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Luftverschmutzung in Almaty fast so hoch wie in Delhi

Laut Untersuchungen ist die Luftverschmutzung in Almaty mittlerweile fast so hoch wie die in Delhi. Aber auch in anderen Städten Kasachstans sieht es nicht viel besser aus. Folgender Artikel erschien im russischen Original bei TAGnews. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

juliaschulz 

Smog über Almaty
An den meisten Tagen befindet sich Almaty unter einer Smog-Glocke.

Laut Untersuchungen ist die Luftverschmutzung in Almaty mittlerweile fast so hoch wie die in Delhi. Aber auch in anderen Städten Kasachstans sieht es nicht viel besser aus. Folgender Artikel erschien im russischen Original bei TAGnews. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Die Luftverschmutzung in Almaty ist fast so hoch wie in Delhi. Das verkündete die Ökologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Labors „Ökologie der Biosphäre“ Nasiba Bajmatowa. „Wir überprüfen nur einmal im Jahr (die Luftverschmutzung – Anm. d. Ü.), aber auch diese Daten ermöglichen es uns, zu beurteilen, auf welchem Niveau sich Almaty befindet. Und wir befinden uns auf einem Niveau mit chinesischen Städten und auch mit Delhi. Aber in Delhi leben 22 Millionen Menschen und bei uns 2 Millionen“, sagte Bajmatowa im Rahmen einer Expertendiskussion zum Thema „Die Ökologie Kasachstans: Was tun gegen die Luftverschmutzung in den Städten“ Anfang März.

Nicht besser steht es um die Luft in Kasachstan insgesamt. Nach Angaben der Organisation „Ökologie der Biosphäre“ beträgt der Benzolgehalt der Luft in den USA im Durchschnitt 30 Mikrogramm/m³, in Kasachstan hingegen 100 Mikrogramm/m³ (Tagesmittelwert). Benzol ist ein Karzinogen der ersten Kategorie, das viele Arten von Krebs auslösen kann.

Mangelnde Forschung im Bereich Luftverschmutzung

Bajmatowa verwies zudem auf die unzureichende Forschung in diesem Bereich: „Wir haben überhaupt keine Daten. Sich auf nur eine Quelle zu verlassen ist grundsätzlich falsch und unwissenschaftlich, aber niemand investiert in ein Kontrollsystem“, hebt die Expertin hervor.

Dem pflichtet auch der Direktor des Zentrums für angewandte Forschung Rachim Oschakbajew bei, der die Kontrolle als ein grundlegendes, aber ungelöstes Problem betrachtet. „Wir können uns nicht auf die ökologischen Informationen stützen. Sie reichen nicht aus. Man kann nicht davon sprechen, dass wir jahrelange Beobachtungen zur Entwicklung der Luftverschmutzung angestellt hätten“, meint der Ökonom. Man könne aber nur anhand von adäquaten Daten die Ziele festlegen, die Kasachstan erreichen will.

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„Was wollen wir? Saubere Luft. Um uns in diese Richtung zu bewegen, müssen wir verstehen, wo wir jetzt stehen, wir müssen repräsentative Daten erhalten. Danach gibt es verschiedene Lösungen, die getestet werden müssen: Welchen Beitrag leisten sie für die Reinheit der Luft, wie viel kosten diese Aktivitäten und wie machbar sind sie generell“, meint Oschakbajew.

Als einen Mechanismus zur Lösung des Problems schlägt er die Festlegung einer maximal zulässigen Konzentration bestimmter Stoffe in der Luft (MPC) auf gesetzlicher Ebene vor. „Derzeit gibt es eine öffentliche Anhörung des Entwurfes für das Gesundheitsgesetz. Da schmutzige Luft schädlicher ist als Tabak, Alkohol und Drogen, fragen wir uns, warum in diesem Entwurf kein Wort zum MPC fällt. Der Wortlaut von Artikel 117 des Gesetzes wird derzeit überarbeitet. Das Gesundheitsministerium willigt ein, den MPC aufzunehmen. Man kann versuchen, durch Hygienestandards, die von Abteilungsaufträgen genehmigt wurden, unseren MPC an die WHO-Standards anzupassen“, meint der Experte

Dabei betont er die mangelnde Aufmerksamkeit für das Thema Luftverschmutzung von Seiten des Staates.„Unser Zentrum ist auf das Studium staatlicher Programme und Dokumente spezialisiert. Wir sehen keine überzeugenden Strategien, Verfahren oder Instrumente zur Senkung der Luftverschmutzung. In Astana wird bereits seit zwei Jahren eine Strategie für eine kohlenstoffarme Entwicklung erarbeitet. Aber wie sich diese wirklich auf die Verringerung der Luftverschmutzung auswirkt, ist mir unklar“, resümiert Oschakbajew.

Erhöhte Luftverschmutzung in zahlreichen Städten

Kasachstan belegt den 20. Platz von 73 in der Liste der Länder mit der am stärksten verschmutzten Luft und überholte damit Peru und Kosovo, so die Ergebnisse einer Untersuchung, die Greenpeace zusammen mit dem Programmentwickler AirVisual durchführte. Dabei wurde die Menge an PM2,5-Partikeln (Feinstaub – Anm. d. Ü.) in der Luft als besonders gesundheitsgefährdend berücksichtigt.

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Astana belegte in der Rangliste der Hauptstädte mit der höchsten Luftverschmutzung den 19.Platz von 63, Kiew den 45. und Moskau den 53. Platz. Internationalen Daten zufolge ist in neun Städten Kasachstans die Luftverschmutzung hoch oder sehr hoch und in 20 weiteren Städten erhöht.

Laut WHO sterben jährlich etwas sieben Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Luftverschmutzung. Zum Vergleich: an den Folgen von Tabakkonsum sterben etwa sechs Millionen Menschen.

Kaztag.kz

Aus dem Russischen von Julia Schulz

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