In vielerlei Hinsicht ist die kirgisische Präsidentschaftswahl am 15. Oktober in der zentralasiatischen politischen Landschaft beispiellos. Ein Überblick über die Allianzen und Einflussnahmen, die die kommende Wahl der kleinen zentralasiatischen Demokratie begleiten.
Im Gegensatz zu den benachbarten Ländern, wo die Ergebnisse von Präsidentschaftswahlen schon im Voraus kein Geheimnis sind, erlebt die einzige Demokratie in Zentralasien eine Kampagne voller Wendungen und Auseinandersetzungen.
Im vergangenen August hatten nicht weniger als 59 Personen ihre Absicht deklariert, für das Amt zu kandidieren. Aus dieser Anzahl von Bewerbungen blieben 12 Kandidaten und eine Kandidatin übrig, deren Bewerbungen die Voraussetzungen der Zentralen Wahlkommission von Kirgistan erfüllten.
Mit Fortlauf des Wahlkampfes nimmt die Anzahl der Kandidaten für das Weiße Haus –das Gebäude, dass Sitz des Präsidenten in Bischkek ist – ab. Seit dem Wahlkampfauftakt am 10. September haben mehrere Kandidaten ihre Unterstützung für einen der beiden Favoriten bekundigt: zum einen der Kandidat der Sozialdemokratischen Partei (SDPK) und Wunschkandidat des aktuellen Präsidenten Sooronbaj Dscheenbekow, zum anderen der Geschäftsmann Omurbek Babanow, beide ehemalige Premierminister.
Wenige Tage nach dem Beginn des Wahlkampfes verkündeten die Kandidaten Kamtschybek Taschijew, Adachan Madumarow, Bakyt Torobajew und Achmatbek Keldibekow, allesamt aus dem Süden Kirgistans, dass es ihnen nicht gelungen sei, eine Wahlallianz zu schließen und ihr Wählerpotential auf einen Kandidaten für das Präsidentschaftsamt zu bündeln. Laut einer Analyse von Radio Free Europe hätten jeder der drei Kandidaten mindestens fünf Prozent der Wähler auf seiner Seite. Keldibekows Kandidatur wurde von der Wahlkommission nicht akzeptiert, wogegen er sich auf dem Rechtsweg wehrte.
Allerdings dauerte es für die drei Kandidaten nicht lange, eine neue Strategie einzuschlagen. Am 16. September entschied sich Adachan Madumarow, der zuvor bereits zusammen mit Omurbek Babanow gesehen worden war, den Unternehmer zu unterstützen. Am Tag darauf kündigte Bakyt Torobajew eine Zusammenarbeit mit Babanow an. Sollte Omurbek Babanow zum Präsidenten gewählt werden, würde Torobajew Premierminister.
Kamtschybek Taschijew kündigte wiederum den Rückzug von seiner Kandidatur zugunsten Sooronbai Dscheenbekows an.
Ein anderer wichtiger Kandidat könnte sich mit dem ehemaligen Premierminister Temir Sarijew ebenfalls bald zugunsten aus dem Wahlkampf zurückziehen. Am 25. September trat dessen Wahlkampfleiter zurück und äußerte politische Differenzen.
Die anderen Kandidaten, entweder unabhängig oder Repräsentanten von kleineren politischen Parteien, sind noch im Rennen, obwohl sie von den Favoriten für das höchste Amt des Landes in der Debatte in den Schatten gestellt werden: Astanbek Abdyldajew, Asimbek Beknasarow, Ernis Sarlykow, Ulugbek KotschkorowArslanbek Malijew, Taalatbek Masadykow und Toktajym Umetalijewa, die einzige potentielle Präsidentin.
Clara Marchaud
Aus dem Französischen von Lukas Dünser
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