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Niemand hat die Absicht ein, oder zwei oder drei Kernkraftwerke zu bauen

Seit dem Referendum im Oktober 2024 steht fest, dass das Land mit den größten Uranvorkommen weltweit ein Atomkraftwerk bauen wird. Seit einigen Wochen spricht Präsident Toqaev jedoch in der Mehrzahl von den Bauvorhaben. MasaMedia wirft einen Blick auf die Aussagen des Staatsoberhauptes und rekapituliert, wie es zum Referendum kam.

Sollen in Kasachstan gleich mehrere Atomkraftwerke gebaut werden? (Symbolbild), Photo: Pexels

Seit dem Referendum im Oktober 2024 steht fest, dass das Land mit den größten Uranvorkommen weltweit ein Atomkraftwerk bauen wird. Seit einigen Wochen spricht Präsident Toqaev jedoch in der Mehrzahl von den Bauvorhaben. MasaMedia wirft einen Blick auf die Aussagen des Staatsoberhauptes und rekapituliert, wie es zum Referendum kam.

Aus eins mach drei…

In einem auf Kasachisch geführten Interview mit der Zeitung Ana tili am 3. Januar dieses Jahres kündigte der Präsident Toqaev den Bau mehrerer Kernkraftwerke an:

„Es ist offensichtlich, dass Kasachstan ein leistungsfähiges Kernkraftwerk braucht. Daran habe ich keine Zweifel. Darüber hinaus schließe ich nicht aus, dass wir in naher Zukunft ein zweites und unter Umständen ein drittes Kernkraftwerk bauen werden. Unsere wirtschaftliche Entwicklung sieht sich mit Energiedefiziten konfrontiert. An dieser Stelle ist die Atomindustrie in der Lage, einen unmittelbaren und starken Impuls zu geben“, so der Präsident.

Am 8. Januar wiederholte Toqaev diese Aussage auf Russisch während einer Präsentation der Abteilung für Nationale Projekte, der er und weitere Regierungsmitglieder beiwohnten.

„Beim Bau der Kernkraftwerke müssen wir uns beeilen. Im Interview habe ich bereits angekündigt, dass wir zwei große Kraftwerke bauen werden, eventuell sogar drei. Wir müssen Kasachstan zu einem Land umgestalten, das über einen hochentwickelten Kernenergiesektor verfügt, zu einem Land, das sich erfolgreich künstliche Intelligenz zu Nutze macht und in dem die Digitalisierung in vollem Gange ist“, führte er aus.

… aus null mach eins…

Gehen wir nochmal einen Schritt zurück: Wie kam es zur Entscheidung ein Kernkraftwerk zu bauen und wie entwickelte sie sich?

Bei Gesprächen in Moskau im Jahr 2019 schlug der russische Präsident Wladimir Putin dem Toqaev vor, in Kasachstan ein Kernkraftwerk zu bauen, das auf russischen Technologien basiert. Daraufhin erklärte Toqaev, dass die endgültige Entscheidung über den Bau des Kernkraftwerks von der Meinung der Bewohnerinnen und Bewohnern Kasachstans abhinge.

Im Juni desselben Jahres versicherte Toqaev gegenüber der Presse, Kasachstan habe derzeit nicht die Absicht, ein Kernkraftwerk zu bauen.

Anfang 2021 erklärte die Regierung erneut, sie habe noch keine Entscheidung über den Bau eines Kernkraftwerks getroffen. Darüber hinaus würden Reaktortechnologien aus den Vereinigten Staaten, Südkorea, Frankreich, China, Russland und anderen Ländern geprüft.

Lest auch auf Novastan: Frankreich in Kasachstans Atomprojekt: Chancen für die Multivektorpolitik

Am 1. September 2021 informierte der Präsident  die kasachstanische Bevölkerung schließlich , dass die Regierung und der kasachstanische Staatsfonds Samuryk-Kazyna angesichts der ab 2030 drohenden Stromknappheit „innerhalb eines Jahres prüfen sollten, inwiefern es möglich wäre, eine sichere und umweltfreundliche Kernkraftversorgung zu entwickeln.“

Zwei Monate später, am 19. November 2021, sagte er bei einem Treffen mit Finanziers in Almaty: „Wenn wir in die Zukunft blicken, werden wir uns notwendigerweise für den Bau eines Kernkraftwerks entscheiden müssen, so missliebig diese Entscheidung auch sei.“

Am 1. September 2023 schlug Präsident Toqaev dann vor, die Frage des Baus einem nationalen Referendum zu unterziehen.

… aus 63 mach 71

Bei einer Medienpreisverleihung am 27. Juni 2024 kündigte der Präsident in einer Rede besagtes Referendum an. Am 6. Oktober 2024 fand es schließlich statt. Einen Tag später gab die Zentrale Wahlkommission das Ergebnis der Abstimmung bekannt. Offiziell befürworteten 71,12 Prozent der wahlberechtigten Kasachstanerinnen und Kasachstaner den Bau eines Kernkraftwerks im Land.

Doch wie lautete die Frage in jenem Referendum, an dem 63,6 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen haben und das angeblich von mehr als 70 Prozent unterstützt wurde? Auf dem Stimmzettel für das Referendum über das Atomkraftwerk wurden die Bürgerinnen und Bürger Kasachstans aufgefordert, die Frage zu beantworten: „Sind Sie mit dem Bau eines ATOMKRAFTWERKS in Kasachstan einverstanden?“ Es boten sich zwei Antwortmöglichkeiten: „Ja, ich bin einverstanden“ oder „Nein, ich bin nicht einverstanden“.

Die Frage bezog sich auf lediglich ein Kernkraftwerk.

Als Bauort hat die Regierung das Dorf Ülken festgelegt. Es befindet sich in der Region Almaty am Ufer des Balqash-Sees. Das Atomkraftwerk soll bis 2035 fertiggestellt sein und 11,2 Milliarden Dollar kosten.

Ein Ort für das zweite und dritte AKW ist bislang nicht bekannt. Ob es hierfür ein weiteres Referendum geben wird?

Redaktion von MASA.MEDIA

Aus dem Russischen Arthur Siavash Klischat

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