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Astana: Hauptstadt der Arbeiter und Geländewagen

Astana ist seit 1997 die Hauptstadt Kasachstans. Dieses gigantische Projekt erscheint manchen ruinös und anderen als Symbol der Zukunft. Astana versteht sich als Vitrine des unabhängigen Kasachstans mit internationalen Maßstäben. 

La rédaction 

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Astana ist seit 1997 die Hauptstadt Kasachstans. Dieses gigantische Projekt erscheint manchen ruinös und anderen als Symbol der Zukunft. Astana versteht sich als Vitrine des unabhängigen Kasachstans mit internationalen Maßstäben. 

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Die Oper von Astana wurde als eine große Kopie des Bolschoj-Theaters in Moskau konzipiert. Strahlende Gebäude wie dieses zieren die umgebende Steppe mit Marmor und bunten Farben. Die Dutzende Milliarden Dollar (zwischen 10 und 30 Milliarden laut Schätzungen), die dieses Bauvorhaben gekostet hat, wurden größtenteils von den Öleinnahmen der nationalen Gesellschaft KasMunajGas gedeckt (dessen Gebäude steht hier oben in der Ferne).

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Auf Kasachisch bedeutet Astana „Hauptstadt“. Damit löste man den sowjetischen Namen Tselinograd ab und errichtete an jener Stelle, wo einst das Herz von Chruschtschows Plänen zur Neulandgewinnung lag, eine neue Stadt. Am Ende des harten Steppenwinters, also gegen Ende März, verwandelt sie sich in eine permanente Baustelle mit einer richtigen Armee an Hilfsarbeitern. Die Baustellen vermehren sich in rasantem Tempo: An den Straßen, auf denen die modernsten Geländefahrzeuge kursieren, reiht sich ein extravaganteres Gebäude nach dem anderen. Das lässt die Immobilienpreise ebenso wie der Anzahl der leeren Wohnungen steigen.

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Astana war und ist das persönliche Projekt von Präsident Nasarbajew. Dieser verfolgt die Entwicklungen der Hauptstadt sehr genau. So wird jedes Jahr am Ende des Winters eine große Versammlung mit den lokalen Amtsträgern organisiert, die ein wenig an die Vergabe von guten und schlechten Punkten in der Grundschule erinnert. Der jüngste schlechte Punkt galt dem „grünen“ Boulevard (siljoni boulevard), der den Präsidentenpalast (mit der blauen Kuppel, hinten im Bild) mit dem Chan Schatyr Einkaufszentrum, dem größten Zelt der Welt, verbindet: der Präsident hat dort den schlechten Zustand der Installationen und des Bodens bemängelt.

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Seitdem strengen sich täglich hunderte Arbeiter an, um – mit den Worten des Präsidenten – „einem der schönsten Orte der Hauptstadt“ mit traditionellen kasachischen Marmorverzierungen neue Schönheit zu verleihen.

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Ein paar Schritte von dort, am Fuße der Wolkenkratzer, arbeiten zahlreiche Gärtner daran, die Hauptstadt für die vielen internationalen Foren und Treffen in Luxuspalästen wie dem Hilton, dem Radisson oder dem Rixos zum Blühen zu bringen.

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Entlang des Flusses Ischim, der sich durch die Stadt zieht, laufen die Rasenmäher, um die Promenade zu pflegen. Doch ihre Arbeit endet an den Plätzen, die der kritische Blick des Präsidenten nicht trifft, und sie erreicht auch nur jene Brücken, über die seine Limousine fährt.

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Die große Baustelle reicht beinahe bis zum Bajterek, dem nach einer Idee des Präsidenten gebauten Nationalsymbol. Es stellt einen weißen Baum dar, auf dem ein goldenes Ei liegt. Es ist das Ei jenes Adlers, welcher auch auf der kasachischen Flagge abgebildet ist.

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Der Vergnügungspark der Hauptstadt folgt dem Modell der Freizeitparks aller sowjetischen Städte. Aktuell dient er als Lager für die Hacken, Schaufeln und Geräte der zahlreichen Arbeiter. Sie kommen aus Regionen, die vom kasachischen Wirtschaftswunder bislang unberührt blieben.

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Inmitten der Arbeiten spazieren die Schaulustigen und treffen auf Gastarbeiter aus den Nachbarrepubliken Zentralasiens, insbesondere Usbekistan und Kirgistan. Kasachstan zieht sie genauso an wie Russland: Trotz miserabler Löhne und Arbeitsbedingungen bietet Astana für die Bewohner von entvölkerten ländlichen Gebieten dennoch eine Auswegmöglichkeit.

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Vor dem „Keruen“, einem der größten Einkaufszentren Astanas, wird den ganzen Tag unter der sengenden Hitze der Steppensonne gearbeitet. Manchmal schlafen die Arbeiter sogar auf der Baustelle, inmitten von reichen Kasachen und Ausländern, die durch die Läden voll feinster westlicher Kleidung und Konsumgüter flanieren.

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Am Fuße der modernen Türme sprießen die Elendsviertel sprießen der Arbeiter, die sich entschieden haben, in Astana zu bleiben. Hier unten am Turm des ultra-modernen Velodroms, das für die „Astana“-Mannschaft, die besonders für A. Vinokurow bekannt ist, gebaut wurde.

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Versteckt werden diese Ziegel- und Blechbauten von Bäumen oder von Mauern, die schnell von den Behörden gebaut wurden. Gegen die strengen Winter der Steppe (mit Durchschnittstemperaturen von -25°C während vier Monaten) bieten sie wenig Schutz. Die Elendsviertel, die direkt an den modernen Gebäuden angrenzen, werden auch regelmäßig von den Behörden zerstört. Ihre Bewohner werden der rechtswidrigen Nutzung des Eigentums beschuldigt. Demonstrationen der enteigneten Bewohner werden unterdrückt.

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Die Entwicklung Astanas steht in Verbindung zu der des gesamten Landes, und richtet sich nach dem „Horizont 2050“, dem neuesten Plan des Präsidenten. Er löst damit den alten 2030-Plan ab, da dieser laut offiziellen Angaben schon übertroffen worden wäre. Die Propagandabilder am Eingang der Stadt zeigen den Mythos der unabhängigen kasachischen Nation, zwischen der Figur des Präsidenten und den symbolträchtigen Gebäuden der Hauptstadt.

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Astana ist voller leerer Straßen und bietet genügend Platz für viele weitere wahnwitzige Architekturprojekte. Die Bevölkerung der Stadt wächst – ebenso wie die sozialen Ungleichheiten zwischen denen, die von dem Ölsegen profitieren, und denen, die ihn verwirklichen.

Bilder und Text
Die Redaktion von Novastan.org

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