Die Mitte September vom usbekischen Präsidenten Shavkat Mirziyoyev verkündete Entdeckung eines neuen Gasfelds stellt einen Wendepunkt für den Energiesektor des Landes dar. Neben der Eröffnung neuer Perspektiven kommen mit dem Fund jedoch auch neue Herausforderungen.
Unterhalb des Ustyurt-Plateaus in der westlichsten usbekischen Region Karakalpakstan haben Geologen historische Gasvorkommen in einer Tiefe von 6.500 Metern entdeckt. Diese Tiefe liegt weit jenseits der zuvor anvisierten Tiefe von 2.500 bis 3.000 Metern.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Wie die Presseagentur Fergana berichtet, ist es die erste derartige Bohrung in der industriellen Geschichte des Landes, bei der ein Gasvorkommen in solch eingestufter Größe gefunden wurde. Präsident Shavkat Mirziyoyev deutete an, dass diese Entdeckung die Explorationsstandards des Landes verändern könnte.
Eine Partnerschaft zwischen Taschkent und Baku?
Die Entdeckung erfolgt mitten in einer Zeit eines moderaten Rückgangs der inländischen Gasproduktion. Laut dem usbekischen Portal Kursiv produzierte Usbekistan in den ersten sieben Monaten des Jahres rund 25,3 Milliarden Kubikmeter Gas, was einen Rückgang von 3,4 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode darstellt.
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Für Taschkent könnte die Erschließung dieses neuen Feldes nicht nur den Rückgang ausgleichen, sondern auch die Extraktionsgebiete diversifizieren, Investitionen anziehen und die lokale Technologie weiter in Richtung Tiefbohrungen entwickeln.
Berichten zufolge ist seit Juli eine Partnerschaft zwischen dem aserbaidschanischen Staatskonzern State Oil Company of Azerbaijan Republic (Socar) und usbekischen Firmen bereits für mehrere Projekte in Ustyurt in Vorbereitung. Die Kollaboration wurde durch die Unterzeichnung eines Produktionsbeteiligungsabkommens zwischen den beiden Seiten formalisiert. Erste Schätzungen deuten auf die Möglichkeit hin, durch seismische Tiefenuntersuchungen beachtliche Reserven von Kohlenwasserstoffen (Gas und Öl) zu erschließen.
Die Vorteile werden für morgen da sein
Trotz des Optimismus bestehen einige Herausforderungen fort. Wissenschaftlich betrachtet erfordern Bohrungen in derartigen Tiefen Spezialausrüstung und sind mit beträchtlichen Kosten und Risiken verbunden. Je größer die Tiefe, desto schwieriger wird die Kontrolle des Drucks und der Temperatur. Technisch muss die Förderbarkeit des Gases bestätigt werden. Zudem lassen die Mengenschätzungen nicht immer Rückschlüsse auf die Rentabilität oder auf den Zugriffs- und Nutzungsbeginn zu.
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Hinzu kommen gleichermaßen Fragen hinsichtlich der Umweltwirkung, insbesondere auf Emissionen, Grundwasservorkommen sowie die Sicherheit des Betriebs. Aus geopolitischer Perspektive wird Usbekistan außerdem die interne Gasnutzung, Gasexporte sowie Partnerschaften gegeneinander abwägen müssen.
Wenngleich die Entdeckung in einem Moment geschieht, in dem Zentralasien zunehmend seine Bodenressourcen erforscht, garantiert sie keinen sofortigen Umbruch für die usbekische Wirtschaft. Dies liegt vor allem am fortwährenden Bedarf stabiler Investitionen in die Infrastruktur zur Extraktion und Verarbeitung, um den neuen Reichtum nutzen zu können.
Evan Chaisson für Novastan
Korrektur gelesen und korrigiert von Anaïs Boulard
Aus dem Französischen von Silvan Ergican
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Neues Gasfeld in 6.500 Meter Tiefe in Usbekistan entdeckt