Am 10. August gewann der Kirgise Izzat Artykow die Bronzemedaille im olympischen Schwergewichtheben. Nur eine Woche später ist er der erste Medaillengewinner, der von dem Wettbewerb nachträglich wegen Dopings ausgeschlossen wird. Das System für den Kampf gegen Doping bei den Olympischen Spielen wurde dennoch wegen seiner Ineffizienz angeprangert. In Kirgistan verbreitet diese Affäre einen Beigeschmack der Ungerechtigkeit.
Die Erfolgsgeschichte des kirgisischen Gewichthebers wurde durch eine Mitteilung des Internationalen Sportgerichtshofs (TAS) zu Grabe getragen. Izzat Artykow ist der erste disqualifizierte Medaillenträger dieses olympischen Turniers.
Positiv auf Strychnin – ein Rattengift
Izzat Artykow wurde eben noch von der Kirgisischen Republik als „Ausgezeichneter Meister des Sports“ gefeiert. Noch im April gewann Artykow die Goldmedaille bei der in Taschkent ausgetragenen Asienmeisterschaft. Für die Olympischen Spiele 2020 hoffte er auf eine Goldmedaille.
Nachdem Artykow in Rio auf dem dritten Platz nach dem Chinesen Shi Zhiyong Shi und dem Türken Daniyar Ismailow gelandet war, wurde er auf dem Bischkeker Flughafen bei seiner Rückkehr am 12. August frenetisch begrüßt und gefeiert. In dieser Woche galt er als Stolz der Nation. Er widmete den Sieg seiner Mutter: „Es war meine Mutter, die mich immer wieder motivierte, für den Erfolg in meinem Sport zu kämpfen“, beteuerte er.
Neben dem Ausschluss aus diesem Wettkampf drohen Artykow, laut dem Bericht der TAS, noch weitere Sanktionen. Diese werden nun durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) und den Internationalen Bund der Gewichtheber beschlossen. Dem kirgisischen Athleten bleibt die Möglichkeit, gegen die Entscheidung der TAS Berufung einzulegen.
Für den Trainer der kirgisischen Gewichthebermannschaft, Usenkan Maynazarow, der dem Radiosender Azzatyk Fragen beantwortete, scheint es allerdings „unmöglich“, dass Artykow seine Bronzemedaille zurückerstreitet.
Frühe Zweifel direkt nach dem Wettkampf
Laut dem Testergebnis nutzte er wohl eine Substanz namens Strychnin zur Leistungssteigerung. Dieses stimuliert das zentrale Nervensystem und verbessert die Reflexe des Sportlers.
Erste Zweifel kamen bereits am Ende des Wettkampfs am 10. August auf. Der Franzose Bernardin Kingue Matam wurde Achter und sagte anschließend:
„Wenn der Internationale Verband und das IOC die Dinge richtig machen, glaube ich, dass ich noch 4 Plätze gutmachen könnte. Denn die ersten fünf sind nicht clean.“
Das war ein scharfer Vorwurf und Artykow wartete nicht lange, um zu antworten. Er bezeichnete den erbosten französischen als „eifersüchtig“, nicht „fähig, einen Wettkampf zu verkraften“ und als „Schwächling“.
Nur einer unter vielen Verdächtigen?
So ereilt die Sportwelt heute ein weiterer Schock, nachdem bereits vor den Spielen Russland nachgewiesen wurde, ein systematisches staatlich unterstütztes Doping betrieben zu haben. Ein Artikel im Telegraph wurde behauptet, dass der Kampf gegen das Doping vor den Olympischen Spielen der schlechteste und der mit Absicht ineffizienteste in der Geschichte der Spiele gewesen sei.
Auch Kasachstan, Nachbar Kirgistans, konnte sich eine Dopingkontroverse nicht ersparen. In diesem Fall ist der Goldmedaillengewinner und Weltrekordhalter im Schwergewichtheben Nijat Rakhimow betroffen. Dem Sportler wurde von einigen seiner Konkurrenten vorgeworfen, systematisch zu dopen. Als sich die Vorwürfe bewahrheiteten, wurde er bereits vor den Spielen suspendiert.
Und auch weitere Vorwürfe gegen andere Länder werden laut: Kenianischen , US-amerikanischen und chinesischen Sportlern wird Doping nachgesagt. Vielen stellt sich jetzt die Frage: Warum ist ein Land als erstes überführt, das sonst noch keine Medaille gewonnen hat? Sind sie schlicht unerfahrener im Dopen als diejenigen, die noch nicht überführt wurden?
Die Redaktion