Das Duo „Almas“ bringt mit seinen Interpretationen französischer Musik ein wenig französisches Flair nach Zentralasien. Ihr Album „Français à la Kazakh“ beinhaltet sowohl Lieder auf Kasachisch, als auch auf Französisch. Sie zielen dabei auf eine Öffnung der kasachischen Kultur für das frankophone Publikum ab. Novastan hat die beiden Musikerinnen interviewt, um mehr über dieses interkulturelle Projekt zu erfahren.
Diese Mischung zwischen Kasachstan und Frankreich ist etwas ganz Neuartiges. Das Duo „Almas“, bestehend aus den beiden Musikerinnen Asem Abdykasymova und Polina Tyrina, hofft damit, die beiden entfernten Kulturen miteinander zu verbinden. Die kasachstanischen Künstlerinnen wollen das französischsprachige Publikum mit Covernummern von französischen „Chansons“ und traditionell kasachischen Liedern in ihr musikalisches Repertoire einführen.
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Mit Gitarre, Ukulele und etwas Klavierklang begleiten Asem Abdykasymova und Polina Tyrina die hellen Klänge ihrer Stimmen. Dabei arbeiten die beiden oft mit anderen Musikern und Musikerinnen zusammen. Als ganz besondere Erfahrung empfanden sie die Kooperation mit Katerina Viloria, einer Künstlerin philippinischer Herkunft, die das Perkussionsinstrument Cajon spielt.
Novastan: Seit wann macht ihr denn bereits Musik?
Polina Tyrina: Ich habe mit sieben Jahren begonnen zu musizieren; und zwar habe ich damals Gesangs- und Gitarrenunterricht genommen. Danach habe ich mich weiter in die Musik vertieft, indem ich Musiktheorie-Kurse besucht habe. Das alles ohne jemals ein Konservatorium oder eine Musikhochschule besucht zu haben.
Asem Abdykasymova: Ich habe gar keine musikalische Ausbildung. Schon als ich klein war, wollte ich immer Klavier spielen lernen, aber ich hatte niemals die Möglichkeit in eine Musikschule zu gehen. Mit 13 Jahren habe ich mich selbst bei einer Musikschule angemeldet, in der Hoffnung, zumindest Dombra – die traditionelle kasachische Laute – spielen zu lernen. Allerdings erwiderte man mir, dass ich zu alt sei, um am Anfängerkurs teilzunehmen. Zu guter Letzt versuchte ich mein Glück an einem Institut, das, was die Gitarrenkurse anbelangt, einen guten Ruf genoss. Und in diesem Institut lernte ich dann Polina kennen. Dort habe ich Gitarre spielen und mich dabei stimmlich zu begleiten gelernt. Die Tonleiter haben wir dabei nie gelernt, nur die Grundakkorde und die Tabulaturen. Das entsprach genau meinen Vorstellungen, denn ich war viel mehr daran interessiert meine stimmlichen Fähigkeiten auszubauen; die Gitarre sollte mir als Begleitinstrument dienen.
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Polina Tyrina: Wir haben uns vor mehr als zehn Jahren bei diesen Gitarrenstunden kennengelernt. Seitdem ist vieles passiert: Asem zog nach Frankreich, um dort zu studieren und ich bin Mutter geworden. Seit Asem 2016 wieder nach Astana (mittlerweile Nur-Sultan, Anm. d. Red.) zurückgekehrt ist, wollten wir wieder gemeinsam singen, und so entstand unser musikalisches Projekt, das Duo „Almas“.
Wie würdet ihr selbst euren Musikstil beschreiben? Von welchen musikalischen Stilen lasst ihr euch inspirieren?
Asem Abdykasymova: Wir spielen akustische Musik im Duett, also zwei Stimmen und zwei Gitarren. In einigen Liedern begleiten wir uns auch mit der Ukulele. Aber unseren Musikstil so richtig zu definieren ist schwierig, am besten eignet sich noch der Begriff „akustische Musik“. Unser musikalisches Repertoire ist sehr vielfältig, es umfasst Folklore, Pop, Jazz und sogar russischen Rock. Wir passen jede Musik an unsere Fähigkeiten, Möglichkeiten und Vorstellungen an, damit sie für uns stimmig sind. Die Basis unseres Repertoires stellt dennoch die traditionelle kasachische Musik dar. Während unserer Konzerte, versuchen wir die Schönheit und Einzigartigkeit der kasachischen Gesänge zu bewahren und diesen gleichzeitig eine persönliche Note zu geben. Zu guter Letzt, da ich für einige Zeit in Frankreich gelebt habe, ist auch der Einfluss der französischen Musik zu hören.
