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Tadschikistan verbietet fremde Kleidung und einige religiöse Bräuche

Das Unterhaus des tadschikischen Parlaments hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Brauch Idgardak - Kinderfeste an den muslimischen Feiertagen Idi Ramadan (Zuckerfest) und Idi Qurbon (Opferfest) - verbietet. Außerdem wird das Tragen von Kleidung verboten, die nicht der nationalen Kultur entspricht. Darüber hinaus führte das Parlament neue Beschränkungen für Hochzeiten, Feiern und den Empfang von Pilgern ein.

Ismail-Somoni-Denkmal
Das Ismail-Somoni-Denkmal in Duschanbe, Tadschikistan

Das Unterhaus des tadschikischen Parlaments hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Brauch Idgardak – Kinderfeste an den muslimischen Feiertagen Idi Ramadan (Zuckerfest) und Idi Qurbon (Opferfest) – verbietet. Außerdem wird das Tragen von Kleidung verboten, die nicht der nationalen Kultur entspricht. Darüber hinaus führte das Parlament neue Beschränkungen für Hochzeiten, Feiern und den Empfang von Pilgern ein.

Über diese Änderungen und Ergänzungen des Gesetzes „Über die Regulierung von Traditionen und Riten“ beriet das Parlament am 8. Mai. Der Vorsitzende des Ausschusses für religiöse Angelegenheiten, Sulaimon Davlatzoda, erklärte den Abgeordneten, dass die neue Fassung nun den Anforderungen der Moderne entspräche.

„Idgardak“ ist jetzt endgültig verboten

Ziel des Verbots ist es, die Kinder angemessen zu erziehen und deren Sicherheit während des Idi Ramadan und des Idi Qurbon zu gewährleisten, heißt es in einer Veröffentlichung der Zeitung Sadoi Mardum. Ausschweifungen und Verschwendung an diesen Tagen sowie das Verschenken von Süßigkeiten und anderen Geschenken sind nun verboten. Der Vorsitzende des Religionsausschusses sagte vor dem Parlament, dass der Idgardak-Brauch in anderen Ländern nicht existiere und auch in den heiligen Texten nicht erwähnt werde.

In Tadschikistan gehen Kinder während des Zuckerfestes und der Qurban-Feiertage zu Verwandten und Nachbarn, um ihnen zu gratulieren und Geschenke zu erhalten. Auch Erwachsene ziehen den ganzen Tag lang von Haus zu Haus, sitzen eine Weile am jeweils üppigen Festmahl und gehen dann weiter zum nächsten Freund der Verwandten, wo das nächste Büffet wartet.

Zum ersten Mal haben die religiösen Autoritäten Tadschikistans im Jahr 2017 ihre Ablehnung gegenüber der Verschwendungssucht der Bürger zum Ausdruck gebracht. Schon damals erklärte der Gelehrtenrat des Islamischen Zentrums Tadschikistans, dass diese Traditionen in den Hadithen nicht erwähnt werden und für Kinder außerdem gefährlich seien: Sie gehen an unbekannte Orte und überqueren vielbefahrene Straßen.

Bereits zuvor hatten die tadschikischen Behörden informell zu Beschränkungen für den Idgardak aufgerufen: So forderten Vertreter der Staatsanwaltschaft beispielsweise Eltern auf, ihre Kinder nicht zum Idgardak gehen zu lassen. In einigen Bildungseinrichtungen wurden von Eltern schriftliche Erklärungen eingeholt, dass sie dies nicht tun.

Neue Beschränkungen für Hochzeiten

Sulaimon Davlatzoda, Vorsitzender des „Ausschusses für Religion, Ordnung der Traditionen, Feste und Riten“, erklärte im Parlament, dass Artikel 11 des Gesetzentwurfs die Frist für die kostenlose Beschneidung von Jungen in medizinischen Zentren von 20 Tagen auf einen Monat nach der Geburt des Kindes verlängert.  Vorschriften für die Beschneidung zu „wohltätigen Zwecken“ wurden gestrichen, weil diese zum Familienritual geworden ist (was damit genau gemeint ist, ist noch nicht klar).

