In Bischkek flammten am Wochenende Kerzen auf, in Erinnerung an alle Frauen, die im politischen Kampf gegen Gewalt und Ungerechtigkeit gestorben sind. Anlass war der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Er ist der Beginn einer 16-tägigen Aktionskampagne, mit der darauf aufmerksam gemacht werden soll, dass noch immer viele Frauen unter den patriarchalischen Strukturen des Landes zu leiden haben.
Rund 20 AktivistInnen waren dem Aufruf der Bishkek Feminist Initiative gefolgt und versammelten sich am Samstag um 18.00 Uhr am Denkmal für die Kämpfer der Revolution im Zentrum der kirgisischen Hauptstadt. Gemeinsam entzündeten sie 40 Kerzen, zu Füßen der 17 m hohen Statue von Urkuja Salijewa.
Die kirgisische Ikone lebte von 1910-1934 im Süden der Republik und setzte sich aktiv für gesellschaftliche Veränderungen in der noch jungen Sowjetunion ein. Sie wurde von politischen Gegnern ermordet und wird noch heute als starke Frau geehrt.
„Wir sehen das Ausmaß der Gewalt, wir hören die Stimmen der Überlebenden. Es ist schwer für uns, zuzugeben, dass wir nichts darüber wissen, dass wir nicht wissen, warum wir nicht helfen können.“, sagte einer der AktivistInnen. Nach dem Entzünden der Kerzen trugen die Versammelten Reden oder Gedichte vor, um dem Schicksal vieler Frauen eine Stimme zu geben.
Weltweiter Aktionstag
Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen soll weltweit auf das Problem der Misshandlung von Frauen aufmerksam machen. Er findet seit 1999 jährlich am 25. November statt. UN-Schätzungen zufolge erleiden bis zu 70 Prozent der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle, körperliche oder seelische Übergriffe.
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Wie die Nichtregierungsorganisation Women Support Centre berichtet, ist ein großes Problem in Kirgistan die gezwungene Abtreibung. Demnach gibt es jährlich knapp 12.000 Fälle von nicht-freiwilligem Schwangerschaftsabbruch. Unter den Betroffenen seien auch mehr 2000 Mädchen, die vorher vergewaltigt wurden.
„Viele Mädchen wurden nicht vergewaltigt, weil sie nicht geboren wurden. Selektive Abtreibung ist, wenn jeder einen Jungen erwartet, nicht dich. Und die Mädchen, die geboren wurden, müssen ihr Leben lang ihre Nützlichkeit beweisen, ihren Wert für die Familie, für die Gesellschaft und dankbar sein, dass sie nicht getötet wurden.“, hieß es weiter bei der Aktion am vergangenen Samstag.
Kampagne soll Arbeit von Menschenrechtsaktivisten verbessern
Die insgesamt 16-tägige Kampagne gegen geschlechterspezifische Gewalt in Kirgistan läuft noch bis zum 10. Dezember. Zum Programm gehören auch öffentliche Diskussionen mit MenschenrechtsaktivistInnen, u.a. von Amnesty International Ukraine, um die Herausforderungen für AktivistInnen in Kirgistan zu besprechen.
„Die jüngsten Entwicklungen in Kirgistan und der gesamten Region zeigen eine Verschlechterung der Menschenrechtssituation. Unter solchen Umständen ist es besonders wichtig, die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Organisationen und Initiativen aufzubauen, Plattformen zu schaffen, die die Zivilgesellschaft stärken und sie effektiver und wirksamer für die Verteidigung der Menschenrechte und Freiheit machen.“, so die Bishkek Feminist Initiative.
In den gemeinsamen Treffen wird eine Roadmap erarbeitet, die als Plattform dienen soll, um die Zusammenarbeit zwischen Menschenrechtsverteidigern zu verbessern. Unter den Hashtags #16days und #orangeday posten die TeilnehmerInnen ihre Eindrücke, für alle, die der Kampagne nur in den sozialen Medien folgen können.
Janina Lackmann
Chefredaktion Novastan
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