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Wie Usbekistan Frauen klassifiziert

Die Regierung erstellt, aktualisiert und ergänzt regelmäßig verschiedene Listen – um die Bevölkerung zu berücksichtigen, ihr zu helfen und deren Probleme zu verstehen. Manchmal ist das von Vorteil, manchmal führt es zu Missverständnissen und Unzufriedenheit. Es gibt bestimmte Fälle, in denen Frauen auf solchen Listen aufgeführt wurden.

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Frauen auf einem Markt in Samarkand (Symbolbild), Photo: Jeanne Menjoulet / flickr

Die Regierung erstellt, aktualisiert und ergänzt regelmäßig verschiedene Listen – um die Bevölkerung zu berücksichtigen, ihr zu helfen und deren Probleme zu verstehen. Manchmal ist das von Vorteil, manchmal führt es zu Missverständnissen und Unzufriedenheit. Es gibt bestimmte Fälle, in denen Frauen auf solchen Listen aufgeführt wurden.

„Potenziell gefährdet“

Vom 20. bis 27. Juli 2019 hielt das Hokimiat von Taschkent (die Stadtverwaltung, Anm. d. Red.) zusammen mit dem Frauenkomitee Treffen mit Frauen und ihren Familien in 508 Mahallas der Stadt ab. An ihnen nahmen neben der Verwaltung und dem Komitee der Hauptstadt auch Spezialist:innen zur Stärkung der moralischen und spirituellen Entwicklung teil. Nach den Treffen mit den Bürger:innen bildete sich eine Arbeitsgruppe, der auch Mitarbeitende  der Sicherheitsorgane und Spezialist:innen für Kriminalitätsprävention aus dem Frauenausschuss angehörten.

Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit war eine Liste mit 23 „kriminalitätsanfälligen“ Kategorien, die vom Hokim von Taschkent genehmigt wurde. Die Zentralverwaltung für innere Angelegenheiten musste sich jedoch dafür entschuldigen. Neben konventionell verständlichen Punkten befanden sich auch Zweifelhaftes auf der Liste – „diejenigen, die nach langer Zeit in ihre Heimat zurückgekehrt sind“ oder „die spirituelle Unterstützung benötigen“. Einige Punkte wiesen eher auf Frauen hin, die soziale Unterstützung benötigen: „Frauen mit Behinderungen“ und „alleinerziehende Mütter“.

Das Dokument wurde in sozialen Netzwerken kritisiert, indem Beiträge mit dem Hashtag #потенциальноопасна (dt. #potenziellgefährdet) gepostet wurden – dort erzählten usbekische Frauen, warum sie in diese Liste aufgenommen werden könnten.

„Frauen-Register“

Ziel dieser im Jahr 2021 gestarteten Datenbank ist es, die Probleme bedürftiger Frauen aufzuspüren und zur Lösung dieser Probleme beizutragen. Frauen über 30 Jahre können in folgenden Kategorien in das Register aufgenommen werden: arbeitslos; erwerbslose Frauen, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen; einkommensschwach; wohnungsbedürftig; behindert; Betreuer:innen eines behinderten Kindes.

Nach der Eintragung in das Register können sie sowohl einmalige Zahlungen als auch Vorteile für Hypothekendarlehen, Unterstützung bei der Arbeitssuche und der Unternehmensgründung erhalten.

Man kann ein Formular zur Aufnahme in das „Frauen-Register“ ausfüllen, indem man sich an die Mahalla wendet oder ein elektronisches Formular auf der Website Mygov.uz verwendet.

Liste der verbotenen Berufe

Die Liste der verbotenen Berufe verbietet die Arbeit von Frauen in bestimmten Bereichen nicht direkt, aber sie „entmutigt“ Frauen, in diesen Bereichen zu arbeiten. Im März 2019 wurde eine solche Liste bereits abgeschafft – sie umfasste 44 Arten von Arbeiten, unter denen Bergbau, Eisenmetallurgie, Öl- und Gasförderung, Bau- und Installationsarbeiten zu finden waren.

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Im Jahr 2023 schränkte das Arbeitsministerium gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium erneut die Beschäftigung von Frauen in solchen Berufen ein – insbesondere in der Öl- und Gasförderung, Metallurgie, dem Schienenverkehr, der chemischen Industrie usw. Doch vor kurzem erlaubte das Ministerkabinett Frauen, Lastkraftwagen mit einem Gewicht von mehr als 2,5 Tonnen und Busse für 14 oder mehr Passagiere zu fahren.

Top-Frauen in der öffentlichen Verwaltung

Die landesweite Bewegung Yuksalisch veröffentlicht jährlich eine Liste mit den 40 besten Frauen in der Regierungsarbeit. Insgesamt werden 300 Kandidat:innen berücksichtigt und ihr Einfluss auf politische Entscheidungen, die Entwicklung der Zivilgesellschaft und berufliche Erfolge in relevanten Bereichen bewertet.

Den Daten aus dem Jahr 2024 zufolge betrug der Anteil der Frauen in politischen Parteien 47 Prozent, im Hochschulbereich 48 Prozent und in Unternehmen 37 Prozent. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt bei 33 Prozent.

Was ist mit den Männern?

Der Staat versucht, bedürftige Männer auf andere „Register“ zu verteilen und versucht nicht, „potenziell gefährdete“ Typen zu identifizieren.

Alina Vozniuk für Hook

Aus dem Russischen von Irina Radu

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