Seit 2001 haben die Vereinigten Staaten einen Luftwaffenstützpunkt auf dem internationalen „Manas“-Flughafen in Bischkek (Kirgistan). Nach einem 2013 angenommenen Parlamentsbeschluss soll der US-Stützpunkt jedoch bis Juli 2014 geschlossen werden. Zunächst erklärte sich der russische Ölkonzern Rosneft bereit, 51% der Anteile am Flughafen zu kaufen, sagte aber im April 2014 wieder ab. Nun sucht der Flughafen nach weiteren potentiellen Investoren, denn mit dem Abzug der US-Truppen fällt die jährliche Miete von 60 Millionen US-Dollar weg.
Es ist eines der größten und modernsten Luftfahrtzentren Zentralasiens: der internationale Flughafen „Manas“ in Kirgistan. Seine Lage ist geografisch günstig, denn neben seiner Nähe zur Hauptstadt – er ist 23km von Bischkek entfernt – kreuzen sich hier die Handelswege Europas und Asiens.
Den Namen „Manas“ verdankt der Flughafen dem kirgisischen Schriftsteller Tschinigis Aitmatov – er schlug vor, den Flughafen nach dem Volkshelden Manas aus dem gleichnamigen Epos zu benennen. Im Oktober 1974 landete das erste Flugzeug auf dem Manas Flughafen, mit an Bord war der damalige Ministerpräsident der Sowjetunion Alexej Kossygin. Der erste reguläre Flug ging 1975 nach Moskau-Domodedowo. Derzeit verkehren auf dem Flughafen regelmäßig 18 Flüge, darunter 4 inländische und 12 internationale.
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Das Gesamtpassagieraufkommen steigt kontinuierlich und diese Entwicklung wird vermutlich anhalten, denn nach dem Ablauf des Abkommens mit den USA soll der Stützpunkt in einen internationalen zivilen Verkehrsknoten umgewandelt werden. Nach den Terroranschlägen in New York und Washington im September 2001 und der damit verbundenen Afghanistan-Operation diente der Stützpunkt vor allem als Transitort für die Beförderung von Soldaten und Gütern nach Afghanistan und zurück sowie für das Nachtanken von Flugzeugen. Damit wurde Kirgistan zum einzigen Land weltweit, das sowohl einen amerikanischen als auch einen russischen Militärstützpunkt beherbergt. Die russischen Basis befindet sich bei Kant und ist nur etwa 40 Kilometer von der amerikanischen entfernt. Zudem wurde Manas auch von der NATO genutzt – Im Jahr 2006 hielten sich dort ständig etwa 1.200 NATO-Soldaten auf.
Ein Einblick in den Manas-Stützpunkt (2012; Quelle: RFE/RL):
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Das Ende des US-Stützpunktes bei Manas
Nachdem Vertreter der kirgisischen Regierung schon im Dezember 2008 erstmals eine Schließung der Militärbasis ankündigten, wird derzeit endgültig der Umzug vom Stützpunkt Manas zum rumänischen Flughafen Constanta vollzogen. Unter der Regierung des ehemaligen Präsidenten Kurmanbek Bakijew wurde im Februar 2009 zunächst ein Beschluss zur Schließung des Stützpunktes unterzeichnet. Etwa zur gleichen Zeit bot Russland der kirgisischen Regierung Kredite in Höhe von 2 Milliarden Dollar und eine Finanzhilfe von 150 Millionen Dollar an. Daraufhin erhob insbesondere die US-Regierung den Vorwurf, dass das Vorhaben zur Schließung der Basis auf Russlands Einfluss beruhen würde. Sowohl Russland als auch Kirgistan stritten den Vorwurf ab.
Vier Monate später, am 22. Juni 2009, unterzeichnete Bakijew einen neuen Vertrag für die Stationierung der amerikanischen Truppen, in dem unter anderem die Umbenennung von „Manas Air Base“ zu „Transitzentrum am Internationalen Flughafen Manas “ geregelt wurde. Zudem wurde die Nutzungsgebühr von 17 Millionen auf 60 Millionen US-Dollar pro Jahr angehoben und Infrastrukturmaßnahmen, Entwicklungs- und Militärhilfe seitens der USA zugesagt – damit durften die US-Truppen vorerst bleiben.
