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Usbekistan und Afghanistan verlängern Vertrag über Stromexport

Zu Beginn des Jahres haben Usbekistan und Afghanistan ein neues Energieabkommen unterzeichnet. Doch technische Probleme an usbekischen Anlagen und eine unerwartete Kältewelle haben die Umsetzung der Zusammenarbeit verzögert. Dies veranlasste wiederum die Taliban-Regierung zur Reaktion.

Die Elektrostation in Navoi
Die Elektrostation in Navoi (Quelle: Ziegler175/ Wikimedia Commons)

Zu Beginn des Jahres haben Usbekistan und Afghanistan ein neues Energieabkommen unterzeichnet. Doch technische Probleme an usbekischen Anlagen und eine unerwartete Kältewelle haben die Umsetzung der Zusammenarbeit verzögert. Dies veranlasste wiederum die Taliban-Regierung zur Reaktion.

Es ist ein Abkommen zwischen zwei Nachbarländern, welches nur mühsam ins Rollen kommt. Am 1. Januar ist der Energieminister der Taliban-Regierung, Abdul Latif Mansur, nach Taschkent gereist. Dort unterzeichnete er  ein Abkommen im Wert von 35 Millionen US-Dollar (32 Millionen Euro) , wie es in einer Mitteilung des Energieunternehmens DA Afghanistan Breshna Sherkat (Dabs) heißt.

Usbekistan verlängert seinen Stromexport nach Afghanistan um ein Jahr und hat sich verpflichtet, dem Land bis zum Winter 2023 450 Megawatt (MW) zu liefern. Dies berichtet Radio Azattyq, der kasachstanische Dienst von Radio Free Europe.

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Für die beiden Nachbarn ist es nicht die erste Vereinbarung. Usbekistan ist der wichtigste Stromlieferant Afghanistans und das zentralasiatische Land, das sich seit August 2021 am kooperativsten gegenüber der Taliban-Regierung gezeigt hat. Bereits im vergangenen Jahr hatte Taschkent einen Vertrag mit Kabul über 100 Millionen US-Dollar (92 Millionen Euro) unterzeichnet und sich dabei verpflichtet, Kabul mit 2,2 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom zu versorgen.

Schulden in Höhe von 62 Millionen US-Dollar

Wegen der Energiefrage kam es jedoch seit Oktober 2021 regelmäßig zu Spannungen. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass schuldete Afghanistan für seine Stromimporte den Staaten Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Iran 62 Millionen US-Dollar (57,1 Millionen Euro). Die afghanischen Behörden hatten diese Schulden auf blockierte Finanztransfers aufgrund der Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft zurückgeführt, aber dies ist nicht zuletzt auch auf die schwierige wirtschaftliche Situation des Landes zurückzuführen, seit die Taliban die Regierungsspitze übernommen haben.

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Um sich bei der Schuldenrückzahlung gegenüber seinen Nachbarn helfen zu lassen, soll das Unternehmen Dabs sogar die Hilfsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan um Unterstützung gebeten haben. Im Juli 2022 hatte Afghanistan seine Stromimporte aus dem Jahr 2021 vollständig zurückgezahlt, wie aus einer Mitteilung der usbekischen Regierung hervorgeht. Mit dem neuen Abkommen vom 1. Januar schien die Zusammenarbeit dann wieder in Gang zu kommen. Doch dann verschlechterte sich die Situation wieder.

Stärkste Kältewelle seit 50 Jahren

Usbekistan war mit der stärksten Kältewelle seit 50 Jahren konfrontiert, wodurch viele Städte bei eisigen Temperaturen ohne Strom und Heizung blieben. Die Gründe dafür waren eine eingefrorene Infrastruktur und ein unvorhergesehener Stopp der Gasexporte aus Turkmenistan.

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Es war nicht das erste Mal, dass Usbekistan mit derartigen technischen Problemen zu kämpfen hatte. Im November 2022 war das Land bereits gezwungen, seine Stromexporte nach Afghanistan um die Hälfte zu reduzieren, betont Radio Ozodlik, der usbekische Dienst von Radio Free Europe. Technische Probleme in Kraftwerken an usbekischen Standorten führten in mehreren Regionen Afghanistans zu Stromausfällen. In der Hauptstadt wurde der Strom manchmal „nur zwei Stunden am Tag geliefert“, hatte ein Einwohner Kabuls gegenüber Radio Ozodlik erklärt.

Usbekistan pausiert seinen Stromexport

Aufgrund dieser jüngsten Kältewelle hatte Usbekistan nach Angaben von  Radio Ozodlik am 13. Januar die Stromlieferungen an Afghanistan eingestellt. Diese Unterbrechung war vom Außenminister der Taliban-Regierung, Amir Khan Muttaqi, schlecht aufgenommen worden. Er forderte die usbekischen Behörden dazu auf, ausreichend Strom zu den in dem Abkommen ausgehandelten Bedingungen zu liefern. Die Einwohner:innen von Kabul hatten mit Stromausfällen zu kämpfen und konnten nicht ausreichend heizen. Die Kältewelle in Afghanistan verursachte den Tod von 16 Menschen und zwischen 2.000 und 4.000 Tieren, wie Radio Ozodlik bekannt gab.

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Am 25. Januar hatte das usbekische Außenministerium laut dem afghanischen Medium Tolonews angekündigt, in den nächsten 24 Stunden 250 MW Strom nach Kabul zu liefern. Doch am 27. Januar, als Usbekistan seinen Energieexport offiziell wieder aufnahm, wurden laut Tolonews nur 100 MW geliefert. Dies veranlasste Hekmatullah Ahundsada, den Direktor von Dabs zur Reaktion. „Leider hat Usbekistan trotz der Versprechungen das Abkommen nicht umgesetzt […] und dieser Betrag löst das Problem nicht“, sagte er gegenüber dem afghanischen Medium.

Romane Haquette, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Berenika Zeller

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