2013 verkündete der chinesische Staatspräsident Xi Jinping in Kasachstan die „Landroute“ der „Neuen Seidenstraße“. Einige Monate später verkündete er die „Maritime Route“ in Jakarta. Vier Jahre später scheint sich Pekings monumentales Projekt von Zentralasien und Russland in neue Gebiete umorientiert zu haben, vor allem in den Nahen Osten.
Der Artikel erschien im französischen Original bei unserem Partner Asialyst.
Seit der Verkündung des Projekts hat sich dessen englischer Name weiterentwickelt. Aus dem ursprünglichen Namen OBOR („One Belt One Road“), der sehr auf die chinesischen Interessen ausgerichtet war und den böse Zungen mit „Unsere Bulldozer, unsere Regeln“ wiedergaben, ist Peking zu dem bescheideneren Titel „Belt and Road Initiative“ (BRI) übergegangen. In seinen verschiedenen Ausprägungen – Schienen- und Straßenverkehr, zu Schiff, digital und im Luftraum – entwickelt sich das BRI entlang zweier Achsen mit jeweils unterschiedlichen Varianten.
Die erste, nördliche („arktische“) Route durchquert Zentralasien und führt über Russland oder Iran weiter nach Europa. Die zweite Route ist in drei Korridore unterteilt: von Pakistan bis zum Hafen von Gwadar, von Burma bis zum Hafen von Kyaukphyu, und von Laos bis Singapur. Auf dem weiteren Seeweg führt sie über Piräus in Griechenland bis nach Mitteleuropa. Die BRI beinhaltet neben den infrastrukturellen Bauten auch den Bau von Industriezonen, Stromerzeugung und sogar Hotelprojekte.
Erweiterte Zusammenarbeit mit neuen Ländern
Die „Neue Seidenstraße“ bringt zahlreiche Projekte, die China oder die anderen 65 teilnehmenden Länder vorgeschlagen hatten, zusammen. China hat ein BRI-Forschungszentrum eingerichtet, das regelmäßig Konferenzen abhält. Die Liste der Projekte wird noch immer ergänzt. Im November unterzeichnete Marokko ein Memorandum mit China, und das Hochgeschwindigkeitszugprojekt zwischen Tanger und Casablanca bekam grünes Licht. Weiterhin ist Neuseeland der BRI beigetreten, und in Australien wird ein möglicher Beitritt diskutiert.
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Die Entwicklung des Handels entlang der Landroute
Die Veränderungen, die die Neue Seidenstraße in den letzten vier Jahren hervorgebracht hat, lassen sich durch die Entwicklung der chinesischen Exporte, Investitionen und Bauaufträge entlang der beiden Landwege messen: Zentralasien einschließlich Russland, Naher und Mittlerer Osten und die europäischen Länder, die den 16 + 1-Mechanismus integriert haben. Die chinesischen Exporte in die Welt haben von 2013 bis zum dritten Quartal 2016 an Wert verloren. Ein Jahr später haben sie ihr Niveau von vor vier Jahren noch nicht wieder erreicht. Die Exporte in die Länder entlang der Landroute liegen unter denen aus dem Jahr 2013, und erholen sich stärker in den mitteleuropäischen Staaten. Die Ausfuhren in den Iran (um +48% gegenüber 2013) und nach Saudi-Arabien stiegen am stärksten.
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Eines der Ziele der BRI ist es, neue Absatzmärkte für chinesische Bauunternehmen zu finden, die vom Abschwung von Großprojekten in China betroffen sind. Für 2016 liegen noch keine Daten vor. Daher ist der Vergleich der Anzahl an Projekten, die in den Zeiträumen 2010-2012 und 2013-2015 durchgeführt wurden, vielsagend: Interessanterweise hat sich die Anzahl der Projekte in Zentralasien und Russland nicht signifikant erhöht. Die stärkste Zunahme gab es stattdessen im Nahen und Mittleren Osten, insbesondere in Saudi-Arabien und im Iran.
Den gesamten Artikel findet ihr im französischen Original auch auf der Website unseres Partners Asialyst.
Jean-Raphaël Chaponnière
Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Asie21 und Experte für Schwellenländer in Asien
Aus dem Französischen von Janny Schulz
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