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Nachhaltige Unternehmensführung und Frauenförderung – ein Interview mit Saida Yusupova

NACHHALTIGES ZENTRALASIEN. Saida Yusupova, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Green Business Innovation und Tech4Impact, spricht im Interview darüber, wie Frauenförderung und Green Business in Usbekistan zusammenhängen .

Saida Yusupova

NACHHALTIGES ZENTRALASIEN. Saida Yusupova, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Green Business Innovation und Tech4Impact, spricht im Interview darüber, wie Frauenförderung und Green Business in Usbekistan zusammenhängen .

Die NGO Tech4Impact beschäftigt sich nicht nur mit Fragen der Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung und der Förderung erneuerbarer Energien. Ein Anliegen ist es auch, den Gender Gap bezüglich Frauen in technischen Berufen anzugehen. Ein weiteres Ziel ist die Sensibilisierung der usbekischen Bevölkerung für Nachhaltigkeitsthemen.

Mit nachhaltiger Entwicklung bin ich zum ersten Mal 2008 durch meine Arbeit in der Umwelt- und Energieabteilung des UNDP, dem United Nations Development Programme, in Berührung gekommen. Dort wurde mir die Bedeutung des Nachhaltigkeitsansatzes auf Makro-, Mikro- und individueller Ebene bewusst. Erfreulicherweise erhielt ich 2013 ein Stipendium für ein Masterstudium an der Universität St. Andrews in Großbritannien. Dies ermutigte mich, mein eigenes Beratungsunternehmen „Green Business Innovation“ zu gründen und zusammen mit meinen Partner:innen die NGO „Tech4Impact“ ins Leben zu rufen.

Welches sind die zentralen Handlungsfelder für Green Business Innovation in Usbekistan?

Green Business Innovation hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Übergang Usbekistans zu grünem Wachstum und nachhaltiger Wirtschaft anzuregen. Zu den Aktivitäten des Unternehmens gehört die Beratung in den Bereichen Klimawandel, grüne Technologien und Energieeffizienz. Wir arbeiten an Projekten für erneuerbare Energien und an Programmen zur Förderung umweltfreundlicher Technologien in Usbekistan und in Zentralasien.

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Ein weiteres Anliegen von Tech4impact ist es, Unternehmerinnen und junge Frauen in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Mathematik (MINT) zu fördern.

Nicht nur in Usbekistan, sondern weltweit sind Frauen in den MINT-Fächern untervertreten. Wird Ihre Arbeit in Ihrem beruflichen Umfeld durch ihre Rolle als Frau einfacher oder schwieriger?

Ja, es gibt einen Mangel an Frauen in den MINT-Fächern, sowohl weltweit als auch in Usbekistan. Deshalb haben wir Tech4Impact in Usbekistan ins Leben gerufen, um diese Lücke zu schließen. Leider sind Frauen in vielen Green Business Innovation-Projekten unterrepräsentiert. In der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern spüre ich jedoch kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, so dass sich unsere Arbeit auf fachliche Themen konzentrieren kann. In der Projektarbeit mit lokalen Partnern beobachte ich leider, dass Männer sich in erster Linie fragen, wie eine Frau im Technologiebereich, z.B. im Energiesektor, erfolgreich sein kann. Stereotype sitzen tief in unserer lokalen Mentalität. Im Laufe der Zeit wird sich das ändern, wenn wir einen höheren Frauenanteil in den Technologiesektoren haben, und zwar auch auf der Entscheidungs- und Führungsebene.

Sie haben sowohl in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit als auch in der Privatwirtschaft gearbeitet. Haben Sie den Eindruck, dass sich die öffentliche Wahrnehmung und Einstellung zu Klimawandel und Nachhaltigkeit verändert? Interessieren sich die Menschen in Usbekistan zunehmend für diese Themen?

Die Wahrnehmung von Klimawandel und Nachhaltigkeit verändert sich zweifellos immer deutlicher. Die Risiken und Herausforderungen des Klimawandels sind zu einem Anliegen für jede:n Einzelne:n geworden. In den europäischen Ländern beobachte ich, dass Menschen darüber nachdenken und danach handeln, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. In Usbekistan ist dieses Thema in den vergangenen fünf Jahren zunehmend diskutiert worden. Sandstürme, heißere Sommer, Dürren und Wasserknappheit haben in den letzten zwei Jahren dazu geführt, dass sich die Bevölkerung für ihren Einfluss auf die Natur verantwortlich fühlt. In Usbekistan ist die Erwartungshaltung jedoch, dass die Regierung etwas unternimmt, um die Probleme zu lösen. Ich stimme dem teilweise zu, dass die Regierung Maßnahmen ergreifen und Strategien zur Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes entwickeln sollte. Es ist allerdings wichtig, dass der dritte Sektor, d.h. Unternehmen, NGOs und Einzelpersonen, eine aktive Position einnehmen, um die Mentalität zu ändern und einen nachhaltigen Lebensstil zu erreichen.

Wenn Sie mit Ihrem jüngeren Ich sprechen könnten, was würden Sie sich selbst und anderen jungen Berufstätigen in Usbekistan mitteilen?

Die Welt ist turbulent, und alles ändert sich schnell, verfolge deine Träume und handle jetzt!

Dieses Interview ist im Rahmen einer Studienreise zentralasiatischer Expertinnen und Experten nach Deutschland im Juni 2023 entstanden. Die Studienreise zum Thema Reallabore der Nachhaltigkeit und Energiewende wurde von der Organisation SPCE Hub und der Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg (ISoG BW) durchgeführt. Das Projekt wurde vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) mit Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert.

Das Interview führte Aijan Sharshenova

Aus dem Englischen von Berenika Zeller

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