Artikel 12 des Gesetzentwurfs erlaubt, dass höchstens zwei Hochzeitsempfänge pro Trauung stattfinden, und verbietet andere mit der Hochzeit verbundene Veranstaltungen. Die Bürger werden ermutigt, das Geld für wohltätige Zwecke anstelle eines Buffets oder eines Hochzeitsessens auszugeben, zum Beispiel für die Reparatur von Straßen, die Verlegung von Wasserleitungen und den Bau sozialer Einrichtungen.

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Laut Davlatzoda sei es auch unangemessen, eine große Anzahl von Autos für die Begleitung des Brautpaares zu verwenden, so dass nun nicht mehr als vier kleine Autos erlaubt sind. Die Einwohner des Landes können jetzt außerdem Genehmigungen für die Registrierung von Hochzeiten und Beerdigungen auf elektronischem Wege erhalten.

Das Abholen von Pilgern ist nicht mehr erlaubt

Laut Davlatzoda hat die Zahl der Pilger in den letzten Jahren zugenommen, und einige Bürger gehen beim Abholen und Begrüßen der Pilger nach der Hadsch verschwenderisch vor. Daher erlaubt der Gesetzentwurf die Verabschiedung und Begrüßung von Hadsch- und Umrah-Pilgern nur im Familienkreis. Dabei verbietet er beim Empfang der Pilger auch das Verteilen von Geschenken, die festliche Dekoration von Höfen, Straßen, Stadtvierteln und Autos.

Auch den Pilgern stehe die Möglichkeit offen, sich anstelle der Feierlichkeiten an wohltätigen Aktivitäten zu beteiligen, wie an der Reparatur von Straßen, dem Bau von Wasserleitungen, dem Bau oder der Reparatur von sozialen Einrichtungen und Brücken.

Fremde Nationalkleidung wird verboten

Davlatzoda erklärte den Parlamentariern, dass nach dem Gesetzentwurf „die Einfuhr, der Verkauf und die Propagierung von Kleidung, die der nationalen Kultur fremd ist, sowie das Tragen solcher Kleidung an öffentlichen Orten verboten ist“. Er präzisierte dabei aber nicht, welche Kleidungsstücke „fremd“ sind. (Es ist aber wahrscheinlich, dass die Maßnahme das Tragen von Hijabs unterbinden soll., Anm.d.Ü.).

Der Gesetzentwurf enthält auch neue Artikel über die Befugnisse der Regierung Tadschikistans, der bevollmächtigten Staatsorgane, der lokalen Exekutivorgane der Staatsmacht und der Selbstverwaltungsorgane der Städte und Dörfer. Artikel 18 regelt erneut die Verantwortung natürlicher und juristischer Personen bei Festen und Zeremonien sowie die Verantwortung von Führern, Imamen, inoffiziellen religiösen Persönlichkeiten, Ortsvorstehern und Leitern von öffentlichen Selbstverwaltungsorganen.

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Die bevollmächtigte Stelle, die lokalen Exekutivorgane der Staatsmacht und die Selbstverwaltungsorgane der Städte und Dörfer können ihrerseits öffentliche und religiöse Vereinigungen zur Durchführung von Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen ermutigen, um die Einhaltung der Anforderungen dieses Gesetzes sicherzustellen.

Dazu gehört auch die Verhinderung von Ausschreitungen und Veruntreuungen bei Feiern und Zeremonien, vorzeitigen und informellen Eheschließungen und andere diesbezügliche Straftaten. Der Gesetzentwurf wurde vom Parlament angenommen und muss nun vom Präsidenten des Landes unterzeichnet werden.

Asia-Plus

Aus dem Russischen von Giulia Manca

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