In Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, versucht Designerin Jumagul Sarievea mit ihrer Kleidung für jedermann Vergangenheit und Gegenwart zu vereinen.
Was ist Individualität? Was ist Patriotismus? Würde jeder die Bedeutung dieser Wörter kennen, wäre es möglich, sie zu vereinen? Falls Charakter eine wichtige Eigenschaft der Personalität ist, ist es die Präsentation seiner selbst umso mehr. Mit dieser Einstellung arbeitet die Leiterin und Designerin des Ateliers Chapan, Jumagul Sarieva, stets festhaltend an ihrem patriotischen Geist.
„Meine Inspiration ist die Zufriedenheit des Kunden“, bestätigt die in Bischkek arbeitende Designerin.
Die in Kirgistan lebenden Völker trugen den Chapan, einen Anzug, vor ungefähr 700 Jahren. Als Nationaltracht Kirgistans ist er ist einzigartig und originell, so wie die Gesamtheit der zentralasiatischen Trachten. Zugegebenerweise ist diese Art von Kleidung für die Kirgisen mittlerweile veraltet. Die Öffentlichkeit sucht vielmehr nach etwas Neuem, Einzigartigem. Dennoch hat jedes Kleidungsstück seinen Ursprung. Jumagul Sarieve versteht es, Idealismus und Patriotismus einem modernen Stil anzunähern.
Eine facettenreiche Sicht auf Mode
Ihre Sicht auf Mode ist sehr facettenreich. Jeder Designer und jede Designerin versucht, Perfektion zu erlangen, alle auf einem schwierigen Weg. Seit ihrer Kindheit lebt Jumagul von Skizzen; sie liebte es, Ornamente zu zeichnen, beobachtete und lernte die Kunst des Nähens von ihrer Mutter, während sie bereits ihren zukünftigen Werdegang ausarbeitete. Sie nahm die Uniformen ihrer Schulkameraden auseinander und nähte sie wieder zusammen, verschönerte sie, denn sie mochte es nicht, die Standard-Uniform zu tragen.
Nach ihrer Schulzeit begann Jumagul ein Studium am Institut für Ingenieurswesen und Konstruktion in Bischkek. Das Institut, ein sowjetisches Wahrzeichen, versammelte Jugendliche, die gemeinsam in verschiedenen Fachbereichen studierten. Gleichzeitig arbeitete sie an der Entwicklung des Komosol, der Organisation der Kommunistischen Jugend, gab Zeichenunterricht, und nahm an mehreren Ausschreibungen teil. Anschließend, immer noch zu Sowjetzeiten, zog Jumagul nach Moskau, arbeitete und lebte dort. Sie beteiligte sich aktiv an Ausschreibungen und nähte posthum ein Kleid für Kaiserin Katherina II (1729 – 1796).
Ein Stil für beide Geschlechter
Jumagul Sarievas Stil ist einzigartig: er ist nicht nur für junge Mädchen entworfen, sondern auch für junge Männer, ältere Personen und sogar Kinder. Die meisten ihrer Kleider sind für die Herbst- und Wintersaison gedacht, und werden gerne von den Stars des Showbusiness in Bischkek getragen, wie zum Beispiel von der Pop-Sängerin Kanykey.
Jumagul Sarieva fühlte sich schon immer zur Geschichte ihrer Kleidung und dessen Entwicklung hingezogen. Die Designerin will verhindern, dass das kirgisische Volk seine Wurzeln und traditionelle Kleidung vergisst. Um dieses Ziel zu erreichen, zeigt sie Altes in neuen Variationen. In letzter Zeit setzte das Atelier Chapan viele Projekte um. Es gewann zweimal hintereinander den Preis der Fashion Week der Stadt Bischkek, zwischen 1984 und 1986. Die Kollektionen mit den Namen „Birkenmeer“ und „Frühling“ erlaubten es dem Atelier, eine Einladung zur Ausschreibung „Die Welt Russlands“ im September 2013 bei Vyatcheslav Mikhailovitch Zaitsev zu erlangen, wo es einen großen Preis erhielt.
Anschließend wurde die Kollektion „Birkenmeer“ in Japan präsentiert, und „Frühling“ in Istanbul. Diese beiden Kollektionen wurden in den Vereinigten Staaten, in Baku (Aserbaidschan), und in Südkorea ausgestellt. Es ist ein Erfolg, der sich nicht leugnen lässt, über Jahre hinweg, in denen Tradition in Modernität integriert wird.
Aliya Ahmatova
Übersetzung: Vanessa Graf