(Dieses Interview erschien zunächst auf kloop.kg. Wir übersetzen es mit der freundichen Genehmigung der Redaktion in gekürzter Form.)
Swing – Das ist eine Form des Gruppensex, bei der die Paare ihre Partner untereinander „tauschen“. Das kirgisische Onlinemagazin Kloop.kg hat mit einem Paar aus Bischkek gesprochen. Es praktiziert eine Form des Swing, bei der das Augenmerk auf dem Vergnügen der Frau liegt.
Swing gehört seit 2014 zu dem Leben des heterosexuellen Bischkeker Paares. Im Interview mit Kloop.kg sagten die beiden, dass sie ihre Leidenschaft auf der Suche nach Abwechslung entdeckten. Die Namen wurden auf eigenen Wunsch geändert.
Wie genau sind Sie zum Swing gekommen?
Azamat: Eigentlich sind wir gar keine „klassischen“ Swinger, zumindest im Sinne des Verständnisses der Gesamtbevölkerung vom Swing. Swinger sind Paare, die ihre Partner miteinander „tauschen“. Wir praktizieren Gruppensex im Sinne des MFM, also ein homosexuelles Paar und noch ein Mann, ohne die Anwesenheit anderer Frauen.
Deshalb ist unsere Leidenschaft am ehesten mit dem Wort „Sex-Wife“ zu beschreiben. Als „Sex-Wife“ kann die Frau entscheiden, ob sie sich in Anwesenheit ihres Mannes mit anderen Männern trifft und ihn an ihrem Sexleben teilhaben lässt.
Aber zurück zur Frage. Am Anfang war da der Wunsch nach Abwechslung und Vielfalt. Und Swing war interessant, aber mehr als eine Idee war es nicht. Als ich dann meine Frau zum ersten Mal darauf ansprach, war sie entsetzt und geradezu außer sich. Aber nur einen Monat später änderte sie ihre Meinung. Da habe ich dann begonnen, mir ein System zu überlegen, mit dem wir unsere potentiellen Kandidaten auswählen können: Die Kombination aus Anzeigen und einer schrittweisen Auswahl.
Ich zeigte meiner Frau also die potentiellen Kandidaten und siehe da, sie fand es genauso spannend wie ich. Und so haben wir uns im Endeffekt dazu entschlossen, dem eine Chance zu geben. Wir wollten etwas Neues ausprobieren – wir wollten das i-Tüpfelchen in unserer Beziehung.
Es war sicherlich dennoch nicht einfach, sich für die richtigen Kandidaten zu entscheiden. Wie haben die Bewerber auf Absagen reagiert? Hatten Sie außerdem keine Angst erkannt zu werden?
Azamat: Wir achten sehr darauf, dass wir unerkannt bleiben und auch mit wem wir uns treffen. Die Männer unserer Wahl müssen anständig sein.
Die meisten unserer Kandidaten sind verheiratet. Sie treffen sich mit uns, ohne dass ihre Frauen davon Wind bekommen. Im Falle dessen, dass wir erkannt werden, läuft der Mann zwangsläufig Gefahr eines Ehestreits oder gar einer Scheidung. Außerdem sind wir momentan auf der Suche nach drei bis vier dauerhaften Partnern, auf die wir uns verlassen können. So können wir Unannehmlichkeiten vermeiden.
Warum praktizieren Sie nur MFM und nicht FMF (Frau, Mann, Frau)? Sie sagten etwas von den „Besonderheiten Ihrer Beziehung“. Welche Besonderheiten meinen Sie hier?
Azamat: Ich wollte meiner Frau ein besonderes Vergnügen bereiten und war von der Idee MFM daher sehr angetan. Denn wenn alle Männer deine Frau attraktiv finden, dann ist das ein Zeichen dafür, dass du etwas Wertvolles besitzt, das auch andere wollen, aber es gehört dir!
Um FMF praktikizieren zu können ist es außerdem wichtig, dass zumindest eine der Frauen bisexuell ist. Meine Frau und ich sind aber beide heterosexuell. Und für mich als Mann kann es schwierig werden, zwei Frauen gleichzeitig zu befriedigen.
Wir fühlen Sie sich bei dem Anblick, wenn ein anderer Mann Sex mit Ihrer Frau hat?
Azamat: Das ist ein atemberaubendes und kosmisches Gefühl, die eigene Frau so zu sehen. Wenn man selbst involviert ist, bekommt man das in der Regel nicht mit. So gewinnt man dann eine andere Perspektive darauf.
Ich denke, dass es für jede Frau unabdingbar ist, zu wissen, dass sie gewollt und geliebt wird. Und ich habe nichts dagegen, meiner Liebsten diese Bestätigung zu geben. Das ist doch die einzig wahre Liebe.
Für Frauen ist es essentiell notwendig, die Beachtung der Männer zu genießen. Durch ständige Komplimente, Flirts und neue Emotionen blühen sie förmlich auf. Nach meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass sie das dazu motiviert, besser auf sich selbst zu achten.
