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Von Paris nach Samarkand: Große Rennen auf dem Ruderkanal

Vom 23. bis 25. August fand in Usbekistan zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die Weltmeisterschaft im Kanu-Rennsport statt. 248 Sportler aus 52 Ländern nahmen an dem Turnier teil, dem der berühmte Ruderkanal von Samarkand im Touristenkomplex Seidenstraße Samarkand als Austragungsort diente.

Fergana News 

Ende August fanden in Samarkand die Weltmeisterschaften im Kanusport statt, Photo: Andrej Kudrjaschow/Fergana News

Vom 23. bis 25. August fand in Usbekistan zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die Weltmeisterschaft im Kanu-Rennsport statt. 248 Sportler aus 52 Ländern nahmen an dem Turnier teil, dem der berühmte Ruderkanal von Samarkand im Touristenkomplex Seidenstraße Samarkand als Austragungsort diente.

Bei den 49. Weltmeisterschaften, die zwei Wochen nach der olympischen Regatta in Paris stattfanden, fanden auch Rennen in den nichtolympischen Bootsklassen statt. Zwanzig Ehrungen zählten die nichtolympischen Disziplinen – zehn im Kajak und weitere zehn im Kanu. Zu den unterschiedlichen Wettkampftreffen traten Männer-, Frauen- und Mixed-Teams an. Dank des freien Eintritts konnten alle Wassersportfans das spannende Spektakel genießen und mit den Athleten mitfiebern.

Der Ruderkanal von Samarkand gilt als wahrliche Oase der Altstadt. Er wurde 1981 im Zuge der 21. Olympischen Sommerspiele in Moskau nach olympischen Standards gebaut. Weltweit gibt es lediglich zwei Analoga zu diesem Kanal: den Moskauer Ruderkanal und die Regattastrecke Oberschleißheim bei München. Seine Gesamtwasserfläche beträgt 46 Hektar, die Länge des Hauptkanals 2215 Meter und die Breite 130 Meter. Zudem verläuft ein Umgehungskanal um die gesamte Länge des Hauptkanals. Um Wettbewerbsunterbrechungen zu vermeiden, hat man eine spezielle Wasserscheide zum Wenden angelegt. Sein kristallklares Wasser verdankt der Kanal dem nahegelegenen Zarafshon: Aus dem nur eineinhalb Kilometer nordöstlich gelegenen Fluss speist der Sportkomplex sein Wasser.

Wenn schon modernisieren, dann richtig

Im Jahr 2009 begann ein groß angelegter, 50 Millionen US-Dollar schwerer Umbau des Kanals und seiner umliegenden Sportanlagen. Eine olympische Kinder- und Jugendsportschule für den Rudersport öffnete in nächster Nähe. Seitdem erfolgt außerdem die Aufzeichnung der Wettkampfergebnisse mittels hochpräziser elektronischer Geräte: Eine 10 Meter hohe und 15,6 Meter breite LED-Anzeige zeigt die Ergebnisse an, und alle 500 Meter halten entlang des Kanals installierte Videokameras das Wettkampfgeschehen fest. Und damit nicht genug: Sie bewegen sich sogar parallel und senkrecht zu den Athleten.

Der Komplex verfügt über ein Pressezentrum, einen Konferenzsaal, eine Kantine, Basketball- und Volleyballplätze, Turnhallen, eine Sauna, moderne Duschen und Toiletten. Die Gesamtfläche des Sportkomplexes beträgt knappe 80 Hektar und bietet Platz für 2.200 Zuschauer.

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In nächster Nähe zum Ruderkanal hat 2022 dеr Tourismuskomplex Seidenstraße Samarkand seine Türen für bis zu 3000 Reisende geöffnet. Neben zwei Fünf-Sterne- sowie sechs Vier-Sterne-Hotels ist für ein buntes kulturelles sowie kulinarisches Angebot gesorgt, auch medizinische und geschäftliche Anlaufstellen sind vor Ort.

Die unmittelbare Nähe der Sportstätten zu modernen, komfortablen Hotels und nicht zuletzt zum internationalen Flughafen Samarkand macht den Ruderkanal zu einem Vorzeigeort für Sportveranstaltungen auf Weltklasseniveau. Nächstes Jahr werden hier Ruderwettbewerbe im Rahmen der Asiatischen Jugendspiele 2025 in Taschkent ausgetragen.

Ein Gedicht für die Augen und ein Drama für die Seele

Die Wettkämpfe der 49. Weltmeisterschaften boten ein fantastisches Bild: wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und dazu das kristallklare Wasser. Doch nicht nur mit gutem Wetter, auch mit sportlicher Spannung verwöhnten die Sportler ihre Zuschauer.

So überquerte zum Beispiel der Russe Sachar Petrow, der als neutraler Athlet antrat und am Vortag bereits Gold über 1000 Meter gewonnen hatte, auch über 500 Meter als Erster die Ziellinie. Kaum im Ziel angekommen, fiel er jedoch aus dem Kanu, was ihn im Sinne der Wettkampfrichtlinien desqualifizierte. Laut Protokoll war er darum nicht im Ziel, wodurch der Moldauerer Serghei Tarnovschi zwischenzeitlich aufs Treppchen kletterte. Ursprünglich war dieser seinem russischen Mitstreiter um knappe 0,019 Sekunden unterlegen gewesen.

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Daraufhin legte jedoch der Russische Kanu-Verband Protest ein – mit Erfolg, denn der Internationale Verband erkannte ihn als berechtigt an und dem moldauischen Kanuten die Goldmedaille wieder ab. Sachar Petrow erhielt somit seine Goldmedaille zurück. Beim Turnier in Samarkand nahm er insgesamt drei Goldmedaillen mit, die er nach der olympischen Regatta in Paris bitter nötig hatte. Dort war er ohne Auszeichnung geblieben.

Die usbekischen Gastgeber schafften es am Ende der 49. Meisterschaften nicht auf das Podium. Auf einer Strecke von 5000 Metern wurde der Kanute Nurislom Tuhtasin Vierter, und bei den Frauen erreichte Dilnoza Rahmatova den zehnten Platz. Im Kajakrennen über die gleiche Distanz wurde Yaroslav Slavgorodski Dreizehnter, während Shahrizoda Mavlonova nicht ins Ziel kam. Nichtsdestotrotz haben die usbekischen Athleten bei den prestigeträchtigen Starts Erfahrungen von unschätzbarem Wert gesammelt, auf denen sie aufbauen können.

Weitere Bilder findet ihr im Originalartikel.

Andrej Kudrjashow für Fergana News

Aus dem Russischen von Arthur Siavash Klishat

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