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Tadschikistan: seltene baktrische Inschrift gefunden

Archäolog:innen des Nationalmuseums Tadschikistans haben ein einzigartiges Artefakt aus der Kuschan-Ära entdeckt – einen Tonkrug mit zwei Henkeln und einer vollständigen Inschrift in baktrischer Sprache.

Fund eines zweihändigen Tonkrug mit einer vollständigen Inschrift in baktrischer Sprache, Photo: Mirali Samon Karimdodsoda.

Archäolog:innen des Nationalmuseums Tadschikistans haben ein einzigartiges Artefakt aus der Kuschan-Ära entdeckt – einen Tonkrug mit zwei Henkeln und einer vollständigen Inschrift in baktrischer Sprache.

In der Nähe des Dorfes Sarband auf dem Gebiet der archäologischen Stätte Halkadschar haben Mitarbeiter:innen des Nationalmuseums Tadschikistans unter der Leitung von Mirali Samon Karimdodsoda, dem Leiter der Abteilung für Archäologie und Numismatik, ein einzigartiges Artefakt gefunden. Den Krug mit zwei Henkeln ziert eine Inschrift in baktrischer Sprache aus der Kuschan-Zeit.

Details der Ausgrabung

Die Ausgrabungen begannen am 20. Mai 2025. Die Archäolog:innen entdeckten Spuren antiker Architektur: Fragmente von Ziegel- und Lehmwänden mit Tünche sowie Reste von Räumen, die teilweise bis heute erhalten sind. Unter den zahlreichen Artefakten dominieren Funde aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., der Blütezeit des Kuschan-Reiches.

Besondere Aufmerksamkeit erregte ein in mehreren Fragmenten gefundener Tonkrug. Nach der Restaurierung war auf seiner Oberfläche eine Inschrift in gebrochener baktrischer Schrift zu lesen. Professor Nicholas Sims-Williams und der Numismatiker Joe Cribb, beide führende Experten auf dem Gebiet der alten iranischen Sprachen, wurden eingeladen, die Inschrift zu analysieren.

Den Experten gelang es, den Text wie folgt zu entziffern: eiado gō(l)z[o ]sido finzo sagkino ol(o) mo(.) – Dieser Wasserkrug gehört der Frau Sagkin.

Dies ist der erste Fund dieser Art im Gebiet von Halkadschar und eine der wenigen vollständigen Inschriften in baktrischer Sprache, die bis heute erhalten sind. Solche Texte sind äußerst selten und von hohem wissenschaftlichem Wert – sie ermöglichen ein tieferes Verständnis sowohl der schriftlichen Tradition als auch der sozialen Strukturen der Kuschan-Ära.

Ein historisch bedeutender Fund

Der Name der Besitzerin, Sagkin, eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung weiblicher Namen und der Rolle der Frauen in der Kuschan-Gesellschaft. Die Inschrift zeigt, dass selbst Alltagsgegenstände beschriftet werden konnten, was auf die weit verbreitete Praxis der Eigentumskennzeichnung sowie auf die Entwicklung einer Schriftkultur im Osten Irans hindeutet.

Das Kuschan-Reich war ein mächtiger Staat im alten Zentralasien. Es vereinte die Gebiete des heutigen Afghanistans, Pakistans, Indiens, dem Süden Usbekistans und einem Teil Tadschikistans. Die in Verwaltung und Handel verwendete baktrische Sprache spielt heute eine Schlüsselrolle in der Erforschung der Kultur und Schrift dieser Zeit.

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Eine einzigartige Inschrift in baktrischer Sprache aus Tadschikistan unterstreicht den Reichtum und die Tiefe des kulturellen Erbes des Landes. Der Fund vertieft nicht nur unser Wissen über die Kuschan-Ära, sondern verspricht auch neue Erkenntnisse, die Licht auf wenig erforschte Aspekte der regionalen Geschichte werfen könnten.

Die Arbeiten der Archäolog:innen an der Halkadschar-Stätte gehen jedenfalls weiter. Alle Funde werden dokumentiert und künftig im Nationalmuseum Tadschikistans präsentiert.

Asia-Plus

Aus dem Russischen von Robin Roth

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