Eine Reise durch die Gletscher – das war das Konzept der Ausstellung «Das Lied des Gletschers», die vom 30. Mai bis zum 2. Juni im Botanischen Garten in Duschanbe mit Unterstützung des Schweizerischen Kooperationsbüros in Tadschikistan stattfand. Die Ausstellung war so konzipiert, dass die Besucher:innen eine «Reise durch die Welt der Gletscher» unternehmen und diese sogar berühren konnten.
Die multimediale ecoart-Ausstellung widmete sich dem Thema Gletscherschutz. Dank verschiedener interaktiver Angebote, darunter kreative Workshops, konnten die Besucher:innen tief in diese Thematik eintauchen.
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Der Autor von Your.tj war vor Ort und sprach mit der Kuratorin Diana Rachmanowa.

Die Initiative für eine Ausstellung zum Thema Gletscherschutz stammt vom Schweizerischen Kooperationsbüro in Tadschikistan. Sie wurde im Rahmen des Programms zu Ökologie und Gletscherfragen der Schweizer Vertretung umgesetzt und fand zeitgleich mit der Internationalen Konferenz über den Erhalt der Gletscher statt, die vom 29. bis 31. Mai in Duschanbe organisiert wurde.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Laut der Kuratorin Diana Rachmanowa, die das Ausstellungskonzept erarbeitet hat, schlug die Schweizer Vertretung vor, eine zusätzliche Veranstaltung durchzuführen – diese jedoch nicht rein wissenschaftlich, sondern mit einem für die Öffentlichkeit interessanten Fokus.
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Rachmanowa hatte die Idee, diese Ausstellung so zu gestalten, dass sie eine Art «Reise durch die Gletscher» darstellt. Auf der Ausstellung wurden sieben «Tunnel» präsentiert, die Gletscher imitierten und durch die Besucher:innen hindurchgehen und sich wie in einem echten Gletscher fühlen konnten.

«Die Ausstellung selbst ist so konzipiert, dass sie wie ein Basislager oder eine kleine Stadt aussieht. Es werden reguläre Touren zu Gletschern angeboten, aber leider hat nicht jeder die Möglichkeit, diese wahrzunehmen. Deshalb hatten wir die Idee, dass die Gletscher von den Bergen zu uns hinabsteigen und die Besucher:innen hier auf ihnen spazieren gehen können», so Diana Rachmanowa.
Die «von den Bergen herabgestiegenen Gletscher» begrüßten die Besucher:innen der Ausstellung auf Tadschikisch, Englisch und Russisch.
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«Dies ist ein einzigartiges Erlebnis, denn die Menschen sehen uns selten – wir befinden uns fernab, weit in der Höhe, wo es einsam, trocken, laut, kalt und rau ist. All das ist unsere Natur, unser Wesen, unsere Erinnerung und unsere Geschichte», hieß es in der Begrüßung der Gletscher.

Zusätzlich konnten die Besucher:innen der Ausstellung nicht nur die Gletscher besuchen, sondern sogar einen von ihnen berühren, und zwar bei der Kunstinstallation «Berühre den Gletscher», bei der es sich um in Stoff gewickeltes Eis handelte, das einen Gletscher imitieren sollte.

An dem Veranstaltungskonzept arbeiteten Vertreter:innen dreier Länder – Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan –, da das Thema Gletscherschutz für Zentralasien sehr aktuell und brisant ist.
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Auffallend ist, dass die Ausstellung fast ausschließlich auf Stofftüchern gezeigt wird. Nahezu alle Kunstinstallationen sind auf diesen Stoffen dargestellt. Bei den aufgedruckten Bildern von Gletschern handelt es sich um Archivfotos, die in den letzten 10 bis 15 Jahren in Tadschikistan und Kirgistan aufgenommen wurden, so Rachmanowa. Der Druck der Stoffbahnen erfolgte in Bischkek. Insgesamt wurden mehr als 500 Meter Stoff mit einem Gesamtgewicht von über 120 Kilogramm für die Ausstellung genutzt.

Wie Rachmanowa erzählte, könnten sich die Besucher:innen mithilfe der Stoffe besser vorstellen, wie sich die Gletscher verändern. Die Verwendung von Stoff als Material ist ein bewusster Schritt, da so auf Plastik verzichtet wird. Die Organisator:innen planen die Kunstinstallation als Wanderausstellung auch in anderen Regionen Tadschikistans sowie im Ausland zu zeigen.

«Wir möchten hier auch vermitteln, was Gletscher sind. Deshalb verwenden wir kein Papier oder Plastik, sondern bedruckten weißen Stoff, um zu zeigen, dass ein Gletscher in erster Linie Kälte darstellt», so die Kuratorin.
Das Ausstellungsprogramm ist multimedial. Neben den Kunstinstallationen wurden den Besucher:innen eine Reihe von Workshops angeboten, in denen sie auf spielerische Weise etwas Neues über Gletscher lernen konnten.
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Diana Rachmanowa selbst leitete einen kreativen Workshop zum Thema Collagen. Die Workshop-Teilnehmenden experimentierten mit Schwarz-Weiß-Fotos und Zeitungsausschnitten von Gletschern. «Durch das Experimentieren mit dem Fotomaterial versuchten die Teilnehmer:innen, den dargestellten Gletschern ein zweites Leben zu geben. Hier wird die Vorstellungskraft angeregt, denn die Teilnehmenden versuchen auf diese Weise, ihren eigenen Gletscher zu erschaffen, indem sie ihre Fantasie nutzen», erklärt die Kuratorin.

Zu den weiteren Workshops, die von Vertreter:innen aus Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan durchgeführt wurden, gehörte unter anderem ein Workshop zu Animation, Körper- und Klangpraktiken. Die im Rahmen dieser Workshops entstandenen Kunstwerke wurden am 2. Juni, dem letzten Tag der Ausstellung, gezeigt.

Die Schweizer Partnerorganisation, die sich mit der Erforschung von Gletschern befasst, hat ebenfalls einen eigenen Bereich mit Installationen, interessanten wissenschaftlichen Fakten über Gletscher in tadschikischer und russischer Sprache sowie Workshops organisiert.

«Das Ausstellungsprogramm ist sehr vielfältig. Es ist konzeptionell so aufgebaut, dass die Besucher:innen verstehen, dass Gletscher nicht statische Gebilde sind, sondern sich jeden Tag verändern», resümiert Diana Rachmanowa.
Somon Komilov, Your.tj
Aus dem Russischen von Maximilian Rau
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«Die Gletscher sind zu uns von den Bergen herabgestiegen» – Ausstellung zum Thema Gletscherschutz in Duschanbe