Polina Tyrina: Ich persönlich lasse mich vor allem von Jazz und dem Bossa Nova inspirieren. Die Vielschichtigkeit dieser Rhythmen und Melodien lassen mich meine instrumentalischen Fähigkeiten verbessern. Ebenso werde ich sehr von Musik aus russischer Feder beeinflusst, vor allem vom Stil Singer-Songwriter, also jemand, der seine eigene Musik komponiert und den Schwerpunkt auf aussagekräftige und inhaltlich facettenreiche Texte, aber gleichzeitig einfache Akkorde auf der Gitarre setzt.
Woher kommt die Motivation auf Französisch zu singen und eure eigene Musik auf Französisch zu schaffen?
Asem Abdykasymova: Französisch ist eine unglaublich schöne Sprache. Ich habe es immer gemocht, auf Französisch zu singen, was mir auch sehr geholfen hat dabei, die Sprache zu lernen. Während meines Studiums in Frankreich habe ich Rustem Adbrahamanov kennengelernt, der Gedichte auf Russisch und Englisch schreibt. Wir haben gemeinsam Französisch gelernt und angefangen, Lieder zu schreiben: Rustem schrieb die Texte während ich die Musik dazu komponierte. Außerdem ist Französisch eine internationale Sprache. Die Vorstellung, dass traditionelle kasachische Gesänge von einem größeren französischen beziehungsweise französischsprachigen Publikum gehört und verstanden werden können, inspiriert mich sehr.
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Polina Tyrina: Die erste Möglichkeit ein französisches Lied zu singen, bot sich für mich 2018, während des „Printemps fancophone“ (dt. „französischsprachiger Frühling“) in Kasachstan. Davor habe ich noch nie auf Französisch gesungen. Ich habe beschlossen ein berühmtes Bossa Nova-Lied, nämlich „Garota de Ipanema“ in französischer Sprache darzubieten. Die ersten Lieder, die ich auf Französisch vorführte, erwiesen sich als eine große Herausforderung. Ich singe bereits auf Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Kasachisch und Russisch, aber das Französische stellte sich auf den ersten Blick als sehr schwierig heraus. Mit der Zeit und viel Übung habe ich die Schönheit und die Besonderheit dieser Sprache zu schätzen gelernt. Jede Sprache hat ihre eigene besondere Energie; wir versuchen diese in unseren verschiedenen Liedern zu übermitteln.
Ist „Français à la Kazakhe“ euer erstes rein französisches Projekt?
Asem Abdykasymova: „Français à la Kazakhe“ ist unser allererstes rein auf die französische Sprache ausgelegtes Projekt. Dennoch haben wir bereits an Veranstaltungen, die von der französischen Botschaft in Kasachstan organisiert wurden, teilgenommen. Wir konnten beide bereits den alljährlich stattfindenden Wettbewerb der „Chansons françaises“ (der französischen Lieder, Anm. d. Red.) gewinnen, ich im Jahr 2016 und Polina im Jahr 2018. Wir haben auch mit der Sängerin Joyce Jonathan, als sie auf der Durchreise in Kasachstan war, gemeinsam gespielt. Letztes Jahr sind wir nach Frankreich gereist, um dort zwei Konzerte für das französische Publikum und die kasachische Community in Frankreich zu geben.
Wie sehen die Zukunftspläne von eurem Duo aus?
Asem Abdykasymova: Das „Almas-Duo“ ist ganz spontan entstanden. Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich an so einem Projekt arbeiten würde, hätte ich es ihm wohl nie geglaubt. Das Projekt „Français à la Kazakhe“ ist ein großes Abenteuer für uns und wir wissen nicht was uns die Zukunft zu bieten hat.
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Wir bereiten gerade mit Hilfe der französischen Botschaft die Erscheinung des Albums vor, bestehend aus fünf ins Französische übersetzten traditionellen kasachischen Liedern, fünf in kasachischer Sprache gesungenen Liedern und fünf Originalen aus der Feder von Rustem Abdrahmanov und Asem Abdykasymova. Diese kasachischen Gesänge wurden noch nie ins Französische übersetzt. Es ist uns also eine Ehre und wir sind uns dieser verantwortungsvollen Aufgabe bewusst, dass wir an diesem Projekt arbeiten dürfen. Die französischen Übersetzungen werden dem französischen Publikum die Schönheit dieser Lieder näherbringen.
Das Album wurde am 28. März 2019 in Almaty veröffentlicht, das Interview kurz vorher aufgezeichnet, Anm. d Red.)
Das Interview führte Antoine Lacome, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Andrea Baldauf
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