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Till Lindemann: Mein Lieblings-Sowjet-Schriftsteller – Tschingis Aitmatow

Rammsteins Frontmann, Till Lindemann, sagte neulich in einem Interview dass Aitmatow sein Lieblingsschriftsteller sei und Aitmatows „Frühe Kraniche“ seine Lieblingserzählung. Der kirgisische Autor hat es geschafft, mit seinen Themen – abseits der sozialistischen Ideologie – eine Nische zu finden, die von den Sowjets zumindest geduldet wurde. Wir übersetzen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von kloop.kg.

Lindemann Frontmann Musiker Rammstein
Till Lindemann

Rammsteins Frontmann, Till Lindemann, sagte neulich in einem Interview dass Aitmatow sein Lieblingsschriftsteller sei und Aitmatows „Frühe Kraniche“ seine Lieblingserzählung. Der kirgisische Autor hat es geschafft, mit seinen Themen – abseits der sozialistischen Ideologie – eine Nische zu finden, die von den Sowjets zumindest geduldet wurde. Wir übersetzen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von kloop.kg.

Der Sänger der Rockgruppe Rammstein Till Lindemann erzählte russischen Journalisten von seiner Liebe zu den Werken des kirgisischen Autoren Tschingis Aitmatow (1928 – 2008). Der Vater des Musikers war Schriftsteller mit einer großen Bibliothek und als Kind wurde Lindemann dazu gezwungen, die unterschiedlichste Literatur zu lesen, darunter auch sowjetische.

Ich musste die Klassiker lesen – Scholochows „Der stille Don“ und Tolstois „Krieg und Frieden“. Aber das gefiel mir alles nicht. Ich mochte die Bücher von Tschingis Aitmatow sehr, seine Werke unterschieden sich stark von der offiziellen sowjetischen Literatur, die damals bei uns übersetzt und veröffentlicht wurden. Er schrieb abseits der Ideologie. Die Erzählung “Frühe Kraniche“ ist mein Lieblingswerk von ihm. Der Schriftsteller beschrieb das Leben von einfachen Leuten, die gleichen Kolchosen, aber wie meisterhaft er das tat! Ohne Demagogie und Klischees. Deshalb ist Tschingis Aitmatow mein Lieblingsschriftsteller aus der Sowjetunion“, sagte er.

Lindemann: Einen Nobelpreis hätte er verdient

Lindemann sagte, dass er nicht vom Tod des Schriftstellers wusste. Als er erfuhr, dass Aitmatow einer der Anwärter auf den Nobelpreis war, sagte der Sänger: „Er hätte ihn auf jeden Fall verdient. Man sollte ihm ein Denkmal setzen. Das ist sicher.

Tschingis Aitmatow Bischkek Denkmal
Denkmal Tschingis Aitmatows auf dem Ala-Too Platz in Bischkek

Tschingis Aitmatow, kirgisischer und sowjetischer Schriftsteller, wurde als neuer Klassiker der Literatur bezeichnet. Als Sohn des kirgisischen Politikers Torokul Aitmatow, der Repressionen zum Opfer fiel, studierte Tschingis Veterinärmedizin. Parallel zur Arbeit als Tierarzt schrieb er Erzählungen.

Themen abseits der sozialistischen Ideologie

Sein erstes veröffentlichtes Werk war die Erzählung „Der Zeitungsjunge Dzyuydo“ aus dem Jahr 1952. 1957 wurden „Aug in Aug“ und „Dschamilija“ veröffentlicht. Für „Dschamilija“ kritisierten ihn die sowjetischen Behörden, aber noch im selben Jahr wurde das Werk in andere Sprachen übersetzt und machte den Autoren weltweit bekannt.

Er schrieb nicht nur über Kirgistan und den sowjetischen Realismus. „Scheckiger Hund, der am Meer entlangläuft“ ist den Völkern des russischen Nordens gewidmet, „Das Kassandramal“ handelt von einem Genetiker und in „Ein Tag länger als ein Leben“ verflechten sich das Leben von Sowjetbürgern, Legenden der Turkvölker und die Geschichte von Astronauten, die auf einem anderen Planeten landen.

Bis zuletzt aktiv

Aitmatow war Mitglied und später Vorsitzender des Schriftstellerverbandes Kirgistans und entdeckte viele talentierte Literaten und Poeten. Den Plänen seine Werke zu verfilmen stimmte er ohne zu zögern zu. Bei den Regisseuren, hatte er nicht zuletzt deshalb einen Ruf als “angenehmer“ Zeitgenosse. Die Verfilmungen seiner Werke gingen in das „Goldene Zeitalter“ des kirgisischen Kinos ein. Der Regisseur Bolotbek Schamschijew verfilmte beispielsweise „Der weiße Dampfer“ und „Frühe Kraniche“, Gennadij Bazarov drehte „Mutter Erde“.

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Von 1994 bis 2008 war Aitmatow Botschafter in den Benelux-Ländern. Tschingis Aitmatow starb am 10. Juni 2008 in Nürnberg. Er wurde am 14. Juni in der Gedenkstätte Ata-Bejit bei Bischkek begraben.

Von kloop.kg

Aus dem Russischen von Alexandra Wedl

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