Jedoch unterschrieb der amtierende Staatspräsident Kirgistans, Almasbek Atambajew, im Juni schließlich ein erneutes Gesetz zur Schließung des Transitzentrums, in welchem festgelegt ist, dass die Truppenpräsenz am 11. Juli 2014 endet. „Wir sind bereit, dort eine Drehscheibe einzurichten, und laden die USA, Deutschland und andere Länder ein, daran teilzunehmen. Ab April 2014 wird dieser Flughafen allerdings nicht mehr militärischen Zwecken dienen, denn er liegt nahe einer Großstadt und eines zivilen Flughafens. Das wäre viel zu gefährlich“, so Atambajew anlässlich einer Pressekonferenz bei seinem Deutschlandbesuch im Dezember 2012.
Flughafen sucht Käufer
Da der Flughafen mit der Schließung des Stützpunktes eine wichtige Geldquelle verliert, ist er nun auf passende Investoren angewiesen. Dabei schien der russische Ölkonzern Rosneft zunächst als idealer Partner, denn mit ihm wäre ein günstiger Kerosinpreis gewährleistet und somit auch günstige Flugticketpreise – ein wichtiger Vorteil im Konkurrenzkampf mit den Flughäfen in Almaty und Taschkent. Unter der Bedingung, dass Rosneft mindestens 51 % der Anteile am Flughafen erhalten würde, unterschrieb der Konzern am 19. Februar ein gemeinsames Memorandum mit der kirgisischen Regierung.
Doch am 17. April verkündete Atambajew während einer Dienstreise zur Talas Provinz, dass Rosneft abgesagt hätte und gab sich darüber sichtlich enttäuscht. Er zitierte dabei die Worte des Vorstandsvorsitzenden von Rosneft, Igor Setschin, an den Manager des Manas Flughafens: „Wir haben noch nicht einmal angefangen und ihr macht schon Lärm um die Sache. So kann man nicht arbeiten. Wir brauchen weder 50, noch 51% Prozent eurer Aktien. Findet einen neuen Investor.“
Dabei nimmt Setschin wahrscheinlich Bezug auf Proteste in der kirgisischen Bevölkerung, die sich gegen einen Verkauf der Aktien an Rosneft richteten. Einige kirgisische Bürger sehen darin den Versuch Russlands, den geopolitischen Einfluss auf Kirgistan auszuweiten. Allerdings ist es für Kirgistan nicht leicht, abseits von Russland geeignete Investoren zu finden, denn Korruptionsprobleme und die instabile politische Lage im Land schrecken potentielle Investoren aus dem Westen ab. Nach Angaben des russischen Botschafters in Kirgistan, Andrej Krutko, seien nach wie vor Verhandlungen mit Rosneft über eine Mordernisierung des Manas Flughafens im Gange.
Die Modernisierungspläne verfolgen vor allem das Ziel, die Fluggastzahlen wachsen zu lassen. „Wir denken, dass es notwendig ist, die Anzahl der Transitflüge zu erhöhen. Bisher gibt es nur eine Transitroute: Istanbul-Bischkek-Ulan Bator“, so Dair Tokubajew, Vize-Präsident für Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung des Flughafens bei einer Pressekonferenz. Außer dem Manas Flughafen bei Bischkek gibt es noch 10 weitere kleine Flughäfen im Land, wobei einige außer Betrieb sind. Tokubayev gab bekannt, dass die chinesische Eximbank bereit sei, ein Darlehen in Höhe von 1,2 Millionen US-Dollar für die Entwicklung des Flughafens in Osch zu gewähren. Außerdem gäbe es ein chinesisches Unternehmen, das bereit sei, 73 Millionen US-Dollar in den Issyk-Kul Flughafen zu investieren, da in Zukunft mit bis zu 300.000 chinesischen Touristen im Jahr am Issyk-Kul See gerechnet wird. Tokubayev spricht von insgesamt 8 Investoren, die sich um den Ausbau des Flughafens zu einem internationalen Luftfahrt-Hub beworben haben. Dabei handele es sich neben Unternehmen aus China und Russland auch um eine europäische Investorengruppe. Wann die Entscheidung für den am besten geeigneten Investor fallen wird, ist noch offen. Fest steht, dass das kirgisische Parlament das letzte Wort haben wird.
Emilia Shermamat Kyzy
Autorin für Novastan.org, Kirgisistan
Redigiert von Sofia Tscholakidi