In unserer Gesellschaft ist das Thema Sex tabuisiert. Zum Beispiel bestätigen auch viele Studien, dass eine Menge Frauen nicht wissen, was ein Orgasmus ist. In unserer Gesellschaft kommt das Vergnügen der Frauen immer an letzter Stelle.
Wie reagieren Sie auf Menschen, die Ihrer Sexualpraktik skeptisch gegenüberstehen?
Azamat: In unserem Land wird es wohl 6.000 solcher Menschen geben. Wir sind alle erwachsen. Wir entscheiden selbst, wie, wann und wo wir mit wem schlafen.
Außerdem wird es als normal angesehen, wenn ein Mann mehrere Ehefrauen hat oder eifersüchtig ist. Ich rate dazu, sich zu allererst hiermit auseinanderzusetzen. Affären und Pädophile miteinbezogen.
Wir hatten via „VKontakte“ eine Diskussion zu diesem Thema. Ich wurde mit negativer Kritik konfrontiert. Ältere Generationen wurden als Beispiel genommen, um zu unterstreichen, dass ein solcher Umgang in vergangenen Zeiten nicht möglich gewesen sei. Da stellte ich die Frage, was normal ist und was nicht. Sex vor der Ehe – ist das normal oder nicht? Und ist dann FMF normal oder nicht? Warum wird MFM kritisiert, Polygamie aber nicht. Wenn ein Mann mehr als nur eine Frau heiraten darf, ist das im Grunde auch nur FMF, oder nicht?
Ajgerim, wie haben Sie sich an die Rolle der Sex-Wife gewöhnt?
Ajgerim: Anfangs war ich schockiert, aber dann habe ich begriffen, dass das sowohl mir als auch ihm Vergnügen bereiten kann und warum sollte man sich dann dagegen wehren? Außerdem ist es großartig auf diese Weise die eigene Beziehung zu festigen. So haben wir voreinander nichts zu verbergen.
Wenn ich Sie richtig verstehe, bestehen einige Beziehungen mit den Kandidaten über einen längeren Zeitraum. Entstehen in diesem Zusammenhang auch emotionale Beziehungen, die über Sex hinausgehen?
Аzamat: Die Psyche der Frauen ist so gestrickt, dass sie Sex nur in einer emotionalen Beziehung haben können. Der Mann muss ihnen also gefallen. Er sollte auch das Gespräch aufrechterhalten und mit ihr scherzen können. Charismatisch sollte er auch sein. Andernfalls könnte man auch irgendeinen dahergelaufenen Mann nehmen und mit ihm Sex haben.
Wir pflegen also ganz normale zwischenmenschliche Beziehungen mit unseren Kandidaten. Die Partnerschaften sind von Dauer. Zum Beispiel rufen sie an Feiertagen an und gratulieren auch zum Geburtstag. Wir verstehen uns auch gut mit ihnen, wenn wir sie treffen. Distanz ist aber dennoch wichtig. Um sie zu wahren wollen wir nicht wissen wo unsere Kandidaten wohnen und verraten auch ihnen unsere Adresse nicht.
Sind Swinger generell Gutverdiener? Mit Männern welcher Berufsklassen haben Sie sich bereits getroffen?
Аzamat: Ich kenne Swinger, die beispielsweise als Busfahrer arbeiten. Wir schauen aber nicht auf den Verdienst unserer potentiellen Partner. Wichtig ist uns ihr Bildungsstand, ob sie gepflegt und modebewusst sind und natürlich auch, dass sie ein ansprechendes äußeres Erscheinungsbild besitzen. Aber nicht alle sind bereit, diese Forderungen zu erfüllen. Welchen Beruf sie ausüben ist uns egal, aber wir wissen ja, dass eine Person, die wenig verdient, in unserem Land nicht sauber, gebildet und modebewusst sein kann.
Sie sagten, es gebe „Viele“. Wie groß ist die Swinger-Community in Kirgisistan?
Аzamat: Es gibt eine aktive Gruppe, die sich auf Partys und in Saunas trifft. Sie besteht aus ungefähr 50 Personen. Dann gibt es aber auch solche wie uns – die Passiven. Sie treffen sich in kleinen Gruppen, bestehend aus drei bis sieben Personen. Solche gibt es sehr viele.
Wie reagieren Ihre nächsten Angehörigen auf diese Treffen?
Аzamat: Niemand weiß etwas über diese Treffen. Ich denke auch nicht, dass unsere Verwandten unsere Vorlieben verstehen würden.
Und gibt es irgendwelche Verbote oder bestimmte Regeln beim Swing? Und halten Sie sich an solche?
Аzamat: Wir haben die Regel, dass der Mann unsere Forderungen bedingungslos erfüllen muss. Wenn meine Frau etwas nicht will, dann muss er sich dem beugen. Wir gehen sorgsam mit der Verhütung um. Analverkehr kommt keinesfalls in Frage. Und auch der Geschlechtsverkehr mit Homosexuellen kommt nicht in Frage. Das sind unsere Regeln.
Das Interview führte:
El’dijar Arykbaev
Kloop.kg
Übersetzung:
Olga Zoll