Am 29. April gab der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow dem Fernsehsender Rossiya 24 ein 20-minütiges Interview. Das erste Fernsehinterview für den nicht-turkmenischen Sender markiert einen historischen Moment in der Präsidentschaft Berdimuhamedows, der bereits seit 2006 an der Macht ist. Novastan übersetzt einen Artikel des turkmenischen Oppositionsmediums Chronicles of Turkmenistan mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt im Jahr 2006 wurde der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow im Fernsehen interviewt. Der russische Sender Rossiya 24 führte das Interview im Rahmen eines Besuchs der der Rennbahn der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat am Feiertag zu Ehren der turkmenischen Pferderasse Achal-Tekkiner.
Der turkmenische Präsident spricht regelmäßig im Fernsehen, stets jedoch mit einem vorab erstellten Text, ein Interview hat es bisher nicht gegeben. Turkmenistan gehört weltweit zu den Ländern mit der geringsten Pressefreiheit und belegt Rang 178 von 180 im Ranking von Reporter ohne Grenzen.
Ein Interview mit einer russischen Agentur, die „niemals ein Ereignis verzerrt“
Wie die offizielle Nachrichtenagentur TDH berichtete, war das Interview spontan. Der turkmenische Präsident sagte, die russische Nachrichtenagentur habe „nie ein Ereignis verzerrt, also hat es große Autorität“. Die Gründe für das überraschende Interview mit dem Journalisten des russischen Fernsehsenders Robert Franzew sind bisher unbekannt.
Während des Interviews betonte Gurbanguly Berdimuhamedow wiederholt die große Bedeutung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Turkmenistan und Russland. Das Interview wurde vom turkmenischen Fernsehen und von dem russischen Sender Rossiya 24 in unterschiedlich geschnittenen Versionen gezeigt.
Reiten: Putins und Berdimuhamedows Gemeinsamkeit
Die turkmenische Oppositionszeitung Chronicles of Turkmenistan hebt mehrere Aspekte des Interviews hervor. Einer davon ist die Liebe Gurbanguly Berdimhamedovs zum Reiten. „Reiten hilft auch in der Politik. Ich fühle mich immer wie ein Reiter, ich spring vorwärts und führe Leute. Reitet in dieser Hinsicht Wladimir Wladimirovitsch (Putin) nicht selbst? Er springt sogar!“, sagte der turkmenische Präsident.
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Gurbanguly Berdimuhamedow sprach über die Asiaden, die im September 2017 in Aschgabat stattfanden. Er sagte, dass „alle Menschen der Welt sagen, dass es nicht nur die Asienspiele, sondern die Olympischen Spiele waren!“
Eine Architektur, die von Russland inspiriert ist
Der turkmenische Präsident erwähnte auch die Verbindungen zwischen Turkmenistan und Russland und merkte an, dass sich Turkmenistan in der architektonischen Gestaltung von Aschgabat auf die Architektur von St. Petersburg konzentrierte. Insbesondere bei der Gestaltung von Brücken sei das der Fall. Gleichzeitig legte die Präsidentin des Förderationsrats, das Oberhaus des Parlaments, Walentina Matwijenko den Grundstein für die Architektur von Aschgabat und stand „beratend“ zur Seite, wenn es um die Architektur der turkmenischen Hauptstadt geht. Valentina Matwijenko ist Ehrenbürgerin von Aschgabat.
Im Detail stellte der turkmenische Präsident fest, dass in Turkmenistan dem Studium der turkmenischen, russischen und englischen Sprachen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Insbesondere werden Zeitschriften in diesen Sprachen veröffentlicht. Der turkmenische Präsident bemerkte auch den Unterricht in anderen Sprachen wie Französisch oder Chinesisch.
Glorifizierung des Regimes
Neben den turkmenisch-russischen Beziehungen beschäftigte sich Gurbanguly Berdimuhamedow mit internationalen Problemen. Der Präsident stellt fest, dass sich die Probleme in Libyen, Syrien oder Irak negativ auf die Weltwirtschaft auswirken und dass „es schön wäre, wenn es Frieden in der ganzen Welt gäbe“.
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Der turkmenische Präsident nutzte dieses Interview auch, um die Verdienste seines Landes zu preisen. „Sie müssen der Welt zeigen, dass wir für alle unsere Nachbarn offen sind und wir eine Politik der offenen Tür verfolgen. […] Schauen Sie, der Iran ist direkt hinter diesen Bergen, und wir pflegen sehr freundschaftliche Beziehungen! Schlendern Sie durch die Stadt: überall haben wir Internetcafés! “.
Das gesamte Interview fand im Beisein der turkmenischen Zuschauer des turkmenischen Pferdefestes statt, die ununterbrochen „Arkadag Shukhrat!“ riefen – zu Deutsch: „Ehre sei Arkadag“ – der offiziell dem turkmenischen Staatsoberhaupt gegebene Spitzname, der „Beschützer“ bedeutet. „Diese traditionelle Kleidung, die Sie sehen, Sie denken wahrscheinlich, dass wir die Leute zwingen, sich so anzuziehen? Aber hier sind die, die es wollen! Sie beenden die Oberschule, finden ihren Platz im Leben, und es ist ihre eigene Entscheidung!“, schwärmte der Präsident, während er auf Studenten in der Menge zeigte.
Übersetzt von der Redaktion
Aus dem Französischen von Janny Schulz