorgen, kommen Menschen aus allen Ecken Europas.
„Zuerst wollten wir keine Pferde schlachten. Aber das Fleisch eines guten Pferdes einfach so wegzuwerfen wäre auch schade“, erzählt Hans Zollmann, jetziger Eigentümer der Pferdefarm. Früher habe ich selbst Pferdefleisch gegessen. Schlussendlich habe ich einen guten Schlachthof gefunden, der für uns die Schlachtungen durchführt. Heute haben wir eine jüngere und zwei ältere Stuten geschlachtet. Dann mischen wir das Fleisch und kochen. Das Fleisch der älteren Tiere ist besser für Schaschlik geeignet.
Lest auch bei Novastan: Kurut- das kirgisische Raffaello
Das für Europa noch ungewöhnliche Geschäft hat Rudolf Storch gestartet undwird heute von seinen Enkeln weitergeführt. In Kasachstan hatte Herr Storch nützliche Eigenschaften von Kumys bemerkt und ist bis heute der Überzeugung, dass dieses Getränk ihn von Tuberkulose geheilt hatte. Heute stellt seine Familie sogar Kosmetik aus Kumys her.
Schönheitsmittel aus Stutenmilch
„Vor 30 Jahren haben wir begonnen, Kosmetik aus Kumys herzustellen. Jetzt produzieren wir zwei Arten von Kosmetik: aus Kumys und aus Stutenmilch“, erzählt Gudrun Zollmann. „Das sind Seife, Duschgel und Creme. Die Produkte eignen sich sehr gut für trockene und rissige Haut. Die Creme weicht die Haut einfach wunderbar und wird deswegen von vielen Kunden gekauft. Das Zusatzwort „bio“ bedeutet, dass das Produkt nur aus natürlichen Komponenten gemacht wurde. Es gibt da keine chemischen Zutaten. Alles ist nach deutschen Qualitätsstandarten gemacht.“
Zurzeit leben auf der Farm der Zollmanns fast 400 Pferde und arbeiten 10 Menschen. Die Herstellung von Kumys ist völlig automatisiert. Das Geheimnis der Milchherstellung wollen die Bauern aber nicht preisgeben. „Aber im Großen und Ganzen“, gibt Zollman zu, „ist die Technologie genauso wie in Zentralasien. Deswegen behaupten die Gäste, dass der Geschmack derselbe ist, wie der des Kumys, den man auf den hohen Bergwiesen in Kirgistan und Kasachstan trinkt.“
Schibek Begaliewa
Currenttime.tv
Aus dem Russischen von Liliya Gubasheva
Noch mehr Zentralasien findet Ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram.